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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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ins Geschirr und das Fuhrwerk setzte sich polternd in Bewegung. Zacharias entdeckte ein Astloch und schaffte es, hindurchzuspähen, obwohl er sich dabei fast den Hals verrenkte. Aber er konnte nur wenig mehr sehen als einen kleinen Ausschnitt der Hauswände, an denen sie vorbeirumpelten. Es war völlig unmöglich, sich zu orientieren und zu erkennen, ob der Bucklige sein G espann wirklich in Richtung des Stadttores lenkte. Aber der Weg zum Stadttor war kurz. Wenn sie nicht sehr schnell dort ankamen, konnte er sicher sein, dass Jonas falsches Spiel mit ihm trieb.
    Die gepresste Stimme des Buckligen riss ihn aus seinen Gedanken. „Es geht los! Wir sind am Tor. Kein Mucks jetzt!“
    Zacharias Magen fühlte sich plötzlich an, als würde eine Bowlingkugel aus Eis darin umherrollen. Jonas hatte also Wort gehalten, doch konnte er sich im Moment nicht so recht darüber freuen. Er lauschte atemlos.
    „Zügel den verdammten Ochsen, Kerl!“ Das musste eine der Wachen am Stadttor sein. Dann ein Geräusch, als würde ein Stock energisch auf die Steine des Straßenpflasters gestoßen, wahrscheinlich das Ende einer Hellebarde. Das Rumpeln und Stoßen des Fuhrwerks verstummte, als Jonas anhielt.
    „Was ist Euer Begehr? Ich bin ein ehrlicher Bürger und habe ein Recht, diese Stadt zu verlassen, wann immer ich will!“
    Die Empörung in der Stimme des Buckligen hörte sich wirklich echt an, dachte Zacharias bewundernd. Schwere Schritte näherten sich dem Wagen. Durch das Astloch konnte er nur die Beine des Mannes sehen, der an das Gefährt herantrat.
    „Befehl des Burgvogts! Alle Karren und Wagen, die aus der Stadt fahren, werden durchsucht.“
    „Ich habe nichts zu verbergen.“
    Das war wieder der Bucklige, sehr höflich jetzt, fast unterwürfig klang er. „Bitte seht Euch meinen Wagen genau an. Darf ich fragen, auf wen oder was sich Eure Suche erstreckt?“
    „Ein Gefangener ist aus der Burg entkommen“, gab der Wachtposten mürrisch zurück. „Ein Junge, braunes Haar, vielleicht dreizehn Jahre alt. Ziemlich groß soll er sein.“
    „Das ist ja wohl ein schöner Galgenvogel, wenn er es schafft, die Festungsmauern unseres verehrten Grafen hinter sich zu lassen.“
    Zacharias hörte, wie sich die Schritte auf die andere Seite des Wagens bewegten.
    „Was hast du geladen? Nur dieses Stroh?“, fragte der Wächter misstrauisch.
    „Ja, Herr. Mein Weg führt mich weit fort von hier. Das Stroh ist für meinen braven Ochsen gedacht, damit ich ihn bei Kräften ...“
    „Verschone mich mit deinem Geschwätz! Es interessiert mich einen Dreck, was dein alter Ochse frisst. Da ist also nur Stroh auf dem Wagen? Wollen doch mal sehen!“
    Zacharias zuckte zusammen. Was bedeutete das? Gleich darauf wurde ihm klar, dass es eine sehr gute Idee von Jonas gewesen war, ihn nicht einfach unter dem Stroh zu verstecken. Er hörte ein schleife ndes Geräusch, als ob ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde und nur eine Sekunde später wusste er, dass es tatsächlich ein Schwert gewesen war. Ein ums andere Mal hieb der Wächter die Klinge in das Stroh, hackte sie in den Holzboden des Karrens und Zacharias hoffte inständig, dass das dünne Brett über ihm hielt und der hohle Klang des Wagenbodens nicht auffallen würde.
    Jonas räusperte sich. „Ich wäre Euch sehr verbunden, Herr, wenn Ihr meinen Wagen unversehrt lassen könntet. Ihr müsst wissen, es ist mein einziger Besitz und ich ...“
    „Ach, halt den Mund und mach, dass du weiterkommst“, schnaufte der Wächter unwirsch. Zacharias hörte voller Erleichterung, wie er das Schwert zurück in die Scheide fahren ließ. Es war das schönste Geräusch, das er sich vorstellen konnte.
    „Hoo“, rief Jonas und ließ die Zügel schnalzen. „Habt Dank für Euer Vertrauen, Herr! Hoo!“
    Der Ochse zog an, und klappernd und rüttelnd holperte das Fuhrwerk weiter, aus dem Stadttor hinaus, in die weite Ebene.

Abschied
    Eigentlich konnte es nicht mehr weit bis zum Ende des Waldes sein. Zu beiden Seiten des Weges hielt dichtes Gebüsch die mächtigen Baumstämme umklammert. Der Boden war lehmig und aufgeweicht vom Regen und machte das Gehen mühsam.
    Zacharias stolperte müde voran, so lange war er schon unterwegs, seit er aus seinem Versteck in Jonas' Karren geklettert war. Er hatte gehofft, dass der Bucklige ihn noch ein Stück auf dem Wagen mitnehmen würde, aber Jonas hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass seine Unterstützung mit der geglückten Flucht aus der Stadt beendet

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