Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
war.
„Nein, Junge“, hatte Jonas am Ende der Ebene gesagt, dort, wo der Weg steiler wurde und hoch über ihnen der Wald fast über den Felsen herabzustürzen schien.
„Bis hierher und keine Elle weiter. Ich habe schließlich noch anderes Tagwerk zu verrichten, als Kopf und Kragen für dich zu riskieren. Da kannst du tausendmal von Gerald geschickt sein. Viel Glück auf deinem weiteren Weg, wo immer er dich hinführen mag!“
Und dann hatte er dem Ochsen einen Schlag mit der Gerte versetzt, das Fuhrwerk gewendet und war davongerumpelt.
Zacharias hatte Jonas nun wirklich nicht sonderlich sympathisch gefunden, aber ganz auf sich gestellt und den langen, gefährlichen Weg durch den düsteren Wald vor sich, war er sich doch ziemlich verla ssen vorgekommen.
Aber er hatte nicht gezögert, sondern war einfach losmarschiert. Mittag war schon lange vorbei gewesen und er hatte nicht die mindeste Lust verspürt, das letzte Stück des Weges durch den unheimlichen Wald im Dunklen zurückzulegen.
Jetzt schmerzten seine Muskeln, die Füße in den gewickelten Lederlappen taten ihm weh, doch er gönnte sich keine Pause. Sehnsüchtig wünschte er den Moment herbei, in dem sich der Wald lichten würde und er gewiss sein konnte, dass es nur noch ein kurzes Stück bis zum Dorf war. Er hatte schon daran gedacht, einfach an den Hütten vorbei direkt zu der Waldlichtung zu laufen, wo hoffentlich der Zeittunnelaktivator unbeschadet und funktionstüchtig im Gebüsch bei den Sachen des Professors auf ihn wartete.
Aber dann hatte er sich dagegen entschieden. Nach allem, was passiert war, konnte er sich nicht einfach davonmachen. Es würde nicht lange dauern, sich von Hanna und ihrer Familie zu verabschieden und außerdem wollte er ihr unbedingt noch das Geschenk geben, das er im Laboratorium für sie geschnitzt hatte. Das Abschiedsgeschenk, dachte er bekümmert. Natürlich konnte er es kaum erwarten, endlich wieder bei Mama, Papa und Zinchen zu sein, aber trotzdem war es traurig, dass er Hanna nie wieder sehen sollte. Wie ein unüberwindl icher Ozean würden die Jahrhunderte zwischen ihnen stehen.
Es begann zu dämmern, und er beschleunigte seine Schritte. Vor dem dunkler werdenden Himmel zeichneten sich die knorrigen, nackten Äste der Bäume schwarz und bedrohlich ab, und er versuchte, nicht an die Wegelagerer zu denken, deren Jagdrevier die schmalen Waldpfade waren und die sich eine leichte Beute wie ihn sicher nicht en tgehen lassen würden.
Er kniff die Augen zusammen. Täuschte er sich oder wurde es ein gutes Stück weiter vorn tatsächlich heller? Den grauen Schimmer fest im Blick, begann er zu laufen und rannte, bis er endlich außer Atem den Waldrand erreichte.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er zurückblickte. Die Stelle, wo sich der Pfad zwischen den Stämmen verlor, erinnerte ihn an einen riesigen, aufgerissenen Schlund, der auf Beute wartete.
Über ihm hing der volle Mond wie ein fleckiger Lampion tief am Himmel und tauchte das Dorf in sein geisterhaftes, weißes Licht. Niemand war zu sehen und nur vereinzelt drang ein schwacher Feuerschein durch die Ritzen der Fensterluken.
Dann stand er vor Hannas Hütte. Er klopfte an und schob die Tür auf. Eine einzelne Kerze brannte auf dem Tisch. Ringsherum saßen Herlinde, Hanna und Arne und starrten ihn an, als wäre ihnen gerade ein Geist erschienen. Hanna fasste sich als Erste.
„Du ... du bist frei? Der Graf hat dich nun doch gehen lassen?“
„Na ja“ antwortete Zacharias, „so kann man das eigentlich nicht sagen.“
Herlinde stand auf. „Leg erst mal deinen Umhang ab. Willst du etwas essen?“
Plötzlich spürte Zacharias, wie hungrig er war. Er nickte dankbar. Allerdings war ihm auch nicht entgangen, wie ernst Herlinde geblieben war. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie über sein neuerliches Au ftauchen sonderlich erfreut war. Sie schnitt eine dicke Scheibe von einem Brotlaib und reichte ihm ein Stück Käse dazu. Gierig biss er hinein.
„Erzähl endlich!“, drängte ihn Hanna. „Was ist passiert? Wir waren sicher, dass wir nie wieder etwas von dir hören würden!“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Als wir gehen durften, hat uns einer der Wächter gesagt, dass ihr tatsächlich Gold gemacht habt und dass euch der Graf auf keinen Fall freilassen wird, damit er noch mehr davon bekommt. Wie ist euch das bloß gelungen? Kennt dein Meister wirklich eine geheime Formel?“
Zacharias spülte das letzte Stück Brot mit einem Schluck Wasser hinunter
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