Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
auf dem Marktplatz, wovon Jonas schon gehört hatte, und er verschwieg auch nicht seine Flucht aus der Burg und dass der Burgvogt mit seinen Männern draußen in den Straßen unterwegs war, um ihn zu finden.
Der Bucklige hatte ihm aufmerksam zugehört und nur einmal laut aufgelacht, als Zacharias beschrieb, wie Hannas Stein den Burgvogt an der Stirn getroffen hatte. Jetzt lehnte er sich zurück und strich mit der Zunge über die fleischigen Lippen.
„Die Dinge liegen einfach. Du musst so schnell wie möglich raus aus der Stadt. Der Burgvogt wird nicht aufgeben. Wenn sie dich in den Gassen nicht finden, werden sie anfangen, jedes einzelne Haus zu durchsuchen.“
„Also werdet Ihr mir helfen?“, fragte Zacharias hoffnungsvoll.
„Gerald hat dir meinen Namen genannt. Damit zählst du zu unserem Kreis. Ja, ich werde dir helfen. Komm mit.“
Jonas erhob sich und schob an der rückwärtigen Wand des Zimmers einen zerschlissenen, schmutzigbraunen Vorhang beiseite. Zacharias folgte ihm in den schmalen Gang, der hinter dem Stoff sichtbar wurde. Am Ende des Ganges stieß Jonas eine Tür auf, die in einen Innenhof führte. Ein magerer, braungefleckter Ochse döste in einer Ecke und machte sich nicht die Mühe, die Ankömmlinge sonderlich zu beachten. Hinter einem grünen, mit einem Holzbalken verschlossenem Tor lag offensichtlich die Straße. Davor wartete ein vierrädriges, massiges Fuhrwerk.
Zacharias fragte sich, warum Jonas ihn hierher geführt hatte. Schließlich konnte er sich ja wohl kaum neben den Buckligen auf den Kutschbock des Karrens setzen und fröhlich zum Stadttor hinaus fahren. Doch Jonas kümmerte sich nicht um seine skeptische Miene. Mit geübten Griffen spannte er den Ochsen an.
Dann grinste er Zacharias verschwörerisch zu und entfernte eines der Bretter, aus denen der Boden des Fuhrwerks gezimmert war. Darunter fand sich ein schmaler Hohlraum, der wegen der massiven Bauweise des Karrens von außen so gut wie unsichtbar war. Wer nichts von dem doppelten Boden wusste, würde bestimmt nicht auf die Idee kommen, unter dem Wagenboden nach einer weiteren Transportmöglichkeit zu suchen.
Ob Jonas darin seine Hehlerware beförderte? Die Beute zum Beispiel, die er von Gerald und seiner Räuberbande bekam? Kein schlechtes Versteck. Allerdings wurde Zacharias bei dem Gedanken, sich selbst durch die schmale Öffnung in die enge Holzkiste unter dem Karren zwängen zu müssen, ziemlich mulmig. Da drinnen eingepfercht würde er sich nicht einen Zentimeter bewegen können.
„Ich glaube nicht, dass ich da reinpasse“, meinte er vorsichtig.
„Du musst dich auf die Seite legen und die Beine anziehen. Dann wird’s schon gehen. Ist ja nur, bis wir aus der Stadt raus sind.“
Zacharias gab die Hoffnung nicht auf. „Aber ich könnte mich doch oben auf die Ladefläche legen. Wenn Ihr mich mit genügend Stroh zudeckt, wird mich niemand sehen.“
Der Bucklige hob abwehrend die Hand. „Schlag dir das aus dem Kopf. Wenn die Wachen am Tor schon alarmiert sind, werden sie alle Karren und Wagen durchsuchen, die die Stadt verlassen. Könnte sein, dass sie mit ihren Hellebarden in so einen vorüberfahrenden Strohhaufen stechen, nur so zur Sicherheit, dass sich niemand drin versteckt.“
Er spuckte aus und rieb sich mit dem Ärmel über den Mund. „Mir könnte es ja egal sein, ist ja nicht mein Hintern, den es trifft. Aber ich habe keine Lust, wegen dir mit dem Kerker Bekanntschaft zu machen. Also, entweder du steigst in die Kiste oder du siehst zu, wie du alleine aus der Stadt kommst. Vielleicht hast du ja Glück.“
Zacharias zögerte. Konnte er Jonas wirklich vertrauen? Wer sagte ihm, dass der Bucklige ihn nicht einfach bei dem Burgvogt abliefern würde, wenn er erst einmal in dem Wagenboden eingeschlossen war? Andererseits – er konnte froh sein, dass er Jonas gefunden hatte. Es gab keinen Ersatzplan mehr. Wenn er aus der Stadt hinaus wollte, musste er die Fahrt im Ochsenkarren wagen.
„Ich fahre mit“, sagte er, kletterte auf den Wagen und zwängte sich in den Hohlraum, indem er seine Beine so eng wie möglich an den Körper zog und die Arme vor der Brust anwinkelte. Wie er schon befürchtet hatte, konnte er sich kaum bewegen. Aber er merkte schnell, dass er durch die Ritzen zwischen den Brettern genug Luft bekam und so versuchte er, ruhig zu bleiben und sich auf die Geräusche in seiner Umgebung zu konzentrieren.
Es rüttelte und quietschte, als Jonas das schwere Hoftor aufschob. Dann legte sich der Ochse
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