Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
schafften es kaum, mit den Wassermengen fertig zu werden, die auf die Scheibe prasselten.
Mama beugte sich über die Karte, die sie auf den Knien hielt. „Ich glaube, du musst da vorne rechts abbiegen.“
„Wird gemacht.“
Papa fuhr in die Straße hinein, die so schmal war, dass sie weder Mittel- noch Randstreifen hatte und zwei Autos kaum aneinander vorbeifahren konnten. Eigentlich handelte es sich eher um einen asphaltierten Weg als eine richtige Straße.
„Aber hier geht’s doch nicht in die Stadt. Das ist eher die entgegengesetzte Richtung.“ Papa bremste und hielt den Wagen an.
„Der Makler hat zwar gesagt, dass die Villa ein ganzes Stück vom Stadtrand entfernt liegt, aber dass es so weit außerhalb sein soll, hätte ich nicht gedacht.“
„Du kannst die Karte ja selber lesen, wenn du es besser weißt“, sagte Mama gereizt. „Ich bin sicher, dass wir hier richtig sind. Außerdem hättest du ja rechtzeitig das Navigationsgerät reparieren lassen können, wenn du mir nicht traust.“
„Schon gut, schon gut. Ich hab´s einfach nicht geschafft, den Wagen vor dem Umzug noch in die Werkstatt zu geben.“ Papa tätschelte beschwichtigend Mamas Knie. „Außerdem weiß ich doch, dass ich mit der besten Kartenleserin des Universums verheiratet bin. Ich hätte halt nur nicht gedacht, dass die Villa so einsam liegt.“
„Aber die Adresse stimmt.“
Mama war nun deutlich friedlicher gestimmt. Sie zeigte auf das Straßenschild, das in dem dichten Regen nur undeutlich zu erkennen war.
„Das hier ist die Alte Landstraße und in ein paar Kilometern zweigt der Erlenweg ab.“
„Vielleicht ist es nur eine Abkürzung zum nächsten Stadtviertel und die Villa liegt doch ganz nah am Stadtrand?“ Zacharias schaute hoffnungsvoll durch die Windschutzscheibe auf den Weg, der sich ein Stück weiter vorn im Wald verlor.
„Nein, das glaube ich nicht.“ Mama schaute angestrengt auf die Karte. „So wie es aussieht, endet der Erlenweg mitten im Wald.“
„Also weiter!“ Papa löste die Handbremse und gab Gas. „So langsam kriege ich Hunger, und einen Kaffee könnte ich auch vertragen.“
Gemächlich rollten sie die Alte Landstraße entlang, und als sie in den Wald hinein fuhren, schien es noch ein wenig dunkler zu werden.
„Das ist aber duster“, sagte Zinchen, die gerade aufgewacht war. Sie presste ihre kleine Nase an die Scheibe. „Wenn das immer so ist, möchte ich hier lieber nicht wohnen.“
„Nun wart es mal ab. Bei so einem Wetter ist es überall ungemütlich.“
Mama beugte sich vor und spähte durch die Windschutzscheibe in das schmale Stück Himmel, das zwischen den Baumwipfeln sichtbar war. „Ich glaube, das Gewitter ist gleich vorbei, es regnet auch schon viel weniger.“
Das stimmte, Papa hatte die Scheibenwischer bereits auf halbe Geschwindigkeit gestellt, und als sie in den Erlenweg einbogen, schien es bereits wieder etwas heller zu werden. Ein paar winzige Häuser standen wie vergessen nebeneinander am Straßenrand. Jedes von ihnen hätte einen neuen Anstrich gebrauchen können, aber die Gä rten waren groß und voller Blumen, auf denen die Regentropfen glitzerten.
„Zwei, vier, sechs, acht, zehn“, las Mama die Hausnummern, „Jetzt müsste eigentlich die Villa kommen.“
Aber als sie das letzte Haus mit der Nummer Zehn hinter sich gelassen hatten, war da keine Villa, sondern nur Wald.
„Das gibt’s doch nicht,“ sagte Papa verdrießlich. „Es muss doch hier sein“.
„Lass uns lieber umkehren.“ Mama faltete die Straßenkarte zusammen. „Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Erlenweg in Sonningen und wir sind hier doch falsch.“
„Na na.“ Papa schmunzelte. „Die beste Kartenleserin des Universums will einfach aufgeben? Nichts da, lass uns erst noch mal ein Stück weiterfahren!“
Der Erlenweg war fast noch schmaler als die Alte Landstraße und so fuhr Papa immer noch langsam, obwohl der Regen so gut wie aufgehört hatte und nur noch ein paar vereinzelte Tropfen auf die Scheiben fielen.
Nach ein paar Minuten Fahrt öffnete sich der Wald allmählich zu einem weiten, mit Gras bewachsenen Platz. Mitten auf der Lichtung erhob sich zwischen vereinzelten Bäumen und erhabenen, hoch gewachsenen Büschen ein riesiges, zweistöckiges Haus. Sicher hatte es schon bessere Zeiten gesehen, aber immer noch war es beeindruckend und mit den dicken, grauen Steinquadern, aus denen das gesamte Erdgeschoss gebaut war, erinnerte es an eine Burg.
„Da ist es!“, rief Zinchen
Weitere Kostenlose Bücher