Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Armee von Möbelpackern damit beschäftigt, Möbel und Umzugskartons hinaus aus dem Haus zur Garageneinfahrt zu schleppen. Halb auf der Straße, halb rückwärts in der Einfahrt war ein Lastwagen mit geöffneter Laderampe geparkt, in dem Kiste für Kiste und Möbelstück für Möbelstück verschwand.
Zacharias ging durch die offene Haustür, wo gerade einer der Männer seine Last abgesetzt hatte, sich mit einem schmutzigen Tasche ntuch über die Stirn wischte und etwas von „Ziegelsteinen in Umzugskisten“ murmelte.
In der fast leeren Küche standen Mama, Papa und Zinchen und futterten Currywurst mit Pommes. Ein Mittagessen ganz nach Zacharias' Geschmack. Wer hätte gedacht, dass so ein Umzug durchaus auch seine guten Seiten hatte?
„Guten Tag, mein Sohn“, begrüßte ihn Papa und stellte seinen Pappteller weg. „Ich möchte dir eine Frage stellen, die du an einem so besonderen Tag wie heute wohl kaum abwarten kannst.“
„Schon gut, Paps!“ Zacharias schaute um sich, in der Hoffnung, dass auch für ihn irgendwo noch eine Tüte mit Currywurst bereitstand. „Mein Zeugnis ist ziemlich gut. Ich zeig´s dir gleich.“
„Wer redet hier von Zeugnissen?“ Papa trug plötzlich eine überaus strenge Miene zur Schau.
„Viel lieber hätte ich gewusst, wie du dazu kommst, Herrn Göttchens Rosengarten mitsamt Herrn Göttchen und seinem Dackel unter Wasser zu setzen?“
Zacharias wurde auf einmal ganz warm. Woher wusste Paps denn das nun schon wieder?
„Herr Göttchen hat heute Morgen angerufen und sich über dich beschwert“, ergänzte Mama. „Er hat so laut gebrüllt, dass ich den Tel efonhörer ein gutes Stück vom Ohr weghalten musste.“
„Und ... was hast du gesagt?“ Zacharias trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Ich habe ihm gesagt, dass ihm die kleine Abkühlung sicher ganz gut getan hat“, sagte Mama fröhlich und jetzt merkte Zacharias, dass auch Papas Mundwinkel zuckten, und dann lachten beide und Papa sagte, er wäre Zacharias wirklich dankbar, wenn so etwas nicht allzu oft vorkommen würde.
Zumindest in diesem Augenblick war Zacharias sehr sicher, dass er die besten Eltern auf der ganzen Welt hatte.
Die alte Villa
Am Samstagmorgen hatte die Spedition die letzten Möbel abgeholt. Danach waren Mama, Papa, Zacharias und Zinchen noch einmal zusammen durch das leere Haus gegangen. Mama hatte gesagt, es sei wichtig, Abschied zu nehmen, bevor man etwas Neues anfängt, und das fand Zacharias auch.
Papa hatte mit dem Umzugsunternehmen vereinbart, dass der Hausrat nachmittags in Sonningen angeliefert werden sollte. Sie selber würden mit dem Auto fahren und rechtzeitig vor Eintreffen des Lastwagens dort sein.
Zinchen war gleich nach der Abfahrt eingeschlafen, und sie schlief immer noch, als Papa ziemlich flott in die Autobahnausfahrt Richtung Sonningen einbog. Mama hielt sich an dem Griff über der Be ifahrertür fest und begann, mit Papa zu schimpfen, weil er immer so rasen würde. Mama war eine ziemlich ängstliche Beifahrerin, und am liebsten fuhr sie überhaupt gleich selbst.
„Wenn nur Frauen Auto fahren dürften, gäbe es viel weniger Unfälle auf der Welt.“ Mama äußerte diese Meinung oft und gern, doch meistens antwortete Papa darauf nicht, sondern schnaufte nur ein bisschen durch die Nase oder seufzte leise.
„Ist es noch weit?“
Wenn Zacharias auf etwas überhaupt keine Lust hatte, dann auf einen Krach zwischen Mama und Papa. Es erschien ihm in keiner We ise angemessen, so kurz vor dem neuen Zuhause zu streiten.
„Nein“, brummte Papa, „höchstens noch eine halbe Stunde.“
Es konnte also noch ziemlich lange dauern, denn wenn Papa im Auto von einer halben Stunde sprach, war das selten eine ernst gemeinte Zeitauskunft, sondern ein Trick, um den Rücksitz möglichst lange friedlich zu halten. Jedenfalls war eine „Noch-fernsehen-dürfen-halbe-Stunde“ in aller Regel sehr viel kürzer als eine „Im-Auto-fahren-halbe-Stunde“.
„Und wie heißt die Straße, in der unser neues Haus steht?“
„Es ist der Erlenweg Nummer 12“, sagte Mama, „Erlenweg ... klingt das nicht schön?“
Diesmal hatte Papa mit der halben Stunde ausnahmsweise recht gehabt. Nach kaum dreißig Minuten auf der Hauptstraße erreichten sie den Stadtrand. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, die Hitze der vergangenen Tage entlud sich in einem Gewitter, es donnerte und blitzte, und über den Himmel zogen schwere, dunkle Wolken. Papa fuhr jetzt sehr langsam, die Scheibenwischer
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