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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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Mich dünkt, daz er genislich ist. “
    Genislich. Komisches Wort, dachte Zacharias. Irgendwie klang es wie ... genesen. Bestimmt wollte Hanna ihm sagen, dass der Professor auf dem Wege der Besserung war.
    Er nickte, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte. „Das wäre schön.“
    „ Schône? “, wiederholte Hanna.
    „So ähnlich“, grinste Zacharias, stand auf und klopfte sich die Strohhalme aus den Kleidern. „Ich glaube, mit ein bisschen Übung können wir uns bald prima unterhalten.“
    Ihr ratloser Gesichtsausdruck sagte ihm, dass er viel zu schnell geredet hatte. Er machte eine Handbewegung, um ihr zu zeigen, dass es nicht so wichtig gewesen war.
    Hanna nahm ihrem Bruder die Schleuder ab und hängte sie über einen Holzspan, der zwischen zwei Balken der Hüttenwand geklemmt war.
    „ Mûder in vremde Dorf. Helfe vür Geburt. Dû unser Dorf sên? “
    Sie hatte langsam und sehr deutlich gesprochen, und er hatte den Eindruck, dass er anfing, sie trotz der seltsamen Betonung, die sie vielen Worten gab, besser zu verstehen. Und ob er das Dorf sehen wollte!
    „Ja!“, antwortete er so begeistert, dass sie ihn schon wieder auf diese merkwürdige Weise ansah, so, als wäre er nicht ganz bei Sinnen. Er beeilte sich, sein Schuhwerk anzulegen. Bei dem Schnüren der Lederlappen schien er sich ziemlich ungeschickt anzustellen, wie er aus ihrem amüsierten Lächeln schloss.
    „Wird Zeit, dass ihr einmal ein paar ordentliche Schnürsenkel erfindet“, brummte er, warf seinen Umhang über die Schultern und schloss ihn vor der Brust mit der gebogenen, bronzefarbenen Nadel.
    „Von mir aus kann´s losgehen!“
    Als Hanna die Tür öffnete, fuhr ihm der Wind in die Haare. Es war noch kälter als am Tag zuvor, und fröstelnd zog Zacharias seinen Umhang fester um die Schultern.
    Mit einer einladenden Bewegung deutete Hanna auf die Handvoll ärmlicher Hütten, die sich unter dem schneidenden Ostwind duckten und sich wie eine Herde Schafe aneinander zu schmiegen schienen.
    „ Daz ist mîne werlt “, sagte sie lächelnd. „ Lôs, kom! “
    Nur einen Wimpernschlag später erhob sich die Sonne über dem Nebel am Horizont und ließ den Himmel in einem tiefen Blau erstrahlen. Der Wind wurde schwächer, und das helle Sonnenlicht zauberte einen Hauch Wärme auf Zacharias Gesicht. Die klare Luft tat gut, und er konnte es kaum erwarten, mehr von Hannas Dorf zu sehen. Wenn er schon nicht nach Hause konnte, wollte er wenigstens soviel wie möglich von dieser Welt kennenlernen, für die er sich schon so lange interessierte.
    Die Hütten des Dorfes waren in unregelmäßigen Abständen um einen freien, nicht sonderlich geräumigen Platz aus festgestampfter Erde angeordnet. Alle Behausungen waren von ähnlicher Bauweise. Auf Wänden aus schweren Holzbalken ruhten die mit Stroh gedeckten Dächer. Soweit er sehen konnte, waren die Fensterluken der meisten Hütten geschlossen. In der Mitte des menschenleeren Platzes leistete ein kahler, knorriger Baum einem aus groben Steinen gemauerten Brunnen Gesellschaft. Hanna erklärte ihm, dass das der Dorfbrunnen war, an dem sich die Bewohner mit Wasser versorgten.
    An eine etwas größere Hütte schloss sich ein mannshoher, offener Backofen aus roten Steinen an. Ein kräftiger Mann stocherte in den Flammen. Er schien die Kälte nicht zu spüren, denn er trug nur ein dünnes Hemd. Auf seinem dicken, roten Nacken glitzerte der Schweiß. Er legte einen Teigklumpen auf eine flache Schaufel und schob ihn in den Ofen. Als er Hanna und Zacharias bemerkte, warf er ihnen einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts.
    „ Er ist ein bôsewiht und hât niht vil der êre “, flüsterte Hanna und zog Zacharias weiter.
    Auch wenn er nicht alles verstand, was sie ihm jetzt sagte, so begriff er doch, dass es im ganzen Dorf nur diesen einen Backofen gab. Nach dem Gesetz des Grafen von Sonningen durfte niemand im Dorf sein Brot selbst backen. Statt dessen musste der Teig zu diesem Mann gebracht werden, der sich das Brotbacken teuer bezahlen ließ. Auch wenn er den größten Teil seiner Einnahmen an die Obrigkeit abgeben musste, so war es doch kein Wunder, dass er im Dorf nicht sonderlich beliebt war.
    Ein jämmerliches Quieken ließ sie aufhorchen. Hinter der nächsten Hütte trafen sie auf zwei Männer, die sich gerade daran machten, ein Schwein zu schlachten. Das Tier war mit seinen Hinterläufen kopfüber an eine kreuzförmige Balkenkonstruktion gebunden. Es zappelte voller Panik, und das Quieken wurde immer

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