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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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unsere Reise in wenigen Tagen fortsetzen können.“
    Er trat einen Schritt zur Seite und deutete auf Zacharias. „Mein junger Begleiter hat mir berichtet, dass es mir wohl schlecht ergangen wäre, hättet Ihr Euch meiner nicht angenommen. Ich danke Euch von Herzen dafür, dass Ihr mir Eure Heilkunst habt angedeihen lassen.“
    Nun wandte er sich an Hanna. „Und auch dir danke ich für deine Hilfe. Wie ich hörte, bist du im Umgang mit der Schleuder sehr geschickt.“
    Zacharias hörte bewundernd zu, wie flüssig dem Professor die alte Sprache von den Lippen ging. Die Betonung der einzelnen Worte hörte sich bei ihm zwar nicht genauso an wie bei Hanna und Herlinde, doch verstanden ihn die beiden ohne Probleme.
    Professor Freising richtete das Wort wieder an Hannas Mutter. „Ich denke mir, dass Ihr unseretwegen in den vergangenen Tagen beträchtliche Aufwendungen hattet.“
    Er zog einen schmalen goldenen Reif vom Ringfinger seiner linken Hand und reichte ihn Hannas Mutter. „Ich bitte Euch, nehmt diesen Ring für Eure Gastfreundschaft und als Entlohnung für Eure Heilkunst.“
    Herlinde nahm den Ring und wog ihn in der Hand. „Dieser Reif scheint sehr kostbar zu sein, Meister Freisius. Er ist sicherlich mehr wert als die Mahlzeiten für Euren Neffen und die Hilfe, die ich Euch zuteilwerden ließ.“
    „Was kann kostbarer sein als das Leben?“ entgegnete der Professor lächelnd. „Ihr und Eure Tochter habt mich davor bewahrt, vor meiner Zeit diese Welt zu verlassen. Ich bitte Euch also, nehmt diesen Ring.“
    „Dann sei es“, sagte Hannas Mutter und ließ den Ring in eine Tasche ihres Gewandes gleiten. „Ihr müsst hungrig sein, und wir sind es auch. Es war ein langer Tag und ein weiter Weg. Lasst uns mit einem guten Essen feiern, dass es Euch besser geht.“
    Da bin ich ja mal gespannt, dachte Zacharias. Er rechnete bestenfalls mit einer Extraportion Erbsbrei. Doch er sollte feststellen, dass er sich getäuscht hatte, denn Hanna und ihre Mutter hatten für ihre Arbeit an diesem Tag reichen Lohn erhalten.
    Sie berichteten, dass sie in einem der Nachbardörfer bei einem Plattner gewesen waren, dem ein ausschlagendes Pferd den Kiefer ze rtrümmert hatte.
    „Was ist ein Plattner?“, fragte Zacharias. Er nahm an, dass es sich um eine Berufsbezeichnung handelte, doch konnte er sich nicht erinnern, in einem seiner Bücher darüber gelesen zu haben.
    Seltsamerweise antworte niemand. Statt dessen erntete er verwunderte Blicke und hochgezogene Augenbrauen. Plötzlich wusste er, was er falsch gemacht hatte. Er hatte nach etwas gefragt, das im Mittelalter so selbstverständlich war wie in seiner eigenen Zeit der Automechaniker.
    „Der Hunger scheint meinem jungen Neffen aufs Gehirn zu schlagen“, half ihm der Professor aus der Patsche.
    „Wir haben nämlich selbst einen Plattner in der Familie. Ihr müsst wissen, er macht hervorragende Brustpanzer, die schon manch Edlen vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Und nicht nur das. Er verziert die Panzer mit wunderbaren Gravuren, beherrscht auch die Kunst der Ätzmalerei mit Salpetersäure und ist weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus bekannt.“
    Hannas Mutter nickte. „Ebenso wie der, dem wir heute den Kiefer gerichtet haben. Sein Handwerk hat ihn wohlhabend gemacht und er hat mich für meine Dienste gut entlohnt.“
    Zu Zacharias Erleichterung ging sie nicht weiter auf seinen Fehltritt ein, sondern öffnete ihren Sack und zog einen großen Laib dunkles Brot, ein noch größeres Stück Käse und eine mächtige Fleischkeule hervor. Es dauerte nicht lange und der köstliche Duft nach Gebratenem durchzog die kleine Hütte.
    Und so kam es, dass Zacharias sich zum ersten Mal, seit es ihn in diese fremde Welt verschlagen hatte, richtig satt aß. Lange saßen sie an diesem Abend noch auf den Bänken an dem einfachen Holztisch, schnitten sich immer noch ein weiteres Stück von dem herrlichen Braten herunter, und der Professor berichtete von dem Leben als reisender Gelehrter. Von den Städten erzählte er, die er mit seinem Neffen Zacharias bereist hatte, von Burgen, die nach seinen Plänen errichtet worden waren, von Fürsten, die er in wichtigen Fragen beraten hatte, und das alles klang so wahr und spannend, dass Zacharias es fast schon bedauerte, all diese Abenteuer nicht in Wirklichkeit erlebt zu haben.
    Als er viel später mit wohlgefülltem Bauch schläfrig auf seinem Strohsack lag und das zufriedene Schnarchen des Professors hörte, war er endlich sicher, dass die

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