Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Deshalb wissen wir zwangsläufig nur über einen kleinen Ausschnitt der damaligen Sprache wirklich Bescheid. Wir kennen sie nur so, wie sie aus den wenigen erhalten gebliebenen Büchern und Dokumenten hervorgeht. Aber wir haben keine Ahnung davon, wie die Menschen in ihrem Alltag wirklich gesprochen haben. Warum also sollte es nicht so sein, dass man sich mit ein bisschen Übung unterhalten kann?“
„Bei mir war es genau so, wie Sie sagen“, gab Zacharias dem Professor recht. „Eigentlich ist es eher die Betonung, die mir Schwierigke iten macht. Aber wenn die Leute nicht zu schnell sprechen, geht es ganz gut.“
Der Professor kratzte sich ausgiebig. „Haben dich Hanna und ihre Mutter eigentlich nicht gefragt, woher wir gekommen sind?“
„Na, und ob sie mich gefragt haben. Öfter als mir lieb war!“
„Und? Was hast du gesagt?“
„Ich habe erzählt, dass Sie mein Onkel und Lehrmeister sind und ich Sie auf Ihren Reisen begleite. Wir ziehen umher, um die Welt kennenzulernen.“
„Keine schlechte Idee. Vor allem ich froh, dass du nichts über unsere Zeitreise gesagt hast.“
„Ich bin doch nicht blöd! Ist mir schon klar, dass man sich hierzulande nicht unbedingt über Besuch aus der Zukunft freut.“ Zacharias schwieg einen Moment. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“
„Ganz einfach. Wir bleiben noch ein paar Tage hier, bis ich wieder richtig laufen kann. Dann verabschieden wir uns in aller Form, holen mein Gepäck aus dem Versteck unter dem Busch und machen uns auf die Rückreise. Wenn der Burgvogt nicht wäre, würde ich mich ja gerne noch ein paar Tage umsehen. Aber das ist jetzt zu gefährlich.“
Der Professor verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. „Ich werde schon mal meine nächste Zeitreise planen. Dann suche ich mir aber ein Jahr aus, in dem Wilfried von der Gaag nicht hinter mir her ist.“
„Ist denn die Rückkehr für uns beide so ohne Weiteres möglich?“, fragte Zacharias, überrascht, dass auf einmal alles so leicht sein sollte.
„Nun, es ist nicht so einfach, wie Eisenbahn fahren. Aber so furchtbar schwierig ist es auch nicht. Wie gesagt, ich brauche nur den Sack aus unserem Versteck. Da ist der ZTA drin, und wenn ich den erst habe, dann ...“
„ZTA?“ unterbrach ihn Zacharias, „was ist das denn schon wieder?“
„Der Zeittunnelaktivator. Das ist der Apparat, von dem ich gesprochen habe. Ich brauche ihn, um die Zeittunnelmaschine zu aktivieren und den genauen Platz zu bestimmen, wo sie uns abholen soll. Wenn das passiert ist, kann es sofort losgehen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Maschine zwei Menschen gleichzeitig transportieren kann. Nach meinen Berechnungen spricht zwar nichts dagegen, aber ehrlich gesagt, möchte ich es nicht ausgerechnet jetzt probieren.“
Das war Zacharias sehr recht. Bloß keine Experimente. „Aber wie wollen wir es dann machen?“
„Ganz einfach. Zuerst schicke ich dich durch die Zeit, und wenn du weg bist, mache ich mich selbst auf den Weg.“
Das hörte sich nach einem guten Plan an. Natürlich wäre Zacharias am liebsten sofort aufgebrochen. Aber es war klar, dass der Professor richtig gesund sein musste, um den Weg zur Lichtung zurücklegen zu können. Die paar Tage musste er sich eben noch gedulden. Hauptsache, er kam endlich nach Hause!
Der Professor setzte sich zu Zacharias auf die Bank. „Noch etwas. Du solltest mich nicht mehr Professor nennen. Wenn du allen erzählt hast, dass du mein Neffe bist, dann nenn mich einfach Onkel. Allerdings sagst du am besten Oheim. Das ist das Wort, das man früher verwendet hat.“
Zacharias grinste frech. „Alles klar, Oheim. Da wäre ich von alleine nie drauf gekommen.“
Professor Freising wollte noch etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu, weil Hanna und ihre Mutter hereinkamen. Überrascht sahen sie den Professor an, dann stellte Herlinde den Sack ab, den sie über der Schulter getragen hatte, und deutete eine Verbeugung an.
„Willkommen in meinem bescheidenen Haus. Ich sehe, es geht Euch besser.“
Professor Freising verbeugte sich ebenfalls. „Gott mit Euch“, antwortete er würdevoll. „Man nennt mich Meister Freisius.“
Erstaunt hörte Zacharias, dass dem Professor die hierzulande übliche Begrüßungs formel geläufig war. Und der Name Freisius hörte sich wirklich gut an. Jedenfalls passte er hervorragend zu einem reisenden Gelehrten.
„Ja, es geht mir recht gut“, fuhr der Professor fort. „Die Wunde schmerzt zwar noch, aber ich denke, dass wir
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