Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
als ich.“
Zacharias erschrak, als sich die Hand des Professors um seinen Arm krallte. „Mein Gott, Junge, das Versteck! Wo um Himmels willen ist mein Ledersack? Da drin ist ein Apparat, den ich für die Aktivierung der Zeittunnelmaschine brauche! Ohne diesen Apparat können wir nicht zurück!“
„Keine Sorge, Professor“, sagte Zacharias gelassen. „Alles ist noch in dem Busch, in dem wir uns in der ersten Nacht versteckt haben. Und den Weg zu der Waldlichtung habe ich mir genau gemerkt. Sie liegt nicht weit von hier.“
Er behielt es für sich, dass es möglicherweise nicht ganz so einfach sein würde, den Busch im dichten Wald wiederzufinden. Warum sollte er den Professor jetzt unnötig aufregen?
Professor Freising ließ sich beruhigt auf sein Lager zurücksinken. „Gott sei Dank! Ich dachte schon ...“
Er hielt einen Augenblick inne, bevor er weitersprach.
„Diese Reiter ... Sie wollten wissen, woher ich komme und was ich in dem Wald zu suchen habe. Ich sagte ihnen, ich sei nichts weiter als ein Reisender auf der Suche nach dem rechten Weg nach Sonningen. Aber sie haben mir nicht geglaubt. Sie hielten mich für einen Wilderer.“
Er lachte bitter.
„Ausgerechnet mich! Seit Jahren spende ich für den Tierschutzverein. Aber das konnte ich ihnen ja schlecht erklären.“
Vorsichtig schwang er die Beine über die niedrige Bettkante. „Ehrlich gesagt, ich hatte mit meinem Leben schon abgeschlossen. Dieser Wilfried von der Gaag muss wirklich ein übler Bursche sein.“
Neugierig sah er sich in der Hütte um.
„Und die Mutter von dieser Hanna ist eine Heilerin, sagst du? Da habe ich ja wirklich Glück gehabt. Und du wohl auch. Ohne mich müsstest du dich wohl oder übel darauf einrichten, den Rest deines Lebens im Mittelalter zu verbringen.“
Seine Hand strich über die Stelle, wo ihn der Pfeil getroffen hatte. „Hoffentlich haben wir unser Glück nicht schon aufgebraucht. Ich habe so eine Ahnung, dass wir in nächster Zeit noch ein bisschen mehr nötig haben werden.“
Zacharias berichtete von der Vermutung, dass der Burgvogt auf der Suche nach dem Professor und denjenigen war, die ihm geholfen hatten.
Professor Freising nickte. „Ja, nach dem, was du mir über ihn erzählt hast, wird er bestimmt alles daran setzen, uns zu kriegen. Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Komm, hilf mir mal auf die Beine.“
Er stand mühsam auf und stützte sich dabei auf Zacharias. Stöhnend hielt er sich die Seite.
„Verflucht, tut das weh. Ich schätze, ein paar Tage wird es noch dauern, bis ich wieder einigermaßen in Ordnung bin. Wo sind meine Sachen?“
Zacharias reichte ihm die Kleider vom Fußende des Bettes. „Hannas Mutter musste Wams und Hemd zerschneiden, um die Wunde behandeln zu können. Aber sie hat die Löcher geflickt, so gut es ging.“
Kaum war der Professor angezogen, humpelte er zu dem Regal neben dem Hütteneingang. Neugierig untersuchte er die Körbe voller Kräuter, klopfte vorsichtig an das Glas der kleinen Flaschen und roch an den getrockneten Pflanzen.
„Hochinteressant“, murmelte er. „Das ist wirklich hochinteressant.“
Er drehte sich zu Zacharias um. „Wie hast du dich eigentlich mit Hanna und ihrer Mutter unterhalten? Konntest du die beiden überhaupt verstehen?“
„Na ja, am Anfang war es nicht so einfach. Aber nach einer Weile hat man sich reingehört.“
Zacharias ließ sich auf die Bank plumpsen, die neben dem Tisch stand. „Zumindest aus dem Zusammenhang weiß ich meistens, was gemeint ist. Ich hätte mir das viel schwerer vorgestellt.“
Der Professor nickte. „Es gibt genug Leute, die behaupten, dass sich ein moderner Mensch niemals mit jemandem aus dem Mittelalter unterhalten könnte, weil die sprachlichen Unterschiede zu groß sind. Und da ist ja auf den ersten Blick auch was dran. Wenn du dir heute ein Wörterbuch über mittelhochdeutsche Sprache anschaust, wirst du sehen, dass sich manche Worte von der Sprache der Neuzeit stark unterscheiden. Hinzu kommt, dass tatsächlich wohl gar keine einheitliche Sprache gesprochen wurde, sondern je nach Gegend verschi edene Dialekte.“
Er strich bedächtig über seinen Bart, der seit jener ersten Nacht ein gutes Stück länger geworden war.
„Aber ich habe es schon immer für unwahrscheinlich gehalten, dass man sich gar nicht verständigen kann. Man muss berücksichtigen, dass alle unsere Erkenntnisse über die mittelalterliche Sprachkultur der Literatur aus jener Zeit entnommen sind.
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