Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Sache gut ausgehen und er bald wieder bei Mama und Papa sein würde.
Sogar auf Zinchen freute er sich. Und das wollte wirklich etwas heißen.
Die Warnung
Hanna hatte den Hühnerstall hinter der Hütte ausgemistet. Jetzt mussten nur noch die Eier eingesammelt werden. Ein Huhn pickte protestierend in ihren Fuß, als sie es aus der Ecke des Stalls scheuchte.
Die Arbeit war ihr heute nicht so leicht wie sonst von der Hand gegangen. Natürlich hatte sie gewusst, dass Zacharias und sein geleh rter Oheim irgendwann weiterziehen würden. Aber als Meister Freisius am Morgen verkündet hatte, er fühle sich nun einigermaßen wiederhergestellt und es sei bald an der Zeit, das Dorf zu verlassen, hatte es ihr doch einen Stich versetzt.
Wenn sie ehrlich war, musste sie allerdings zugeben, dass sie die Nachricht auch mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen hatte. Zwar waren die letzten Tage friedlich vorübergegangen. Doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Gefahr wie eine dunkle Gewitterwolke über dem Dorf schwebte. Auch wenn es bislang keine Anzeichen gab, dass Wilfried von der Gaag auf der Suche nach denjenigen war, die es gewagt hatten, ihn anzugreifen, war ihr klar, dass das beileibe kein Grund war, sich in Sicherheit zu wiegen. Die Schande, wie eine Jahrmarktfigur von seinem Pferd geschossen worden zu sein, musste wie ein Stachel in ihm bohren.
Sie würde ihn nicht ruhen lassen und irgendwann würde er mit seinen Reitern auch vor ihrer Hütte stehen. Zweifellos würde er Zacharias' Oheim als den Mann wiedererkennen, der auf der Lichtung vor ihm gekniet hatte.
Und selbst wenn er nur Meister Freisius mitnahm ... die Folter hatte bislang noch jedem die verschlossenen Lippen geöffnet und es würde nicht lange dauern, bis Wilfried von der Gaag wusste, dass sie es gewesen war, der er seine Schmach zu verdanken hatte. Nein, es war nicht zu ändern. Sie konnte erst dann wieder ohne Angst sein, wenn Zacharias und sein Oheim das Dorf verlassen hatten.
Und doch tat es ihr leid, dass der Abschied nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Es war etwas Geheimnisvolles an diesem Jungen, ohne dass sie hätte sagen können, was es war. Vielleicht lag es an seiner fremdartigen Ausdrucksweise, vielleicht auch daran, wie er manchmal ganz selbstverständlichen Dingen mit großem Staunen oder Unverständnis begegnete. Und sie beneidete ihn darum, dass er hinaus in die Welt ziehen konnte, in ferne Gegenden, die sie selbst niemals sehen würde. Die Zeit mit ihm hatte eine Menge Abwechslung in ihren Alltag gebracht, und schon aus diesem Grund war es schade, dass er bald fort sein würde.
Seufzend nahm sie das letzte Ei und legte es zu den anderen in den Korb. Als sie gebückt durch die niedrige Stalltür ins Freie trat, achtete sie darauf, dass ihr keine der aufgeregten Hennen folgen konnte. Im Sommer hätte sie den Verschlag offen stehen lassen, damit sich das Geflügel sein Futter im Gras selbst suchen konnte. Jetzt im Wi nter aber waren Fuchs und Wolf so ausgehungert, dass sie sich sogar bei Tage nahe an die Dörfer wagten. Und so ein Huhn war für diese Räuber allemal ein willkommener Leckerbissen.
Sie betrat die Stube. Zacharias saß am Tisch und schaute Meister Freisius zu, der gerade eines von Mutters Arzneifläschchen geöffnet hatte und an dessen Inhalt roch.
Das war ja unglaublich! Sie setzte den Korb so energisch ab, dass Zacharias zusammenzuckte und zu befürchten war, dass nicht alle Eier diesen Schlag heil überstanden hatten.
„Meine Mutter mag es gar nicht, wenn man ohne Erlaubnis an ihre Heilmittel geht. Sie sind sehr wertvoll.“ Ihre Stimme war schneidend.
„Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte nur ... ich bin sehr an der Heilkunst deiner Mutter interessiert.“
Hastig stellte Meister Freisius die Flasche zurück an ihren Platz. „Aber natürlich will ich nichts tun, was ihren Unwillen erregen könnte.“
Er deutete auf das Regal. „Vielleicht kannst du mir erklären, wie ihr all die Flaschen und Körbe unterscheiden und auseinanderhalten könnt? Woher wisst ihr, welche Heilmittel und Kräuter sich in all diesen Töpfchen und Tiegeln befinden?“
Seine ruhige Stimme besänftigte Hanna.
„Nun, das ist in der Tat nicht einfach. Wenn Kräuter und andere Pflanzen gemahlen oder zerstampft sind, kann man sie nicht mehr an ihren Blüten und Blättern erkennen. Manchmal hilft der Geruch. Doch letztlich muss man sich sehr genau merken, was an welchem Platz steht. Mutter fragt mich regelmäßig,
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