Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Aber ein kleiner Tritt ab und zu, dann spuren sie, der Esel so gut wie die Alte. Merk dir das, Junge, falls du mal selbst in den zweifelhaften Genuss kommen solltest, ein Weib zum Traualtar zu führen.“
„Besten Dank für den Rat.“
Zacharias grinste den Mann an, der mit schweren Schritten neben ihm herstapfte. „Vielleicht könntet Ihr mich noch schlauer machen, als Ihr es schon getan habt, Herr?“
„Nur zu, mein Sohn, frage, was du wissen willst. Ich habe noch eine Menge wohlfeile Ratschläge. Und den Herrn, den kannst du weglassen. Nenn mich einfach Hannes. Das genügt.“
„Ich würde gerne wissen, was heute in der Stadt los ist. Wohin wollen all diese Leute?“
Überrascht sah Hannes ihn an.
„Du weißt wirklich nicht, was heute für ein Tag ist? Bist wohl nicht von hier, oder?“
Zacharias hielt es für besser, auf diese Frage nicht näher einzugehen, sondern schüttelte nur den Kopf.
„Na“, meinte Hannes, „das hab ich mir doch gleich gedacht. Du sprichst so merkwürdig, dass du gar nicht aus unserer Gegend sein kannst.“
Er zog kräftig an dem Strick, um dem Esel keine Gelegenheit zu geben, in alte Gewohnheiten zu verfallen.
„Egal, was soll´s. Also, in unserer Stadt gibt es immer am letzten Tag der Woche einen großen Markt. Jeder kann dann seine Waren auf dem Platz unter der Burg feilhalten. Aber alle achtzehn Wochen, wenn der Markt zur Mittagsstunde sein Ende gefunden hat …“, Hannes hob bedeutungsvoll die Augenbrauen, „… dann sitzt der Graf von Sonningen öffentlich über all die Diebe, Mörder und anderes Gesindel zu Gericht, das dumm genug war, sich erwischen zu lassen.“
„Warum denn ausgerechnet alle achtzehn Wochen?“, fragte Zacharias. „Warum nicht öfter?“
Hannes zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Das ist doch überall im Reich so, oder? Alle achtzehn Wochen müssen die Grafen zu Gericht sitzen, so verlangt es der König. Das kann doch eigentlich dort, wo du herkommst, auch nicht anders sein?“
„Äh, nein“, beeilte sich Zacharias zu antworten. „Natürlich nicht. Ich hatte gerade nur nicht daran gedacht. Wo sitzt denn der Graf zu Gericht? Gibt es dafür einen besonderen Saal oder so etwas?“
Hannes lachte. „Wie stellst du dir das denn vor? In ganz Sonningen gibt es keinen Saal, der so groß ist, dass alle Schaulustigen hineinpassen würden. Nein, der Graf hält Gericht mitten auf dem Marktplatz unter der alten Linde.“
„Und das ist so etwas Besonderes, dass all die Leute deswegen in die Stadt kommen?“
„Die meisten kommen ja nicht nur, um das Gericht zu sehen, sondern vor allem, um Handel zu treiben. Aber am Ende will natürlich jedermann wissen, wem heute die Gerechtigkeit unseres Grafen widerfährt. Es ist nämlich immer recht kurzweilig, wenn der Graf zu Gericht sitzt. Zumindest, wenn man die Sitzung nur als braver Zuschauer erlebt und nicht vor dem Gerichtstisch steht.“
Der Esel war wieder langsamer geworden. Hannes versetzte ihm einen Faustschlag zwischen die Ohren. Sie holten Hanna und den Pr ofessor ein und liefen jetzt zu viert nebeneinander her.
„Manchmal gibt es schon gleich nach der Gerichtssitzung die erste Hinrichtung direkt auf dem Marktplatz. Zumindest dann, wenn jemandem mit dem Schwert der Kopf vom Halse getrennt wird. Zum Hängen geht es meistens erst am nächsten Tag, denn dazu braucht es schließlich einen Galgen und der steht auf dem Hügel hinter der Stadt. Tja, man soll es nicht glauben, aber es hat sich schon so mancher gefreut, dass er gehängt werden sollte. Wenigstens noch ein letzter Tag auf Gottes schöner Erde, wenn auch nur im Kerker.“
Hannes lachte laut über seinen eigenen Witz. Er merkte nicht, dass Zacharias die Mundwinkel nur mühsam zu einem Lächeln verzogen hatte.
„So eine Hinrichtung ist natürlich eine ganz besondere Attraktion. Gibt´s aber leider nicht alle Tage.“
Er beugte sich ein wenig zu Zacharias hinunter und fuhr etwas leiser fort: „Diesmal soll übrigens eine leibhaftige Hexe unter den Angeklagten sein. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe. Es heißt, sie hat die Frau unseres Marktvorstehers im Kindbett totgehext.“
Zacharias schielte aus den Augenwinkeln hinüber zu Hanna, die schweigend neben dem Professor hertrottete. Zum Glück schien sie nichts von der schrecklichen Neuigkeit mitbekommen zu haben.
Hannes wurde lauthals von einem anderen Eselstreiber begrüßt und schien die Unterhaltung mit Zacharias vorerst für beendet zu betrachten.
Zacharias stieß
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