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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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den Professor an.
    „Haben Sie das mitgekriegt?“, flüsterte er. „Hannas Mutter wird schon heute angeklagt, heute Mittag! Und der Graf von Sonningen richtet selbst über sie!“
    Professor Freising nickte. „Ja, ich habe es gehört. Wir sollten uns unter die Zuschauer mischen, damit wir sehen, was passiert.“
    „Was tuschelt ihr denn da?“ Hanna war auf das Gespräch aufmerksam geworden. „Gibt es etwas Interessantes?“
    „Ja, Hanna“, sagte der Professor und seufzte. „Wir haben gerade erfahren, dass deine Mutter wohl unter den Angeklagten sein wird, über die der Graf von Sonningen heute Gericht hält.“
    Hannas Gesicht wechselte die Farbe. „Heute schon? Ich hatte gehofft, wir hätten noch ein paar Tage Zeit. Ich muss ihr doch noch so viel sagen …“
    Der Professor legte einen Arm um ihre Schultern.
    „Du wirst bestimmt bald mit ihr sprechen können und wenn nicht heute, dann doch morgen oder in den nächsten Tagen. Auf jeden Fall werden wir zu der Gerichtssitzung gehen, dann kannst du sie zumindest sehen.“
    Die Worte des Professors schienen Hanna zu beruhigen, und Zacharias beschloss, vorerst nichts von den Hinrichtungen zu erzählen, die manch mal gleich im Anschluss an die Gerichtssitzung stattfanden.
     
    
     
    Sie passierten den steinernen Bogen des Stadttors. Hier war das Gewühl der Menschen noch dichter.
    Wer die Stadt verlassen wollte, bahnte sich rücksichtslos seinen Weg durch die Menge, die ihm entgegenströmte. Zu beiden Seiten des Torgangs, einen Fußbrei t über dem Boden, waren halbrunde Vertiefungen in die Mauern eingelassen, in denen breitschultrige Männer mit offenem Helm Wache hielten. Die Beinkleider unter ihrem silbernen Harnisch leuchteten in der grünen Farbe des gräflichen Wappens. Gestützt auf ihre Hellebarden, betrachteten sie mürrisch das bunte Treiben, das sich vor ihnen abspielte. Zacharias war sich ziemlich sicher, dass mit den beiden nicht zu spaßen war.
    „Was starrst du denn so, du kleine Ratte? Hast du noch nie eine Stadtwache gesehen?“, herrschte ihn der Wächter zu seiner Rechten an.
    „Los, mach, dass du weiterkommst!“
    Zacharias senkte den Kopf und beeilte sich, weiterzugehen. Der Professor zwinkerte ihm verstohlen zu.
    „Wenn der wüsste, wie recht er hat“, sagte er leise.
    Sie ließen das Stadttor hinter sich. Um dem Getümmel zu entgehen, bogen sie in eine schmale Seitenstraße ein. Die Gasse trennte die Stadtmauer von dem äußeren Kreis der Häuser und war so eng, dass sie kaum nebeneinander stehen konnten.
    „Was machen wir jetzt?“ Zacharias lehnte sich an einen der gewaltigen Steinquader am Fuß der Stadtmauer. „Bis zur Gerichtssitzung haben wir noch jede Menge Zeit.“
    „Also ich für meinen Teil habe so einen Hunger, dass ich einen ganzen Bären verspeisen könnte“, antwortete der Professor. „Wir sollten uns ein Gasthaus suchen, wo wir etwas essen und später vielleicht auch übernachten können.“
    „Gute Idee“, schloss Hanna sich an. „Mir knurrt auch der Magen.“
    Sie folgten der Gasse entlang der gewaltigen Mauer, bis sie auf eine Abzweigung stießen. Auch dieses Sträßchen war sehr schmal, und fast schienen sich die Giebel der Häuser über ihnen zu berühren. Stinkender Unrat bedeckte die festgestampfte Erde und während sich Zacharias noch fragte, woher all der Müll wohl stammte, rief eine Stimme von oben: „Platz da!“
    Ein übel riechender Regen ging direkt vor ihnen nieder.
    „Da hat wohl jemand seinen Nachttopf ausgeleert“, schmunzelte der Professor. Einige Meter vor ihnen bewegte sich plötzlich ein Abfallberg, und schaudernd sah Zacharias, wie zwei fette Ratten um ein Stück Knochen kämpften.
    Endlich erreichten sie ein belebteres Viertel mit breiteren Straßen. Der Gestank ließ nach, und die Häuser erschienen größer und in besserem Zustand als die an der Stadtmauer. Kunstvolle Schnitzereien und Inschriften schmückten die Fachwerkbalken. Vergeblich bemühte sich Zacharias, die verschnörkelten Buchstaben zu entziffern. Er machte den Professor auf einen der Schriftzüge aufmerksam. Professor Freising kniff die Augen zusammen und studierte die Inschrift, auf die Zacharias gezeigt hatte. Dann las er langsam vor:
     
    „Feuer hat dich einst verbrannt,
    Aufbau lag in Gottes Hand,
    stehst nun wieder stark und fest,
    solange Gott dich stehen lässt.
    Anno Domini 1342.“
     
    „Das heißt, dass das Haus schon mal abgebrannt war?“
    „Ja“, antwortete der Professor. „Soviel ich weiß,

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