Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
halten, sind natürlich immer so vorurteilsfrei wie ein neugeborenes Küken.
Schluß mit den persönlichen Angriffen! Welche Anklagen werden gegen Heinleins Werk erhoben, worin bestehen seine Mißerfolge als Science Fiction-Autor? Fangen wir wieder mit den engstirnigsten Beschuldigungen an.
II. Literarische Fehler
1. »Heinlein verwendet Slang.« Tut mir leid, vollkommen falsch. Es kommt sehr selten vor, daß eine seiner Gestalten Slang oder Argot spricht; als Autor verwendet er ihn niemals. Was bei ihm irrtümlich als Slang bezeichnet wird, sind Redewendungen und Ausdrücke der Umgangssprache. Ich werde nicht darauf eingehen, daß ein Schriftsteller die Aufgabe hat, sie zu erhalten (was für mich persönlich eine Selbstverständlichkeit darstellt) – jedenfalls nicht in dieser Abhandlung. Ich möchte nur einfach feststellen, daß man bei einem Menschen kaum die Verwendung einer Sprache kritisieren kann, deren Terminologie man selbst nicht beherrscht.
2. »Heinlein kann keine glaubhaften Frauengestalten schaffen.« Man kann diese Behauptung leicht beweisen: man glaubt an keine von Heinleins Frauengestalten und bleibt dabei, daß jeder, der an sie glaubt, naiv ist. Doch da ergibt sich ein Problem: etliche von Heinleins Frauengestalten sind seiner Frau Virginia wie aus dem Gesicht geschnitten – Sie müßten also auch an sie nicht glauben –, was leicht zu Ihrem Tod führen könnte, wenn ihre Wege sich einmal kreuzen sollten. Es gibt auch eine Dame, mit der ich einst lange zusammengelebt habe, die die Läden, in denen Magazine verkauft werden, abklapperte, als »I WILL FEAR NO EVIL« in »Galaxy« in Fortsetzungen erschien, weil sie es nicht erwarten konnte, die weiteren Abenteuer der »unglaubwürdigen« Gestalt zu lesen, mit der sie sich so sehr identifizierte – Sie dürften dann auch an sie nicht glauben.
Merkwürdigerweise wird dieser Vorwurf oft von radikalen Feministinnen erhoben. Untersuchungen ergeben, daß Heinleins Frauengestalten beinahe immer überaus intelligent, gebildet, tüchtig, praktisch, erfinderisch, mutig, unabhängig, sexuell aktiv und so selbstsicher sind, daß sie die Egos ihrer Männer genauso oft streicheln, wie die ihren gestreichelt werden. Ich gebe – ungern – zu, daß diese Beschreibung nicht auf die Durchschnitts frau zutrifft, wie ich sie sehe, doch ich stelle überrascht fest, daß ich versuche, Feministinnen davon zu überzeugen, daß es solche Frauen tatsächlich gibt.
Ich weiß, was die Radikalen in Wut bringt: zwei allgemeine Charakteristika von Heinleins Heldinnen, die ich in obiger Liste ausgelassen habe. Sie sind immer schön und darauf stolz (unabhängig davon, ob sie auch hübsch sind), und sie sind oft sehr daran interessiert, Kinder zu bekommen. Keine von ihnen bedauert zutiefst, daß sie als Frau geboren wurde, keine ärgert sich darüber – und dadurch sind sie nicht nur Verräterinnen an ihrem unterdrückten Geschlecht, sondern auch unglaubwürdig.
3. »Heinleins Männergestalten sind alle er.« Soviel ich weiß, hat James Blish als erster diese Behauptung in einem Essay mit dem Titel »Heinlein, Sohn Heinleins«, den ich nicht gelesen habe, aufgestellt. Doch Panshin hat diese These breit ausgesponnen. Seiner Meinung nach gibt es drei grundlegende männliche Gestalten, die Heinlein immer wieder verwendet, das sogenannte Drei-StadienHeinlein-Individuum. Das erste und früheste Stadium ist der kluge, aber naive Jüngling; das zweite ist der Mann in den besten Jahren, der weiß, wie es in der Welt zugeht; der dritte ist der alte Mann, der weiß, wie sie funktioniert, und wie sie so geworden ist, wie sie ist. Panshin behauptet, daß alle drei in Wirklichkeit der kaum verkleidete Heinlein sind. (Für mich stellen sie den durchschnittlich intelligenten Menschen dar.)
Niemand erklärt, was daran, wenn überhaupt, falsch ist, aber offenbar ist damit gemeint, daß Heinlein unfähig ist, sich in den Geist eines Menschen zu versetzen, der nicht ist wie er selbst. Eine interessante Theorie – wenn man Dr. Ftaeml, Dr. Mahmoud, Memtok, David McKinnon, Andy Libby, alle Gestalten in »WALDO & MAGIC INC.« und »AND HE BUILT A CROOKED HOUSE«, Noisy Rhysling, das Paar in »IT‘S GREAT TO BE BACK«, Lorenzo Smythe, der Mann, der mit Elefanten handelte, Bill Lermer, Hugh Farnham, Jake Salomon, alle sehr alte Gestalten in »TIME ENOUGH FOR LOVE«, alle sehr jungen Gestalten in »TUNNEL IN THE SKY« mit Ausnahme von Rod Walker und alle vier Hauptfiguren in »THE NUMBER OF THE
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