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Die Zeitung - Ein Nachruf

Die Zeitung - Ein Nachruf

Titel: Die Zeitung - Ein Nachruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fleischhacker
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heute als „Das junge Deutschland“ kennen, es war gewissermaßen ein Leuchtfeuer, dessen Schein bis ins Revolutionsjahr 1848 reichte.
    Auch diese Revolution, die mit der Gründung der Zweiten Republik endete, breitete sich von Paris aus, wo aus dem liberalen Bürgerkönig Louis-Philippe ein Mitglied der Heiligen Allianz und aus dem berühmten Motto „Enrichez vous“ ein soziales Problem geworden war. Und auch diesmal spielten die Zeitungen bereits im Vorfeld eine wesentliche Rolle. In etlichen Staaten waren die Zensurregeln etwas gelockert worden, und so erzielten jene Medien, die über die ersten lokalen Proteste berichteten, eine Verstärkerwirkung, die liberalen Kräfte sammelten sich einmal mehr um die liberalen Blätter. In Paris hielt sich in diesem Jahr jener Mann auf, der im Sommer desselben Jahres in Wien, dem Zentrum der Restauration, die bedeutendste Zeitungsgründung nicht nur dieses Revolutionsjahres vornehmen sollte: August Zang. 25
Ein Kind der 1848er-Revolution –
Die Presse
    Zang war nach einer eher erfolglosen Karriere auf dem Wiener Immobilienmarkt 1838 nach Paris gezogen und hatte dort durch die rein maschinelle Herstellung von Backwaren das große Geld gemacht. Er geriet in den Bann des Pariser „Königs der Journalisten“, Emile de Girardin. Der Herausgeber von
La Presse
verdankte den Erfolg seines Blattes – und die gesellschaftliche Stellung, die er dadurch errungen hatte, also jener Aspekt, der August Zang vermutlich am Meisten interessierte – jenen Innovationen, die Zang später in Wien kopieren sollte: niedriger Verkaufspreis, die Annahme von Anzeigen, das tägliche Feuilleton und der Roman. Als Zang in Paris von den Wiener März-Ereignissen, dem Sturz Metternichs und der Aufhebung der Zensur erfährt, bereitet er seine Familie auf die Rückübersiedelung nach Wien innerhalb kürzester Zeit vor.

    August Zang (1807–1888) kehrte 1848 aus Paris nach Wien zurück und gründete
Die Presse
nach französischem Vorbild.
    Zurück in Wien, wirft sich Zang zunächst mit zwei voluminösen Flugblättern in das revolutionär-publizistische Getümmel, das in diesen Monaten bereits vollkommen unübersichtlich ist: Neue Publikationen entstehen – wie in vielen anderen Städten in Deutsch-land auch – im Dutzend und verschwinden ebenso schnell wieder. Im Freiheitsrausch veröffentlicht jeder, der es sich leisten kann, irgendetwas. Zang aber erkennt, worauf es ankommt: Mitten in diesem Chaos ein Produkt auf den Markt zu bringen, das inhaltlich weder mit den reaktionären Kräften noch den revolutionären Eiferern gemeinsame Sache macht und zugleich den allgegenwärtigen Dilettantismus durch journalistische Professionalität ersetzt. Mit Leopold Landsteiner, den er noch aus den Pariser Tagen in der Umgebung de Girardins kennt, findet er den geeigneten Chefredakteur.
    Auf den neben der Geldgier häufigsten Vorwurf, dass nämlich Zangs Gründung, die er nach dem Pariser Vorbild
Die Presse
nannte, eigentlich ein reaktionäres Blatt sei, antwortete er, indem er an die Spitze jeder Ausgabe das Motto „Gleiches Recht für Alle“ setzen ließ. Und im ersten Leitartikel hieß es zeitlos aktuell: „Wir sind Demokraten im eigentlichen Sinn des Wortes, wir lieben das Volk, aber wir achten es auch, wir sind der Überzeugung, dass die große Pflicht der Presse darin besteht, die Geister in das öffentliche Leben einzuführen, dem Bürger des erneuten Staates unparteiisch die strenge Wahrheit zu zeigen und zu sagen, und durch Belehrung aller Klassen eine Art geistige Gleichheit anzustreben, ohne welche die Gleichheit vor dem Gesetze, dieser heiligste Grundsatz unserer Zeit, fast immer Täuschung wird.“

    Ein Kind der Revolution, das sein Überleben der Professionalisierung verdankt: Erstausgabe der
Presse
vom 3. Juli 1848.
    August Zang, der nicht nur ein innovativer Geschäftsmann, sondern auch ein ambitionierter „homo politicus“ war – in dieser Hinsicht erinnert er an amerikanische Zeitungsgrößen wie Randolph Hearst oder Joseph Pulitzer –, gelang es dank seiner guten Kontakte zum späteren Innenminister, Graf Stadion, im Unterschied zu vielen anderen Publikationen, die kritischen Oktobertage des Jahres 1848 zu überstehen. Während der 50er Jahre bewegte sich
Die Presse
, die inzwischen deutlich nach links gerückt war, etliche Male am Rande des Verbots, aber Zang konnte das dank seiner guten Kontakte zum Polizeiminister von Kempen immer verhindern.
    Bekanntlich ist die Revolution von 1848

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