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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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›gewissermaßen‹? Entweder ist er Euer Großvater, wie Ihr behauptet habt, oder er ist es nicht.«
    »Wir sind miteinander verwandt«, versicherte Kit ihr. »Daran kann es keinen Zweifel geben. Doch ist er nicht wirklich mein Großvater.«
    »Nicht?« Die Bewegungen mit dem Löffel wurden unterbrochen; gehalten von ihrer Hand, schwebte er in der Luft. »Dann was, bitte, ist er?«
    »Er ist mein Urgroßvater.« Da sie ihn ungläubig anblickte, fügte er hinzu: »Ich weiß, ich weiß - es erscheint unwahrscheinlich. Tatsächlich hatte ich selbst Probleme, das zu glauben. Aber es ist die aufrichtige Wahrheit: Cosimo ist mein Urgroßvater.«
    »Auf mein Wort - Ihr überrascht mich.«
    »Das hängt alles mit ihren ... hm ... geheimen Experimenten zusammen.«
    »Mit dem Springen.«
    »Wie bitte?«
    »Ley-Springen - so nenne ich es. Wenn man von einem Ort zum anderen hüpft ...« Sie beglückte ihn mit einem überlegenen Lächeln. »Springen eben.«
    »Das ist ein gutes Wort dafür«, räumte Kit ein. »Wie auch immer - all dieses Hüpfen von einem Ort zum anderen scheint in irgendeiner Weise dem natürlichen Prozess des Alterns entgegenzuwirken. Cosimo dürfte sehr viel älter sein, als es den Anschein hat.«
    »Ist das so?« Sie nahm mit ihrem Löffel ein weiteres eingetunktes Häppchen auf, dann schob sie die Schüssel von sich fort. »Darf ich das so verstehen, dass man Euch erlaubt hat, zu springen?«
    »O ja. Einige Male. Und Euch?«
    »Mir nicht«, erwiderte sie.
    Diener erschienen, um die Schüsseln abzuräumen und den Tisch für den Hauptgang vorzubereiten.
    »Man hält es für zu gefährlich«, fuhr Lady Fayth fort, »obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wieso und warum. Und daher ist es mir, einer Frau, natürlich nicht erlaubt worden.«
    »Nun, ich bin nicht sehr gut darin«, gestand Kit, der sich bemühte, ihre Enttäuschung zu mildern. »Und ich gebe nicht vor, viel darüber zu verstehen. Aber ich stimme damit überein, dass es sehr gefährlich sein könnte. Ich meine, was wäre, wenn Ihr springen würdet und Euch mitten auf dem Meer wiederfändet - oder in einem Dschungel voller Tiger oder in einem gerade ausbrechenden Vulkan ...«
    »Das ist der Grund, weshalb Ihr die Karte braucht.«
    »Wie bitte?«
    »Die Meisterkarte.«
    »Darüber wisst Ihr auch Bescheid?«, entfuhr es Kit, der sich verwundert fragte, was sie sonst noch alles wusste.
    Eine Platte mit Hammelfleischscheiben in Bratensoße, gestampften Rüben und Karotten sowie bereits gut gefüllte Porzellanteller wurden auf den Tisch gestellt. Die Diener füllten die Weingläser auf und zogen sich wieder zurück.
    »Mein Onkel vertraut nur wenigen Menschen, wenn es um seine Geheimnisse geht«, verriet sie, während sie die Hand nach einem sauberen Löffel ausstreckte. »Glücklicherweise bin ich eine dieser Auserwählten. Mein Vater hält das alles für Spinnerei und Unsinn. Er hat strikt untersagt, dass in seiner Gegenwart das Springen oder irgendeine der anderen Theorien von Onkel Henry auch nur erwähnt wird - so weit ist es gekommen. Als Folge davon haben sie seit Jahren nicht mehr miteinander geredet. Auf diese Weise« - sie verzog ihren Mund zu einem süßlich-zufriedenen Lächeln - »bin ich die einzige Mitwisserin der wissenschaftlichen Untersuchungen meines Onkels.«
    »Ich verstehe.« Kit nahm sie beim Wort. Doch da war etwas in dem, was sie gesagt hatte, das ihm zu schaffen machte und nach einer Erklärung drängte.
    »Das ist in Wahrheit der Grund, weshalb ich nach London gekommen bin«, fuhr sie fort, während sie ihr Fleisch in gesitteter Weise schnitt. »Es versteht sich von selbst, dass ein Großteil seiner Arbeit kompliziert und äußerst esoterisch ist. Mein Onkel hat versprochen, mir seine Tagebücher zu zeigen und mich einige seiner sehr schwer verständlichen Theorien zu lehren. Zu gegebener Zeit werde ich vielleicht die Erlaubnis erhalten, selbst zu springen.«
    »Seine Tagebücher«, wiederholte Kit und blickte von seinem Teller auf. »Wartet! Ihr wollt damit sagen, dass er alles niedergeschrieben hat!«
    »Sicher hat er das«, erklärte sie. »Er hat alles in kleinen Büchern festgehalten. All seine Gedanken und Theorien - und auch die Ergebnisse seiner verschiedenen Experimente. Das alles fließt in seine Bücher ein. Sir Henry ist absolut gewissenhaft.«
    »Wie höchst bewundernswert«, lobte Kit. »Was diese Tagebücher anbelangt - ich nehme an, Ihr wisst, wo sie sich befinden?«
    »Wo? In seinem Arbeitszimmer, würde ich

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