Die Zeitwanderer
müssen servieren, alles wieder wegräumen und den Kaffee machen. Und zwei, die dir in der Küche beim Backen helfen. Und sie sollen alle übereinstimmende Dienstkleidung tragen: grüne Jacken und Schürzen sowie kleine weiße Hauben.«
Engelbert war ganz begeistert von der Idee. »Wie Dienerinnen in den feinen Häusern.«
»Ja, genau wie Dienerinnen in den großen Häusern. Wir wollen, dass sich unsere Kunden wie hochwohlgeborene Herren und Damen fühlen - als ob sie am Hofe des Kaisers eingetroffen wären.«
»Vielleicht wird ja Erzherzog Matthias kommen?«
»Ich wäre überhaupt nicht überrascht, wenn Kaiser Rudolf höchstpersönlich kommt, um Engelberts Spezialstollen zu kaufen.«
Engelbert strahlte bei diesem Gedanken. »Glaubst du das wirklich?«
Wilhelmina nickte ernst. »Warum nicht? Wir steigen in der Welt auf, Etzel. Die Dinge werden sich ändern.«
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
W arum habt Ihr mir das nicht sofort gesagt«, verlangte Lady Fayth zu wissen. »Ist Euch denn nicht in den Sinn gekommen, dass Ihr ein äußerst notwendiges und relevantes Detail ausgelassen habt.«
»Ich versichere Euch, dass es mir leid tut, Mylady - von Herzen leid tut«, erwiderte Kit. »Aber Ihr müsst zugestehen, dass mir bis zum jetzigen Moment nicht genügend Gelegenheit gewährt war, um dies zu erklären. Dennoch liegt der Fehler, wie ich offen eingestehe, ganz bei mir.«
Die Enthüllung, das Kit der Enkel von Cosimo Livingstone war, hatte die frostige Einstellung von Lady Fayth ein wenig aufgetaut, doch sie war immer noch skeptisch und weit davon entfernt, besänftigt zu sein. »Es hätte mir beträchtlichen Kummer erspart, wie ich Euch versichern kann.«
»Abermals ... ich kann nichts anderes tun, als mich der Gnade des Gerichts zu unterwerfen«, sagte er zu ihr.
»Der Gnade des Gerichts?« Plötzlich lächelte sie: Es erhellte den Raum und Kits Herz mit einem Schein von Glück. »Diese Wendung gefällt mir. Habt Ihr sie erfunden?«
»Leider nein. Wo ich herkomme, ist das eine altbekannte Redensart.«
»Oh, ich verstehe.« Sie runzelte die Stirn, und das fröhliche Strahlen verschwand. »Jetzt spottet Ihr über mich.«
»Überhaupt nicht.« Eifrig darauf bedacht, das Gesprächsthema zu wechseln, blickte Kit auf seinen Suppenteller hinab. »Diese Brühe sieht gut aus.« Er zog den Apostellöffel aus der Tasche seines Wamses. »Sollen wir reinhauen?«
»Wie sonderbar Ihr sprecht«, bemerkte sie und nahm ihren Löffel auf.
Sie löffelten die herzhafte Rinderfleischbrühe, und Kit war froh, dass er einen Moment lang Pause hatte von seiner Aufgabe, sich in der schwerfälligen Sprache des siebzehnten Jahrhunderts zu unterhalten - das war in den besten Zeiten schon schwer genug. Zudem war ein Schlagabtausch mit Lady Fayth sowohl anspruchsvoll als auch aufreibend. Kit war daher glücklich für die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln. Das Schweigen, das nur von einem gelegentlichen Schlürfen unterbrochen wurde, dehnte sich zwischen ihnen aus. Als die sich ausweitende Pause peinlich zu werden begann, betrat Kit ein weiteres Mal den Turnierplatz.
»Lebt Ihr in London?«, fragte er.
»Um Himmels willen, nein!«, rief sie laut. Dann setzte sie ihre Schüssel ab und nahm ein Stück vom trockenen Brot. Sie zerbröckelte es über dem Rest der Brühe auf dem Schüsselboden und begann, die eingetunkten Stückchen auszulöffeln. »Und was ist mit Euch?«
»In London geboren und aufgewachsen«, antwortete er; doch anschließend berichtigte er rasch seine Aussage. »Nun, in Wahrheit bin ich in Weston-super-Mare zur Welt gekommen. Meine Familie ist etwas herumgezogen, doch ich habe eine lange Zeit in London gelebt.«
»Weston-super-Mare?«, fragte Lady Fayth.
»Ich glaube, das ist in Somerset.«
»Wirklich?« Sie schniefte. »Meine Heimat ist in Somerset: Clarivaux, das Anwesen unserer Familie. Kennt Ihr es?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Mein Vater ist Edward, Henrys älterer Bruder. Ich hatte ebenfalls einen Bruder, Richard, der leider starb, als ich drei war. Ich habe ihn nie richtig kennengelernt.«
Anmutig knabberte sie am Löffelrand und hob leicht ihren Kopf. Das Kerzenlicht schmeichelte den geschwungenen Linien ihres Halses und ließ ihre helle Haut leuchten. Beim Anblick einer solch überirdischen Schönheit in Reichweite seiner Arme wurde Kit ein wenig schwindelig.
»Habt Ihr Familie?«, erkundigte sie sich.
»Nun, da wäre Cosimo, gewissermaßen.«
»Was meint Ihr mit
Weitere Kostenlose Bücher