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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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begann er. »Juden, Araber, Ägypter - sie alle haben eine Version der Geschichte, doch sie stimmen nicht darin überein, was genau das Wesen dieses sogenannten Quells ist - und auch nicht, wo er sich befindet.«
    »Seht Ihr, das war doch gar nicht so schwer«, sagte Burleigh aufmunternd. »Fahrt nur fort.«
    Cosimo schluckte. »Etwas zu trinken.«
    »Ihr verschwendet Zeit. Redet!«
    »Einige Erzählungen behaupten, der Quell sei ein Ort auf Erden, eine unterirdische Region, wo die Seelen der Toten zusammenkommen, um auf das Jüngste Gericht zu warten. Andere halten ihn für einen Bereich im Himmel, wo die Seelen der noch nicht Geborenen darauf warten, ins Leben auf dieser Welt gerufen zu werden.« Nach dieser kleinen Kraftanstrengung musste Cosimo schwer atmen; er beugte sich vor und legte die Hände auf seine Knie. »Das ist alles, was ich weiß«, schloss er. »Wie ich schon gesagt habe: Es ist nicht mehr als ein Mythos.«
    »Oh, ich bin enttäuscht«, erklärte Burleigh. »Und ich hatte so große Hoffnungen in Euch gesetzt. Wirklich.«
    »Was erwartet Ihr?«, verlangte Cosimo zu wissen. »Solch einen Ort gibt es nicht. Es ist nur eine Geschichte, die wandernde Schafhirten sich am Lagerfeuer erzählen.«
    »Ihr wisst nur allzu gut, dass es viel mehr ist als das!«, blaffte ihn Burleigh an, der plötzlich verärgert war. »Was ich erwartet habe? Dass Ihr erkennt, dass Ihr Euer Leben aufs Spiel setzt. Daher habe ich erwartet, Ihr würdet mir die Wahrheit erzählen.«
    »Ich habe Euch alles erzählt!«, blaffte Cosimo zurück. Der Gefühlsausbruch verursachte einen Hustenanfall, der Cosimo so heftig schüttelte, dass sein Körper kleiner zu werden schien. »Mehr weiß ich nicht«, sagte er danach mit matter Stimme.
    Burleigh starrte ihn an. »Warum gelingt es mir nicht, Euch zu glauben?«
    »Wenn Ihr mehr wisst, dann verfügt Ihr über bessere Informationen als ich.« Cosimo atmete schwer und schluckte wie ein Ertrinkender die Luft hinunter. »Ich kann nichts mehr hinzufügen.«
    »Könnt Ihr nicht sehen, dass der Mann verzweifelt ist?«, mischte sich Sir Henry ins Gespräch ein und drückte sich nah ans Eisengitter. »Er benötigt sofort Hilfe. In Gottes Namen flehe ich Euch an, uns herauszulassen.«
    »Ist diese Information so kostbar für Euch, dass Ihr bereit seid, dafür zu sterben?«, fragte Burleigh.
    »Wir haben Euch erzählt, was wir wissen. Was wollt Ihr noch?«
    »Ich will wissen, wo der Quell der Seelen ist«, antwortete der Earl, berichtigte sich aber dann sogleich: »Tatsächlich will ich viel mehr als das, doch für jetzt würde ich mich damit zufrieden geben.«
    »Es ist kein realer Ort«, beharrte Cosimo. »Es ist nur eine Legende.«
    »Seid Ihr Euch sicher?«
    »Ich schwöre es.«
    Burleigh betrachtete die beiden Männer einen Moment lang und schüttelte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen. »Schaut Euch an - Abenteurer, Gentlemen-Forscher ... Dilettanten, Amateure! Ihr wisst immer noch nicht, worum es hier überhaupt geht, nicht wahr?«
    Keiner der Gefangenen gab darauf eine Antwort.
    »Ihr armen, verblendeten Dummköpfe«, sagte er leise, als ob er zu sich selbst sprechen würde. »Ihr habt keine Ahnung, was auf dem Spiel steht.«
    »Ihr wollt die Karte«, sagte Sir Henry, dessen Stimme vor Verzweiflung lauter wurde. »Wir würden sie Euch geben, aber sie ist fort - gestohlen, wie ich es Euch bereits klargemacht habe. Wenn Ihr sie nicht gestohlen habt, dann habe ich keinerlei Ahnung, wer der Dieb gewesen sein mag und wo sich die Karte jetzt befindet.«
    »Schade.« Burleigh schniefte. »Dann seid Ihr und Euer Freund von keinem weiteren Nutzen für mich.« Er drehte sich auf dem Absatz um und begann fortzugehen.
    »Um der Liebe Gottes willen, Burleigh!«, schrie Cosimo. »Lasst uns frei!«
    Burleigh blieb mitten im Schritt stehen und wandte sich um. »Es gibt keinen Gott«, erklärte er; seine Stimme klang flach und steif. »Es gibt nur Chaos, Zufall und die unveränderlichen Gesetze der Natur. Ich hatte gedacht, dass Euch als Männer der Wissenschaft das bekannt wäre. In dieser Welt - so wie in allen anderen - gibt es nur das Überleben des Stärkeren. Ich bin ein Überlebender.« Er drehte sich wieder um und ging weiter. »Ihr offensichtlich nicht.«
    »Ihr habt unrecht!«, rief Cosimo hinter ihm her. »Vollkommen, auf verhängnisvolle Weise und ewiglich unrecht.«
    »Wenn dem so ist«, entgegnete Burleigh, der sich auf den Eingang zubewegte, »dann wird Gott Euch erretten.«
    »Ich

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