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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Grund dafür.« Sie starrte ihn herausfordernd an. »Aber lüg mich nicht an!«
    Dass sie ihm nicht glaubte, ärgerte ihn; und er wurde von einem heftigen Drang erfasst, ihr alles verständlich zu machen. In diesem Augenblick begriff Kit, dass er die Last seines Erlebnisses nicht alleine tragen konnte. Es zählte jetzt nur eines: Sie sollte wissen, dass er die Wahrheit sagte - als ob es das Geschehene auch für ihn glaubhafter machen würde, wenn er einen anderen Menschen dazu bringen könnte, es zu akzeptieren.
    Diese Überzeugung überfiel ihn mit solcher Macht, dass er auf die Füße sprang und erklärte: »Ich werde etwas viel Besseres machen, als dir einen guten Grund zu geben. Ich werde es dir zeigen.«
    »Ja klar.« Sie gähnte. »Zieh eine andere Nummer ab.«
    »Nein, wirklich. Ich werde es dir zeigen.« Er marschierte durch den Raum und hob ihren grünen Blazer vom Kleiderständer. »Hier, zieh das an. Es wird wahrscheinlich regnen, wenn wir dorthinkommen.«
    »Meinetwegen. Der Tag ist eh im Eimer.« Sie gähnte erneut, erhob sich lethargisch und tapste hinter ihm her. »Wie hieß noch mal der Ort, wo wir hingehen?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Wenig später, nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn, gingen die beiden die Grafton Street entlang und suchten den Stane Way.
    »Es ist genau hier in der Gegend«, versicherte Kit.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich mich von dir hab bequatschen lassen«, maulte Mina. »Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte.«
    »Ehrlich, du hast nichts Besseres zu tun«, erwiderte er. Ihre Missmutigkeit zwang ihn, ein leidenschaftlicher Verfechter der Expedition zu werden. »Glaub mir, das wird wirklich Spaß machen.«
    »Hör auf, so was zu sagen, denn sehr spaßig war es bis jetzt nicht.«
    »Komm schon, Mina«, umgarnte er sie. »Denk doch nur: Du wirst eine bezaubernde Landschaft zu sehen bekommen, irgendwo einen netten Nachmittagstee trinken und einen Spaziergang an der frischen Seeluft genießen. Es wird dir gefallen. Ganz bestimmt.«
    Als Antwort guckte sie mürrisch und verpasste ihm einen Schlag auf den Arm.
    »Au! Wofür war das?«
    »Ich habe dich gewarnt«, antwortete sie und schob ihre Hände tief in die Taschen ihrer Jacke. »Ich jedenfalls will nicht an die Küste. Nein, danke!«
    »Du musst das einfach sehen.«
    »Er wird also dort sein?«
    »Wer?«
    »Dieser Typ!«
    »Du meinst meinen Urgroßvater?«
    »Wen sonst?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Andererseits - vielleicht doch.« Er zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn ich sagen würde, dass ich dir glaube - müssen wir das hier dann durchziehen?«, fragte Mina vorsichtig.
    »Bei dir klingt es wie eine Tortur«, entgegnete er. »Es wird« - er sah ein gefährliches Glimmen in ihren Augen und änderte schlagartig seine Taktik - »eine lehrreiche Übung sein.«
    Sie spazierten weiter. Wenige hundert Yards weiter entdeckte Kit das Straßenschild STANE WAY. »Schau! Hier an dieser Stelle ist es passiert - oder zumindest in der Nähe.« Er bog in die lange, dunkle Gasse ein. »Dieser Weg, hier war's. Und hab keine Angst: Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    Sie gingen eine kurze Strecke schweigend nebeneinander. Die Schatten um sie herum wurden immer dunkler.
    »Meine Güte, das ist ja wirklich ein hübsches Fleckchen«, spottete Mina und trat über eine Plastiktasche hinweg, aus der Sandwichbehälter und Tüten mit Knabberzeug auf den Bürgersteig gefallen waren. »Warum hast du mich nicht früher schon einmal hergebracht?«
    »Geh einfach nur weiter.«
    »Das wirst du bei mir wiedergutmachen müssen, mein Junge«, erklärte Mina drohend. »Und zwar mit mehr als nur einer Tasse Tee und Gebäck, das du in der Mikrowelle aufgetaut hast.«
    Kit marschierte nun mit übertrieben großen Schritten in der Mitte der Gasse. Sie folgte ihm und imitierte - mehr aus Langeweile denn aus Überzeugung, dass es irgendeinen Sinn hätte - seine Art zu gehen.
    »Ich weiß nicht, ob es funktionieren wird!«, rief Kit über die Schulter hinweg. »Es muss ungefähr hier gewesen sein, als es passierte.«
    »Als was genau passierte?«
    »Dieser heftige kleine Sturm, der wie aus dem Nichts aufkam und -«
    »Was?«, fragte sie mit lauter Stimme, um trotz des brausenden Windes gehört zu werden, der in diesem Moment durch die Gasse blies.
    »Ich sagte ...«, schrie er zurück, »dass plötzlich ein Sturm aufkam -«
    »Du meinst, so wie jetzt?«, brüllte sie, so laut es ihre Lungen zuließen.
    Kit hielt an. Der

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