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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ihm auftürmte, und fühlte, wie er in der Kehle einen Krampfanfall bekam. Er nahm die eine oder andere Meereskreatur auf, die in seiner Nähe lag, und versuchte, es so aussehen zu lassen, als ob er sich daran vergnügen würde. Als dies misslang, wandte er seine Aufmerksamkeit den runden Fleischklumpen zu, mit denen der Plattenrand dekoriert war. Sie sahen ziemlich harmlos aus, sodass er sie probierte. Er kam zu dem Urteil, dass sie nicht nur genießbar, sondern wirklich köstlich waren.
    »Eine weise Entscheidung, Sir!«, rief Sir Henry aus, der kurz aufblickte, um einen Schluck aus seinem Bierkrug zu nehmen. »Pochierter Aal! Ein Hochgenuss!«
    Für gewöhnlich hätte ein solches Wissen bei Kit den Appetit auf die Häppchen ziemlich gedämpft. Doch der himmlische Geschmack überwog jegliche Zimperlichkeit, die er normalerweise empfunden hätte, und er fuhr fort, ein Stückchen Aal nach dem anderen zu verschlingen. Er bedauerte es aufrichtig, als der Junge zurückkam, um die Platte fortzunehmen. Als die Tischabfälle fortgeräumt waren, wurde ihm ein sauberes Steingutgefäß gegeben, das die Größe einer voluminösen Teigschüssel besaß. Zwei weitere Burschen trugen ein Holzbrett herein, auf dem, wie es Kit auf den ersten Blick erschien, die zerlegten Körperteile eines ganzen Schweins lagen. Doch in Wirklichkeit handelte es sich um etwas, das in Kits Augen eine gemischte Grillplatte höchster Ordnung darstellte. Dazu gehörten nicht nur Schweinekoteletts, sondern auch Beefsteaks, mit Sülze gefülltes Kalbsfleisch, Lammschenkel, verschiedene Rippenstücke, eine pralle Wildbretlende und, um das Ganze herum, Scheiben von einem zartrosafarbenen Fleisch, das Kit nicht zu bestimmen vermochte.
    In einigen Fleischstücken staken Messer. Sir Henry zögerte keinen Moment und packte den Griff des nächsten Messers, spießte ein Kotelett auf und begann, es direkt von der Klinge zu essen. Kit tat es ihm nach. Er spießte ein saftiges Fleischstück nach dem anderen auf und kostete sie alle. Das Schweinefleisch schmeckte hervorragend - alle Stücke waren saftig, rauchig und noch heiß von den Flammen. Als Nächstes nahm er sich etwas vom Lamm und den Rippen. Alle Teile waren gleichermaßen köstlich, ebenso wie das gefüllte Kalbsfleisch, das Kit danach probierte. Er ließ die Beefsteaks aus - sie waren ein wenig zu blutig für ihn - und griff nach einer der zart-rosafarbenen Scheiben, die ihm unbekannt waren. Das Fleisch war irgendwie zäh, hatte aber ein feines, köstliches Aroma, das er noch nie zuvor gekostet hatte.
    »Ahh!«, rief Sir Henry aus und beobachtete mit großem Vergnügen seinen Tischgenossen. »Ihr seid ein echter Feinschmecker, Sir. Ich erweise Euch meine Ehre.«
    »Es ist wundervoll«, schwärmte Kit mit vollem Mund. »Dieses hier ist ganz besonders köstlich. Was ist es?« Er hielt das hoch, was von der Scheibe übrig geblieben war, damit man es begutachten konnte.
    »Oh, ja!«, antwortete Sir Henry anerkennend. »Ihr seid auf das Rechte gekommen, Sir. Denn das ist Hirschzunge - eine Spezialität des Hauses. Man lässt sie ablagern, pökelt sie dann ein und brät sie schließlich ganz langsam. Ich darf wohl behaupten, dass Ihr wohl noch nie etwas Vergleichbares gekostet habt.«
    »Da kann ich Euch kaum widersprechen«, merkte Kit an. Er aß die Scheibe und eine weitere auf, bevor er ein wenig mehr von dem Wildbret kostete. Auf dem Brett standen zudem noch zwei Schüsseln, die bisher weitgehend übersehen worden waren. Eine enthielt ein Rüben- und Pastinakenpüree, das man mit Sahne und geschmolzener Butter vermischt hatte. In der anderen Schüssel gab es gedünstetes Grüngemüse. Mit dem Löffel nahm Kit sich eine große Portion von dem Püree und kostete höflich von dem Grüngemüse. Danach setzte er seine Arbeit an dem Haufen aus Rippen und Schenkeln vor ihm fort. Als er schließlich zu essen aufhörte, war seine Schüssel ein Schlachthaus-Wirrwarr aus Knochen und Knorpeln; und von seinen Wangen, dem Kinn und den Händen tropfte das Fett. Er fühlte einen so starken inneren Druck, dass er meinte, möglicherweise gleich zu explodieren - und dies würde wahrscheinlich das Beste sein, wenn man alles in Betracht zog.
    »Gut gemacht, Sirs!«, erklärte Sir Henry mit lauter Stimme. Er lobte sie wegen ihres Geschmacks und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er sich mit glänzenden Fingern das Fett aus dem gepflegten Bart strich. Als die jungen Diener erschienen, um das Gemetzel abzuräumen,

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