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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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in den Beutel und fischte eine größere Silbermünze heraus. »Das ist ein Guldiner - er ist sehr viel wert.«
    Mina nickte. »Zehn Groschen entsprechen einem Guldiner. Hab's verstanden. Gibt es noch etwas anderes?«
    »Es gibt eine neue Münze, die Taler heißt - auch er ist sehr viel wert. Doch du wirst wohl nicht viele von ihnen zu sehen bekommen. Sie haben den Wert von zwölf Groschen.«
    »Somit sind Taler sogar noch besser«, stellte Mina fest und griff nach dem silbernen Guldiner, den Engelbert zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.
    Die Frau, die bald abreisen würde, erschien erneut mit einem zusammengerollten Vorleger unter ihrem Arm. »Wie viel?«, fragte sie im Vorbeigehen. Als Mina sie verwirrt anschaute, ruckte sie den Kopf in Richtung Ladentür und sagte: »Der da drinnen - wie viel hat er verlangt?«
    »Sechzig Guldiner«, antwortete Etzel.
    »Dieser raffgierige Geizhals«, empörte sich die Frau und reichte den Vorleger hoch zu ihrem Mann im Wagen. »Wir haben ihm nur dreißig für ein ganzes Jahr bezahlt.«
    »Wie lange wart Ihr ...« Mina stockte und änderte in Gedanken den Satz. »Wie lange habt Ihr den Laden von ihm gemietet?«
    »Vier Jahre sind wir hier gewesen«, antwortete die Frau. »Und in der ganzen Zeit hatten wir nicht einen einzigen guten Tag. Der Teufel soll ihn und seinen Laden holen. Ich will keinen von beiden jemals wiedersehen.«
    »Reg dich nicht so auf, Ivanka«, tadelte der Mann sie, drehte sich zu den beiden anderen und fügte entschuldigend hinzu: »Es ist hart, ein Geschäft zu verlieren.«
    »Wohin werdet Ihr nun gehen?«, erkundigte sich Etzel.
    »Nach Preßburg«, antwortete der Mann. »Meine Frau hat in dieser Stadt eine Schwester, und wir werden dort einen neuen Laden bekommen.«
    »Was für eine Art von Geschäft habt Ihr hier geführt«, wollte Mina wissen.
    »Es war ein Kerzenladen«, erwiderte der Mann. »Ich stelle Kerzen her.«
    »Die besten in der ganzen Stadt«, merkte seine Frau an. »Nicht mehr länger. Sollen sie doch im Dunkeln leben!« Sie spie in den Türeingang, um ihren Gefühlen Nachdruck zu verleihen.
    »Sie ist sehr zornig«, erklärte der Mann.
    Wilhelmina dankte dem Paar für seine Hilfe und ging in den Laden zurück. »Fünfzig Guldiner ist mehr, als Ihr jemals von irgendjemandem erhalten werdet«, verkündete sie. »Wir wollen den Laden für ein Jahr.«
    Der Mann mit dem grünen Hut legte sein Buch zur Seite und richtete sich auf. »Bin ich Euch noch immer nicht los?«
    »Nein«, entgegnete Mina. »Nicht, bevor ich eine vernünftige Antwort erhalte.«
    »Sechzig Guldiner sind vernünftig«, erwiderte der Hausbesitzer.
    »Nicht, wenn die derzeitigen Bewohner nur dreißig im Jahr bezahlen.«
    »Die Zeiten ändern sich.«
    »Dem stimme ich zu«, erklärte Mina. »Deshalb bieten wir fünfzig an.«
    Der Mann im schwarzen Mantel knallte sein kleines Buch zu. »Also gut. Fünfzig dann. Abgemacht.«
    Engelbert, der in der Tür stand, öffnete seinen Mund, um zu widersprechen.
    »Nicht so schnell«, sagte Wilhelmina. »Dieser Raum muss neu gestrichen werden - und die Fassade ebenso.«
    Der Hausbesitzer runzelte die Stirn, und seine Augen verengten sich. »Eine Frau?«, schrie er. »Und Ihr sprecht in dieser Weise mit mir?«
    »Fünfzig Guldiner«, erinnerte ihn Wilhelmina.
    »Na schön. Sonst noch was?«
    »Ja, es gibt noch eine Sache. Wir brauchen einen Ofen.«
    »Einen Ofen ...« Er schien diese Art von Anfrage nicht sehr zu schätzen.
    »Das hier soll eine Bäckerei werden«, erzählte sie ihm. »Wir brauchen daher einen Ofen.«
    »Und zwar einen großen«, warf Engelbert hoffnungsvoll ein. »Mit vier Backblechen.«
    Der Mann im schwarzen Mantel zupfte in einer Weise an seinem Bart, die vermuten ließ, dass er dachte, er würde vielleicht mit Verrückten sprechen, sich dessen aber nicht sicher sein konnte. »Nein«, erklärte er schließlich. »Das ist zu viel.«
    »Schön«, entgegnete Mina. »Komm, Etzel, ich habe einen besseren Laden gesehen, der näher am Marktplatz liegt. Er ist leer, und ich bin mir sicher, dass der Hausbesitzer glücklich sein wird, wenn wir dort unser Geschäft eröffnen.« Sie packte Engelbert am Arm und wandte sich zur Tür.
    »Wartet!«, rief der Hausbesitzer.
    Lächelnd drehte sie sich zu ihm um.
    »Wenn ich das veranlassen soll, benötige ich die Summe für ein ganzes Jahr direkt auf der Hand.« Er hielt eine Handfläche nach oben und tippte mit einem Finger darauf.
    »Wir haben das Geld«, versicherte Wilhelmina, bevor

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