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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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Universum verbunden ist, genau jetzt, genau hier.

    Sawaki Roshi : Für einen Fisch ist es unmöglich zu sagen: „Ich bin durchs ganze Wasser geschwommen“, für einen Vogel ist es unmöglich zu sagen: „Ich bin den ganzen Himmel abgeflogen“. Aber Fische schwimmen durchs ganze Wasser und Vögel fliegen den ganzen Himmel entlang. Killi-Fische [25] und Wale schwimmen durchs ganze Wasser. Das ist keine Frage von Menge, sondern von Qualität. Wir wirken mit unseren Händen und Füßen in einem Radius von nicht mal einem Meter, doch wir wirken auch im gesamten Himmel und auf der ganzen Erde.

    Uchiyama Roshi : Wenn du ein öffentliches Bad besuchst, ist das öffentliche Bad das ganze Universum für dich. Es gibt einen Weg, ein Bad zu nehmen, der mit dem Universum verbunden ist. Wenn du auf die Menschen dort Rücksicht nimmst und an die denkst, die später kommen und wenn du ein Bad nimmst, ohne andere zu stören, dann ist das der Weg, ein Bad zu nehmen, das mit dem gesamten Universum verbunden ist. Eine Straßenbahn besteigen, eine Arbeit verrichten und zuhause leben – all das muss auf dem Weg, der mit dem gesamten Universum verbunden ist, getan werden. Bevor wir diese Handlungen als Etikette oder Moral strukturieren, müssen wir erkennen, wie sie spontan aus der Dynamik des Lebens selbst entspringen.

    Sawaki Roshi : Da alle Dinge Inhalte des Selbst sind, sollten wir uns aufmerksam benehmen und die Gefühle anderer Menschen berücksichtigen.

Das wahre „Ich“ ist nicht das Produkt des Denkens

    Sawaki Roshi : Das wahre „Ich“ ist nicht das „Ich“, das dem Denken entspringt. Das ist alles!

    Uchiyama Roshi : In den Annalen schrieb Konfuzius: „Ich will gar nichts sagen. Die vier Jahreszeiten ziehen vorbei und die hundert Dinge wachsen. Was meint der Himmel dazu?“ Das klingt nicht wie andere Dinge, die Konfuzius sagte. Doch wenn ich diesen Ausspruch für einen Ausdruck des Geisteszustandes halte, den er in seinen späten Jahren erreicht hatte, kommt er mir nicht so seltsam vor.
       Und in einem Gedicht von Ryokan heißt es:

    Als meinen Willen
    kann ich was zurücklassen?
    Im Frühling Blumen,
    im Sommer Kuckucke
    und im Herbst Ahornblätter.

    Wenn du dir die Worte von Konfuzius und Ryokan im Lichte von Sawaki Roshis Ausspruch anschaust – „Das wahre ‘Ich’ ist nicht das ‘Ich’, das ein Produkt des Denkens ist“ –, dann kannst du verstehen, was sie meinen.
       Weil das Selbst jenseits des Denkens ist, kann es nicht festgelegt werden. Siehst du nicht, dass das wahre „Ich“ jenseits des Fassungsvermögens menschlichen Bewusstseins liegt? Es ist das Selbst, das mit dem Universum verbunden ist. Es ist „Die vier Jahreszeiten ziehen vorbei“ und es ist „Im Frühling Blumen, im Sommer Kuckucke und im Herbst Ahornblätter.“ Dieses „Ich“ ist nicht das „Ich“, das anderen ihr Glück neidet oder sich an ihrer Traurigkeit erfreut und denkt: „Warum passieren mir nie solche Dinge?“ oder „Gut, dass so etwas nicht mir passiert ist.“ Es ist vielmehr das „Ich“, das sich über das Glück anderer freut und das Unglück anderer bedauert.

    Sawaki Roshi : Diskussionen über die Wurzel der Selbsttäuschung finden statt, nachdem das „Ich“ aufgetaucht ist.

    Die meisten Menschen beschweren sich darüber, so sehr beschäftigt zu sein. Womit sind sie so beschäftigt? Sie sind nur deshalb so umtriebig, weil sie von ihren weltlichen Wünschen gefangen werden, das ist alles.

    Der wahre Zustand der Dinge (die ultimative Existenz, jisso ) hat sich geklärt, ist aufgelöst und in Frieden. Nichts steht auf dem Spiel, und es gibt nichts, wovon man getäuscht werden könnte.

Zuviel Information und der Überfluss an Leben

    Sawaki Roshi : Wenn du die vergängliche Welt als den Inhalt von Zazen akzeptierst, kannst du den Buddha-Dharma klar sehen. Egal, wie sehr du in der vergänglichen Welt leidest, du kannst dein Leben nicht bereichern.

    Uchiyama Roshi : Einmal sagte eine Frau zu mir: „Sie wissen wirklich viel über die Welt, obwohl sie die meiste Zeit im Tempel bleiben.“ Ich frage mich, ob ihre Aussage zutreffend ist. Vielleicht gibt es nicht viele Menschen in meinem Alter, die so unschuldig der Welt gegenübertreten wie ich. Bis heute (ich bin sechzig Jahre alt) habe ich nur ein halbes Jahr lang für Lohn gearbeitet; den Rest der Zeit hatte ich mit der Welt nichts zu tun, sondern mein Leben mit Zazen, Betteln, Tempelreinigen, Gartenpflegen, Feuerholzsammeln und Kochen verbracht. Ich

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