Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
wie viele Jahre sie noch leben werden und diese Zahl dann mit ihrem Gehalt und ihren Bonussen zu multiplizieren. Wenn sie sehen, dass sie das nötige Geld haben, werden sie sich sicher fühlen. Doch es ist unmöglich, sich auf diesem Weg sicher zu fühlen, darum haben sie keine andere Wahl als nervös zu werden.
Ein Mensch, der sich für sehr wichtig hält und im Gedanken „Ich, Ich, Ich“ lebt, kann mit seinem Leben nicht zufrieden sein. Jeder glaubt, wenn er sich nur genug anstrenge, sein Leben leichter zu machen, werde er es schon schaffen. Doch dann wird die Sorge darum zum Problem. Diese Art von Mensch leidet normalerweise mehr als andere. Das ist schon seltsam. Er kann nicht aufhören zu denken, dass die Dinge in der Welt sich nie so entwickeln, wie er sich das wünscht, er fühlt sich unter Druck gesetzt und ängstlich und seine Probleme werden größer und größer. Wenn Sie erkennen, dass diese Welt nicht nur für Sie existiert und wenn Sie ihre Selbstbezogenheit aufgeben, werden Sie vielleicht die guten Dinge, die sie empfangen, wertschätzen lernen – genau wie ich beim Betteln.“ Nach diesem Gespräch mit ihm dachte ich: „Für manche Menschen ist Leiden ein Luxus.“
Über Segnungen
Sawaki Roshi : Himmel und Erde geben sich selbst. Luft, Wasser, Pflanzen, Tiere und Menschen geben sich selbst einander. In diesem Sich-Selbst-Einander-Geben leben wir. Ob du das magst oder nicht, es ist wahr.
Die Welt, in der Menschen Dinge geben und empfangen ohne zu sagen „Gib es mir!“, ist die wahre schöne Welt. Sie unterscheidet sich von der Welt, in der man sich um Dinge zankt. Sie ist unermesslich und ungebunden.
Uchiyama Roshi : In der Bibel heißt es: „Werden nicht zwei Spatzen für einen Pfennig verkauft? Und nicht einer von ihnen fällt ohne den Willen deines Gottes zu Boden.“ 99,99 Prozent unserer Notwendigkeiten kommen als Geschenk von Himmel und Erde, von den zehntausend Dingen, vom Universum; aber 0,01 Prozent der Dinge, die wir brauchen, können Objekte der Gier werden. Luft, Licht, Temperatur, Wasser etc., all diese Dinge, die wir seit unserer Geburt empfangen haben, sind für menschliches Leben nicht nur unentbehrlich, sondern sie sind Segnungen. Nur wenn wir erkennen, dass wir unermessliche Segnungen, ohne die wir nicht überleben könnten, empfangen haben – obwohl wir dem Universum nie einen Dienst erwiesen –, nur wenn wir unsere Gier bezüglich der 0,01 Prozent unserer Notwendigkeiten verringern und unser Leben in der ernsthaften Absicht leben, alles, was wir können, für alles und jeden zu tun, dann finden wir den weiten, ruhigen Weg, der vor uns bereit liegt.
Sawaki Roshi : Diene den zehn Richtungen mit der Einstellung: „Ich begehre nichts!“ Das ist das unermessliche Angebot.
Uchiyama Roshi : Bevor ich Mönch wurde, sah ich mir die Welt an, in der um Geld gestritten und gekämpft wurde, und fühlte mich von ihr erstickt. Zum Glück traf ich Sawaki Roshi, der ein lebendes Beispiel von „Ich begehre nichts“ war, und ich verstand, dass auch ich ohne etwas zu begehren und ohne mit anderen um Geld zu kämpfen leben konnte. Ich bin dankbar, dass er mir einen stressfreien Weg des Lebens zeigte – und wie ich tief atmen kann, als ob ich ein Fisch wäre, der ins Wasser zurückgekehrt ist. Ich versuchte mein Leben in der Hoffnung zu führen, dass ich ein ebenso gutes Beispiel von „Ich begehre nichts“ sein und wahrhaft den zehn Richtungen dienen könnte.
Verbindung zum gesamten Universum
Sawaki Roshi : Zazen ist der Weg, durch den du dich mit dem ganzen Universum verbinden kannst.
Samadhi heißt, ständig in jedem Augenblick für alle Wesen zu arbeiten und als das ganze Universum zu leben.
Satori zu empfangen heißt überhaupt nicht, an einen speziellen Ort zu gehen, sondern natürlich zu sein.
Uchiyama Roshi : Sawaki Roshi erwähnte oft das „Selbst, das mit dem Universum verbunden ist“ und das „Selbst des ganzen Universums“ oder das „universale Selbst“. Wenn einer diese Worte hört, mag er denken, durch Zazen könne man fühlen, wie Körper und Geist die Größe des Universums annähmen. Das meinte er aber nicht. Wenn du während Zazen so etwas fühlst, ist es eine Täuschung oder makyo [24] . Buddhismus diskutiert niemals die Größe des Universums. Solange du groß und klein vergleichst, hast du nur einen halbfertigen Standpunkt. Die eigenen begrenzten, egozentrischen Gedanken aufzugeben ist der einzige Weg, das Leben zu leben, das mit dem
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