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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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gibt immer ein entschlossenes Streben, das keine Eigenschaften hat, mitten in der Leere. Auch ein menschliches Gesicht muss einen entschlossenen Blickwinkel besitzen.

    Uchiyama Roshi : Welchen Weg wir auch gehen, wir leben das Selbst, das nur das Selbst ist, und es gibt keine Richtung, die uns verboten ist. Wir sollten besser genau entscheiden, wohin wir gehen – ohne nervös zu werden, aus friedvollem Geist. Doch in der Mitte der Leere, die keine besondere Richtung verlangt, muss es ein entschlossenes Streben geben. Egal, was wir tun, es dehnt sich in die zehn Richtungen aus; Ewigkeit existiert in einem Augenblick.
       Menschen, die ihr erbärmliches Leben so leben wie ich, schlagen einfach willkürlich einen Nagel in den Alkovenpfosten, ohne den Zimmermann zu fragen. Aber für einen Menschen wie Rikyu Sen gibt es einen Weg, den Nagel in Leere einzuschlagen. Wir sind Menschen, die in jede Richtung schreiten können: Osten, Westen, Süden oder Norden, wo auch immer wir hinwollen. Nur wenn wir das Selbst verwirklichen, das sich in die zehn Richtungen ausdehnt, und die Übung der Ewigkeit Augenblick für Augenblick ausführen, wird der Geistesfrieden des „Selbst, das nur das Selbst ist, egal was passiert“ wirklich werden.

    Sawaki Roshi : Die Wahrheit des Buddhismus wird durch Übung verwirklicht; sie wird durch den Körper erlangt. Die Art, wie wir Muskeln und Knochen unserer Körper lenken, muss ein Ausdruck von Zazen sein. Mit Zazen als Grundlage – indem wir also sehen, dass alles, was uns begegnet, das Selbst ist – wird unsere Einstellung dem Leben gegenüber verwandelt. Das ist Übung. Innerhalb dieser Übung entdecken wir den wahren Frieden des Geistes.

Die letzten Worte Sawaki Roshis

    Sawaki Roshi: Dir muss es um Größeres als ein Menschenleben gehen, das mit 70 oder 80 Jahren sein Ende nimmt.

    Uchiyama Roshi: Sawaki Roshi sagte diese Worte kurz nachdem er sich in den Antaiji-Tempel zurückgezogen hatte, weil es seine Beine ihm nicht mehr erlaubten, seine Reisen durch ganz Japan fortzusetzen. Ich hatte ihm seinen nachmittäglichen Tee auf das Zimmer gebracht und erwiderte einfach nur „Ja“, bevor sich das Gesprächsthema änderte. Heute bedaure ich, nicht tiefer auf die Sache eingegangen zu sein. Erst als ich mich selbst von meinen Abtspflichten aus dem Antaiji zurückzog, wurde mir bewusst, dass ich nun keine weitere Aufgabe als das Sterben vor mir hatte. Als ich mit dem Problem meines eigenen Lebens und Sterbens konfrontiert war, erinnerte ich mich plötzlich so frisch an die Worte des Roshi, wie wenn ich sie erst gestern gehört hätte. Mir scheint, er habe sie mir als seine letzten Worte mit auf den Weg gegeben, und ich lerne noch heute von ihnen.

    Sawaki Roshi: Was für eine Verschwendung ist es, mit deinem Körper wie mit einem Kloß Fleisch von knapp zwei Meter Länge umzugehen. Wie dumm, ein Leben zu leben, das nach 50 oder 80 oder 100 Jahren endet. Den Buddhaweg zu praktizieren bedeutet, sich als Mensch kein Haarbreit von dem Buddha zu unterscheiden, der sich ewig und unbegrenzt im Kosmos ausdehnt.

    Uchiyama Roshi: Als Sawaki Roshi am 21. Dezember 1965 verstarb, war er vollkommen ruhig. Er gab auch keine letzten Worte von sich. Ich erinnere mich noch genau daran, wie er diesen Tag vom Morgen an verbrachte. Selbst beim Sterben konnte ihm keiner die Gelassenheit nehmen. Er war wie ein großer ausgetrockneter Baum, der am Ende umstürzt.
       Vor seinem Tod hatte er manchmal gesagt: „Wenn ich tot bin, ruft das Krankenhaus der Universität Kioto an, damit sie den Leichnam zu Forschungszwecken abholen können. Danach könnt ihr euch einfach zusammensetzen und ein Glas Wein trinken. Ich möchte mir nicht anhören müssen, wie ihr mit weinerlicher Stimme Sutren rezitiert!“ Deshalb habe ich nach Sawaki Roshis Tod auch nichts weiter getan, als seinen Leichnam der Universität Kioto zu übergeben und ein 49-tägiges Sesshin abzuhalten.
       Bis heute klingen mir die Worte des Roshi in den Ohren, und ich glaube, dass sie mir geholfen haben, das Leben zu meistern. Insofern jedes einzelne seiner Worte für mich zugleich Stütze als auch Wegweiser war, sind alle Worte Sawaki Roshis seine letzten Worte für mich.

Über Kodo Sawaki Roshis Zazen

    Ich verbinde das Jinno-in mit der Erinnerung an meinen letzten Lehrer Kodo Sawaki Roshi. Er besuchte uns hier oft. Auf seiner letzten Reise in die Bezirke von Chugoku und Kyushu kam er ins Jinno-in und hielt einen Vortrag zum Thema „Andere sind

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