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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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seinem Schutz standen, ein Leid zufügte.
    Noch während dieser Gedanke durch meinen Kopf sauste, fiel ein weiterer Peitschenschlag dieser großen, magischen Kette vom Himmel herab und schlug ein halbes Dutzend Häuser weiter oben an der Straße ein, wo er noch ein Feuer auslöste. Eigentlich waren es sogar zwei, eines in dem gerade zerstörten Gebäude und ein weiteres in meinem Herzen. Aus dieser Entfernung konnte Hauptmann Deem uns keinesfalls in der Menschenmenge ausgemacht haben. Nein, er feuerte einfach blindlings in der Hoffnung, uns in der allgemeinen Zerstörung gleich mit aus dem Weg zu schaffen. Während ich mich in den brennenden Ruinen umsah, geschaffen von einem »Obrigkeitsvertreter« von Zhan, schwor ich, dass das nicht ungestraft bleiben würde. Halb drehte ich mich zu der Klippe um, doch ich wusste wirklich nicht, was ich eigentlich zu tun beabsichtigte.
    Dann packte Maylien meinen Arm. »Hast du noch etwas von dem Geld, das ich dir bezahlt habe? Devins Leute haben mir alles gestohlen, was ich bei mir hatte.«
    »Klar.« Ich griff nach meiner Geldbörse. »Wie viel brauchst du?«
    »Fünf Silberriels sollten reichen.«
    Ich gab sie ihr, und Maylien huschte davon. »Warte, wofür brauchst du es?«
    »Komm mit«, rief sie über die Schulter hinweg. »Beeil dich! Da drüben ist ein Mann, der uns gegen eine Gebühr seine Zugtiere leiht, denn wir müssen reiten.«
    Mühsam schüttelte ich den Zorn ab, der mich ergriffen hatte, zwang ihn für den späteren Gebrauch zurück in tiefere Bewusstseinsschichten und folgte Maylien auf die andere Straßenseite, wo sie bereits dabei war, zwei Pferde von ihren Zugriemen zu befreien. Sie hatte recht, wir mussten weg, das hätte ich nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Ebenso wenig hätte ich es ihr aufbürden dürfen, sich um unsere weitere Flucht zu kümmern. Schließlich rettete ich gerade Maylien und nicht umgekehrt!
    Aber wer hier wen rettete, sollte noch mehr zur Debatte stehen, als Maylien mich wenige Augenblicke später praktisch auf den Rücken des Pferds heben musste. Ich hatte, kaum dass ich sie erreicht hatte, aufgehört, mich zu regen, ich hatte für einen Moment alles um mich herum vergessen. Und nicht zum ersten Mal. Dann und wann schienen mir einige Sekunden einfach zu entgleiten und keinerlei Erinnerung zu hinterlassen. Erst als Maylien mir einen Schubs versetzte und mir befahl, auf das Pferd zu steigen, tat ich es auch.
    Es war ein verdammtes Glück, dass die beiden Pferde Zuggeschirrkameraden waren, denn dadurch folgte mein Ross Mayliens, ohne dass ich etwas dafür tun musste. Teile der Welt verschwanden immer noch in einem weißen Nichts am Rande meines Blickfelds, während wir unterwegs waren, und ich brauchte den größten Teil meiner Konzentrationsfähigkeit, um mich auf dem Rücken des Tieres zu halten. Die weißen Flecken lösten in meinem Hinterkopf Alarm aus, aber ich konnte meinen Geist nicht dazu bringen, ausreichend gut zu arbeiten, um über das Warum nachzudenken.

    Und dann, meinem Gefühl nach völlig übergangslos, fand ich mich auf einem dicken Farnteppich neben einem Feuer wieder und hielt einen Zinnbecher in der Hand, was mir wirklich sonderbar erschien. Umso mehr, da die Sonne irgendwann zwischendurch verschwunden war und an ihrer Stelle der Mond hinter herabhängendem Geäst von einem sternenübersäten Himmel schien.
    Was zum Henker   ...?
    »Ich sagte, du sollst versuchen, noch etwas zu trinken.« Das war Mayliens Stimme, die von irgendeinem Punkt auf der anderen Seite des Feuers kam. Sehen konnte ich sie nicht, aber sie hörte sich besorgt an.
    Das ergab auch nicht mehr Sinn als die Dunkelheit oder das Farnbett, aber sie schien im Hinblick auf das Trinken sehr sicher zu sein. Beinahe wie von fremder Hand geführt, hob ich den Becher an meine Lippen und nahm einen großen Schluck von irgendeiner unglaublich kruden alkoholischen Flüssigkeit, die auf ihrem Weg nach unten prachtvoll brannte.
    »Was zum Henker ist das für ein Zeug?«, fragte ich mit einer Stimme, die sich irgendwo zwischen Husten und Krächzen bewegte.
    »Nach den Details solltest du den etwas zwielichten Kerl an der Kreuzung fragen, von dem ich es gekauft habe, aber angefangen hat es vermutlich als Reis, und es ist bestimmt nicht legal.« Nun lachte Maylien, ein verschrobenes, erdiges Lachen. »Aber das habe ich dir inzwischen schon zweimal erzählt. Wie stehen die Chancen, dass es dieses Mal hängen bleibt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht,

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