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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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konnten. Unter uns auf den Straßen fingen die Leute an, mit lautem Geschrei umherzurennen.
    Ich ignorierte sie, um Triss mehr von meiner sich rapide erschöpfenden Magie einzutrichtern. Ich ging ein Risiko ein, alsich den Blick von unserer Landezone abwandte, um mich über die Schulter umzusehen, aber ich wollte mir den Mistkerl ansehen, der meinen Vertrauten verletzt hatte. Im Moment konnte ich nicht viel tun, aber ich versprach mir im Stillen, später mit ihm abzurechnen. Gerade hatte ich eine berittene Gestalt auf dem Hang entdeckt, die nun weit über und hinter uns lag, als eine zweite glühende Kette aus Energie aus seinen erhobenen Händen auf uns herabsauste wie eine gigantische magische Peitsche.
    Der Bann verfehlte uns mit größerem Abstand als der erste – Triss’ Verwundung hatte den so oder so schon beängstigend unsteten Sinkflug in etwas verwandelt, das absolut unberechenbar und gefährlich war. Der Lichtblitz, der den Bann begleitete, lieferte mir für einen Moment ein helles, hervorragendes Bild von seinem Schöpfer, das sich tief in meinen Geist brannte. Hauptmann Deem, der seinen gewaltigen Steinhund ritt wie ein Pferd. Mir blieb gerade noch ein kurzer Moment, um der Hoffnung nachzuhängen, dass er mich nicht ebenso klar hatte erkennen können, dann schrie Maylien auf, Triss kreischte eine Warnung, und ich drehte mich wieder nach vorn um, gerade rechtzeitig, um ein Strohdach zu erblicken, dass rasend schnell auf uns zukam.
    Ein perfekter, weicher Landeplatz. Es gab da nur ein kleines Problem. Deems Bann war vor uns gelandet. Das Dach stand in Flammen.

16
    W ir verfehlten die schlimmste Feuersbrunst und krachten in einer Kaskade aus glimmendem Stroh und gesplitterten Bambusstäben durch das Dach. Ich spürte einen heftigen Ruck, der mich zurück nach oben reißen wollte, als Triss sich an den Rändern der verrotteten Bambusstützen abfing, bemüht, unseren Sturz zu bremsen. Dann jedoch gaben sie genauso nach wie alles andere, und wir fielen die letzten paar Fuß hinunter, begleitet von dem brennenden Stroh, das überall um uns herum herabregnete. Ich weiß nicht recht, wer mehr überrascht war, die Leute in dem kleinen Lederwarengeschäft über das plötzliche Feuer und die Art unseres Erscheinens oder ich über unser Überleben.
    Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken oder mehr als nur einen Moment über das Glück zu staunen, das uns davor bewahrt hatte, auf ein solideres Dach zu prallen. Schön für uns, dass Tiefdrunter einer der wenigen Teile von Tien war, in dem die Chance, auf ein verrottetes Dach zu treffen, überaus gut waren. Meine Füße hatten kaum den Boden berührt, als sich Maylien aus meinen Armen löste und zur Tür strebte. Wie dringend ich ihr auch folgen musste, ich hielt doch noch einen Moment inne.
    »Triss, alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Bessssstenssss«, sagte er, doch ich erkannte an den Zischlauten in seiner Aussprache, dass er Schmerzen litt. »Geh! Ich werde mich ssschnell wieder erholen, wenn ich nur etwasss Ruhe bekomme. Feuer und Sonne, das tut weh.« Dann gab er seine Drachenform auf und kollabierte in meinen Schatten.
    Ich hätte gern mehr für ihn getan, aber der Rauch wurde mitjeder Sekunde dichter, und irgendwo in unserer Nähe gruben sich die Steinhunde auf der Jagd nach uns durch die Erde. Dennoch nahm ich mir die Zeit, meinen Trickbeutel zu öffnen und einen Goldriel aus dem halben Dutzend, das ich dort für besonders schlimme Notfälle verwahrte, zu entnehmen.
    »Tut mir leid«, sagte ich und warf ihn dem alten Mann zu, der mit offenem Mund und sichtlich schockiert hinter dem Ladentisch stand. »Und jetzt weg hier.«
    Dann folgte ich Maylien, und als ich durch die Tür hinaus auf die Straße stürmte, stellte ich erleichtert fest, dass sich bereits eine Eimerkette vor dem Haus bildete. Der Gedanke, dass in meinem Fahrwasser noch ein Viertel abbrennen könnte, war mir unerträglich. Dann ließ ich mich lieber von der Elite ermorden – verflucht soll sie sein! Hätte ich geahnt, dass sie so etwas tun würden, dann hätte ich ... ja, was?
    Die Antwort kannte ich selbst nicht. Ich hatte mich nie dem speziellen Zynismus hingegeben, der wie eine Epidemie unter den Klingen grassiert und den Missbrauch von Machtpositionen als Normalität begriffen hatte. Ganz gleich, wie oft ich auch erlebt hatte, das korrupte Amtsinhaber ihre Stellung missbrauchten, es schockierte mich immer wieder, wenn jemand wie ein Offizier der Elite den Menschen, die unter

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