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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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schon einmal gefragt zu haben. Eigentlich erinnere ich mich an kaum etwas von dem, was geschehen ist, nachdem wir auf die Pferde gestiegen sind. Wo sind wir? Was ist passiert?«
    Einer der Schatten zur Linken des Feuers bewegte sich, wurde zu Mayliens Gesicht, als sie die Kapuze zurückschob, unter der sie sich bis dahin versteckt hatte. Neben ihr regte sich Bontrang, fixierte mich mit einem leuchtenden Auge und gab ein leises, fragendes Trällern von sich.
    »Dieses Mal hast du dich beinahe so angehört, als wärest du wieder bei dir«, sagte sie zu mir. »Und Bontrang achtet zum ersten Mal seit Stunden auf dich. Bist du wirklich wieder da?« Sie stand auf, kam zu mir, kniete sich neben mich und blickte mir einige Herzschläge lang forschend in die Augen. »Ich glaube, du bist es.« Von irgendwoher holte sie eine große, irdene Flasche und schüttete Flüssigkeit in meinen Becher. »Du trinkst besser noch ein bisschen mehr davon.«
    »Ich glaube nicht, dass Triss damit einverstanden wäre ... Moment mal, Triss!«
    »Pst.« Maylien legte einen Finger an die Lippen. »Er schläft, und wenn du mich fragst, hat er das noch nötiger als du. Jetzt nimm noch einen Schluck. Das ist der übelste Fusel, den ich je gekostet habe, aber dir wird es verdammt guttun, mehr davon im Leib zu haben.«
    Sie musterte mich streng, und ich schnüffelte an dem Becher – Höllenfeuer, roch aber kalt – und nahm noch einen Schluck. Es schmeckte scheußlich und zugleich irgendwie wunderbar. Undwieder fühlte ich das Brennen, als es durch meine Kehle rann. Jedenfalls anfangs. Als das Zeug in meinem Magen landete, verschwand das Gefühl.
    »Das ist wirklich merkwürdig«, sagte ich.
    »Was?«, fragte Maylien.
    »Von so starkem Schnaps erwarte ich normalerweise, dass er ein Feuer in meinem Bauch entzündet, aber er tut nichts dergleichen.«
    Wieder lachte Maylien, immer noch erdig, aber leichtherziger als zuvor. »Dann funktioniert es. ›Geister für den erschöpften Geist.‹ So nennen das die Vagabunden, auch wenn du diese Worte bestimmt noch nie gehört hast, wenn ich nur daran denke, wie kritisch die Priester Namaras dem Schnaps gegenüber eingestellt waren.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite. »Eines Tages wirst du mir erzählen müssen, wie du als angeblicher Trinker enden konntest. Das war eine inspirierte Vorstellung, weißt du? Die Art, wie du im Greifen den Whiskey reingeschüttet hast. Das war der Grund dafür, dass ich sechs Monate gebraucht habe, um sicher zu sein, dass du wirklich Aral Königsmörder bist.«
    In meinem Kopf drehte sich plötzlich alles, und ich nahm einen weiteren Schluck. Erstaunlicherweise schien das die Dinge wieder geradezurücken, also kippte ich auch den Rest in dem Becher hinunter. Maylien schenkte nach, ehe ich Gelegenheit hatte, Einwände zu erheben.
    »Du brauchst jetzt alles, was du kriegen kannst«, sagte sie.
    »Können wir zu der Stelle zurückkehren, an der ich dich gefragt habe, was passiert ist und wo wir sind? Nur dass du mir dieses Mal eine Antwort gibst?«
    Wieder dieses Lachen. »In Ordnung. Wo soll ich anfangen?«
    »Wie wäre es mit allem, was passiert ist, nachdem wir die Pferde hatten? Etwa ab da hat meine Welt angefangen, an denRändern in weißen Blitzen aufzugehen, und ich erinnere mich an kaum etwas, bis ich vor ein paar Minuten hier wieder aufgewacht bin.« Ich verspürte einen Stich. »Bist du sicher, dass es Triss gutgeht?«
    »Ja, und hör auf, seinen Namen auszusprechen. Du wirst ihn nur aufwecken.« Maylien machte es sich neben dem kleinen Gryphinx gemütlich. »Diese weißen Blitze tauchen auf, wenn man sein Nima übermäßig beansprucht. Was auch der Grund ist, dass ich dich mit dem stärksten Schnaps gefüttert habe, den ich auftreiben konnte, nachdem wir die Stadt kurz nach Sonnenuntergang verlassen haben.«
    »Geister für den Geist ...«, warf ich ein.
    »Genau. Nichts hilft einem überbeanspruchten Magier besser, bis er endlich schlafen kann. Unter normalen Umständen ist das nutzlos oder sogar kontraproduktiv, aber wenn man seine Grenzen überschritten hat, kann das lebensrettend sein. Aber das wusstest du natürlich nicht, da ihr Namara-Anhänger dem Alkohol ja so kritisch gegenübersteht. Was mich wirklich überrascht hat, war, wie viel von dem Zeug du runtergekippt hast, ohne wieder voll zu Bewusstsein zu kommen.
    Na ja, das und die Tatsache, dass du es geschafft hast, auf dem Pferd zu bleiben, auch wenn du zu neun Zehnteln bewusstlos warst. Ersteres lag an

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