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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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haben, so hatte er sein Ziel weit genug verfehlt, da ich nichts davon mitbekam.
    Wir mussten unser Tempo ein wenig vermindern, als wir den heruntergekommenen Garten hinter uns ließen und in eine Mauer aus wild wuchernden Sträuchern gerieten, die den zerklüfteten Boden auf der Klippe erobert hatten. Zweige schlugen mir ins Gesicht und gegen die Brust, Gräser zerrten an meinen Stiefeln, und Bontrang flatterte über uns auf und ab.
    In den nächsten ein, zwei Minuten stieg Maylien in meiner Achtung um einiges höher. Sowohl weil sie ihren Mund nur zum Atemholen öffnete als auch weil sie mir binnen kurzer Zeit davongelaufen wäre, hätte sie meine Hand losgelassen. Soweit es ums Laufen ging, war sie in entschieden besserer Form als ich. Mir keine Sorgen um Maylien machen zu müssen gab mir Zeit zum Nachdenken, ob Triss die Aufgabe meistern konnte, die ihn erwartete.
    Wenn nicht, würden wir alle sterben. So schnell wir auch rannten, die Steinhunde waren schneller. Die drei, die uns folgten, hatten die Jagd keine Viertelmeile hinter uns aufgenommen und holten rasch auf, während wir auf den Rand der Klippe zuhielten. Die Sträucher und Bäume, die uns so sehr behinderten, fielen den Hunden kaum auf, die eine Schneise aus niedergetrampelten und zerfetzten Pflanzen hinter sich herzogen. Das einzig Gute an der Geschwindigkeit der Hunde war, dass sie ihre Meister abhängten und uns so vorübergehend vor der Notwendigkeit bewahrten, magischem Feuer und Blitzen und anderen, bösartigeren magischen Angriffen ausweichen zu müssen. Sie waren bis auf zwanzig Fuß an uns herangekommen, als uns plötzlich der Platz zum Laufen auslief.
    »Vertrau mir«, sagte ich zu Maylien, als wir durch das letzte Gestrüpp vor dem Abgrund brachen.
    Dann hob ich sie in meine Arme und sprang ins Nichts, und als ich das tat, packte Triss meine Schultern und breitete sich über uns aus wie ein riesiger schwarzer Flügel. Ich fütterte Triss verzweifelt mit Nima, als wir hinausflogen, fort von der Klippe, füllte den Flügel aus dem Quell in meiner Seele auf. Irgendwie hielten wir uns in der Luft.
    Das war viel mehr ein langsamer, vage geführter Sturz, begleitet von wildem Flügelschlag und zufälligen Wendungen in diese oder jene Richtung, als ein Segelsprung, aber zumindest stürzten wir nicht einfach ab. Das kam mir vor wie ein Wunder, denn normalerweise benutzten wir meine Arme als Stütze für Triss’ Schattenflügel, und sie mussten die Hälfte der Last tragen. Selbst die enorme Menge an magischer Energie, die ich in das Bemühen investierte, war kaum ausreichend, um uns unter diesen Umständen in der Luft zu halten. Verzweifelt hoffte ich, dass wir es lange genug schafften, um wenigstens eine halbwegs erfolgreiche Landung hinzubekommen, und ich wünschte, ich hätte immer noch eine Göttin, zu der ich beten könnte.
    Hinter uns bellten die Steinhunde wild und kurz, um gleich darauf in den felsigen Untergrund des Channaryhügels abzutauchen, unterwegs zum Fuß der Klippe. Wir waren ihnen noch nicht entkommen.
    »Ich liebe es!«, rief Maylien plötzlich und erinnerte mich daran, dass sie mehr war als nur totes Gewicht.
    » Was?« Bei all dem Nima, das nötig war, um gegen das Kreiseln und die unsteten Hüpfer anzukämpfen, hatte ich wirklich keine Energie und auch keinen Atem übrig für eine Plauderei, aber ich war einfach zu schockiert, um nicht zu fragen.
    »Ich wollte immer schon fliegen«, erklärte sie. »Bei Bontrang sieht das immer so aus, als würde es unglaublich viel Spaß machen. Sieh dir nur all die Leute dort unten an.« Sie deutete nach Tiefdrunter, wo die morgendlichen Menschenmassen die Straßen füllten. »Sehen die nicht erstaunt aus?« Ein paar von ihnen hatten uns bemerkt, und die ersten Finger reckten sich nach oben, als sie ihre Mitbürger lautstark auf uns aufmerksam machten. »Das ist einfach herrlich!«
    Verrücktes Weib.
    Abrupt schwenkten wir nach links ab und hätten uns beinahe überschlagen. Ich suchte immer noch nach einer passenden Antwort für Maylien, die nicht von unzähligen Flüchen geprägt wäre, als ein heller Strahl magischer Energie wie eine riesige Kette mit Gliedern aus grünem Feuer wenige Fuß rechts von mir herabpeitschte.
    Triss schrie auf, und wir zuckten scharf nach rechts und sanken einige Fuß tiefer, als er ruckartig den Flügel auf der Seite einzog. Der Bann, was immer das auch war, hatte ihn gestreift, und Magie gehörte zu den wenigen Dingen, die einem Finsterling wirklich schaden

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