Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
dann wäre mir nur die Wahl geblieben, aus Zhan zu fliegen oder durch die Hand meiner Schwester zu sterben. Und nun, endlich, haben wir, weil du mir den Weg zu meinen Leuten geebnet hast, vielleicht eine Chance, sie für ihre Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen.« Sie drehte sich um, und beide starrten mich an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich brauche frische Kleider und ein paar Tage Ruhe, aber wenn du willst, dass ich deine Schwester für dich töte, dann kann ich das bestimmt irgendwie einrichten. Selbst, wenn sie unter Devins Schutz steht, sollte es eine Möglichkeit geben. Sie hat ganz einfach nicht die Mittel, um eine ...« Und dann brachte ich es nicht fertig, mich als Klinge zu bezeichnen. »... Triss und mich fernzuhalten.« Mit einem Finger strich ich über das Rückgrat meines Drachenschattens, doch der schlief zu tief, um darauf zu reagieren – sehr besorgniserregend.
»Ich wünschte, das wäre alles, worum ich dich bitten muss«, sagte Maylien. »Aber das reicht nicht. Wenn ich Baronin werden und verhinden will, dass Thauvik den Titel einfach jemand anderem zuerkennt, dann muss ich Sumey selbst in einem ordentlichen Duell töten und die Krone ergreifen. Ich brauche dich, um Sumey in eine Lage zu bringen, in der sie keine andere Wahl hat, als meine Herausforderung anzunehmen.«
»Du brauchst mich wofür?« Ich blinzelte. »Ich glaube, ich habe irgendetwas verpasst. Du bist Magierin.« Ich deutete mit einem Nicken auf Bontrang, der sich an einem Platz niedergelassen hatte, von dem aus er den Schinken im Auge behalten konnte. »Du bist doch gar nicht in der Position, eine Herausforderung auszusprechen, oder? Ich dachte, das Gesetz von Zhan verbietet es geborenen Magiern, sich mit dem Adelsstand zu duellieren.«
»Nicht ganz. Die Krone verschmäht diese Duelle, weil sie davon ausgeht, dass ein Magier im Kampf einen unfairen Vorteil hätte. Aber das Forderungsrecht ist älter als das Gesetz der Krone. Das ist einer der Überreste aus dem Kampfkodex desalten Königreichs. Wenn ich Sumey unter den Augen der richtigen Zeugen herausfordere und der Anwendung von Magie für die Dauer des Duells abschwöre, kann sie die Forderung nicht ablehnen – dafür sind wir zu nahe verwandt.«
Bontrang gab ein leises Knurren von sich, aber ob das nun eine Reaktion auf Mayliens Worte war oder eher auf ihren ärgerlichen Ton, konnte ich nicht erkennen.
Maylien fuhr fort: »Der Trick besteht darin, an diesen Punkt zu kommen. Das Krongesetz kann das Forderungsrecht nicht aushebeln, nicht einmal gegenüber einer Magierin, wie ich es bin. Was es aber kann, ist, es einem jeden Magier sehr schwer zu machen, lange genug am Leben zu bleiben, um überhaupt eine Forderung auszusprechen.«
Ich war immer noch am Rudern. »Könntest du das etwas näher ausführen? Obskures Duellrecht war nicht unbedingt ein bedeutendes Thema in den Studien im Tempel. Namara hat Todesurteile ausgesprochen, keine Forderungen.«
Maylien nickte. »Wäre ich keine Magierin und wollte meine Schwester fordern, müsste ich nur vor ihre Tür treten oder wo immer sie gerade ist, und verlangen, dass ich zu ihr geleitet werde, damit ich meine Herausforderung aussprechen kann. Wer immer mir an der Tür auch begegnet, er wäre verpflichtet, mich sofort zu ihr zu geleiten. Es wäre ihr nicht gestattet, ihre Gardisten oder irgendwelche anderen Mittel einzusetzen, um mich daran zu hindern, vor sie zu treten, und wir könnten uns auf der Stelle duellieren. Aber das Krongesetz hat alle möglichen Barrieren hinsichtlich der Bedingungen aufgestellt, unter der ein Magier eine Forderung aussprechen darf.«
»Beispielsweise?«
»Zunächst einmal müsste ich eine formelle Ankündigung meiner Absicht, sie zu fordern, sowohl an meine Schwester als auch an die Krone schicken. Darin müsste ich den Tag und den Ort benennen, und dieser Ort muss sich auf dem Marchonlandbefinden. Die Krone schickt dann zwei Zeugen zu dem Ereignis, und wenn ich nicht auftauche, gilt die Forderung als verwirkt. Wenn das passiert, wird man mich für vogelfrei erklären und in ganz Zhan zum Tode verurteilen.« Wieder knurrte Bontrang.
»Ich glaube, so langsam begreife ich, wie das läuft«, sagte ich. »Wenn ich recht verstehe, fliegen damit auch all diese Regeln, denen zufolge keine Gardisten oder sonstige Mittel eingesetzt werden dürfen, um dich daran zu hindern, vor deine Schwester zu treten, mehr oder weniger zum Fenster hinaus?«
»Genau. Sie kann jedes ihr verfügbare Mittel
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