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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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auskosten, etwas, das ich seit Jahren nicht mehr getan hatte, nicht mehr, seit Jax und ich gemeinsam gereist waren.
    Als ich langsam richtig wach wurde, begutachtete ich rasch meinen Zustand. Dort, wo sich unsere Körper berührten, fühlteich mich warm und wunderbar. Alle übrigen Stellen waren wund, steif und kalt, besonders der Arm, der als Kissen für Mayliens Kopf diente. Meine rechte Hand war zu zwei Dritteln eingeschlafen und dort, wo sie vor ihrem Gesicht unter der Decke hervorlugte, halb erfroren. Allzu schnell brachten die Schmerzen meine Entschlossenheit, einfach still liegen zu bleiben, ins Wanken, und schließlich sah ich mich gezwungen, mich zu bewegen.
    »Mmm«, grummelte Maylien verschlafen. »Hör auf zu zappeln.« Aber dann seufzte sie und streckte sich. »Zu spät. Ich bin wach.« Sie drehte den Kopf, um über die Schulter zu blicken, und lächelte. »Guten Morgen.«
    »Selber guten Morgen«, sagte ich, die Lippen direkt an ihrer Schulter. Ich wollte sie küssen, aber nach all dem derben Reisschnaps, den ich am Abend zuvor getrunken hatte, fürchtete ich, dass mein Mund schmecken würde wie eine der verfalleneren Varianten der ruhelosen Toten. »Irgendeine Idee, wo wir ein Frühstück herbekommen können?«
    »Ich kann euch kalten Schinken von gestern und altbackenes Schwarzbrot von letzter Woche anbieten«, sagte eine scheußlich muntere männliche Stimme irgendwo auf der anderen Seite der Feuerstelle.
    Überrascht zuckte ich hoch und sah mich um, doch das war auch schon alles, was ich tat. Die Stimme hörte sich nicht an, als würde sie einem Menschen mit bösen Absichten gehören. Wichtiger noch, ihr Eigentümer hatte, da er uns so nahe gekommen war, ohne uns zu wecken, bewiesen, dass wir, hätte er uns töten wollen, inzwischen längst tot wären.
    Der Fremde saß ungefähr fünfzehn Fuß entfernt von uns mit überkreuzten Beinen auf einem dicken Kissen am Boden vor der aufgehenden Sonne. Im Gegenlicht konnte ich nicht viele Details erkennen, aber ich erkannte, dass er einen großen, runden Bauernhut, dunkle Kleidung und keine sichtbaren Waffen trug.Stattdessen lagen seine Hände im Schoß und kraulten friedlich Bontrangs Kopf.
    Der Anblick des kleinen Gryphinx erinnerte mich an meine Sorge um Triss – der mich normalerweise vor der Annäherung jeder fremden Person zu warnen pflegte. Als ich mich durch das Band vorantastete, das uns miteinander verknüpfte, spürte ich Triss’ Präsenz, aber nur schwach. Er schlief immer noch tief und fest, und ich beschloss, es vorerst dabei zu belassen.
    »Kein besonders gutes Frühstück, ich weiß«, sagte der Fremde, »aber das ist alles, was ich zu bieten habe.«
    Maylien war bei den ersten Worten des Neuankömmlings in meinen Armen ganz steif geworden und halb unter der Decke hervorgekommen, doch nun entspannte sie sich wieder, schauderte und schlüpfte wieder zurück, um sich erneut an mich zu schmiegen.
    »Klingt wirklich ziemlich grässlich. Wie wäre es, wenn du etwas Besseres besorgst und uns weckst, wenn du zurück bist?« Als unser unerwarteter Gast keine Anstalten machte, sich zu rühren, seufzte sie. »Ja, ich habe auch nicht geglaubt, dass das wahr werden könnte.« Dann sah sie sich über die Schulter zu mir um. »Wo sind nur meine Manieren geblieben? Das ist Heyin, einer meiner ältesten Freunde, und – und da wirst du mir zweifellos bald zustimmen – der schlechteste Koch der Welt.«
    »Sei doch nicht so«, sagte Heyin. »Ich biete euch immerhin das gleiche Zeug an, das ich selbst zu frühstücken beabsichtige.«
    »Egal«, beschied ihm Maylien. »Dein Verdauungssystem besteht aus altem Leder und den Überresten von Grunzochsengedärmen. Ob du etwas essen kannst oder nicht, sagt überhaupt nichts über den Verwandtheitsgrad deiner Speisen mit echter Nahrung aus.« Nun zuckte sie mit den Schultern. »Andererseits bezweifle ich, dass wir so bald ein besseres Angebot bekommen werden. Also, was meinst du, Aral? Sollen wir ihn hinsichtlich seines ekelhaften Frühstücks beim Wort nehmen?«
    »Aral.« Heyin pfiff leise, ehe ich etwas sagen konnte. »Dann hast du deine berühmte Klinge also tatsächlich gefunden.«
    »Dieses Mal hat eigentlich er mich gefunden.« Unter der Decke drückte Maylien meinen Arm. »Er hat mir gestern das Leben gerettet. Aral, Heyin. Heyin, Aral.«
    Heyin stemmte sich auf die Füße – und erschreckte dabei Bontrang, der laut kreischte und herbeiflatterte, um sich bei Maylien zu beklagen. Dann verbeugte sich

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