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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Heyin tief vor mir.
    »Für die Rettung meiner Baronin schulde ich dir, was immer ich nur geben kann. Bedauerlicherweise beschränkt sich das augenblicklich auf ein recht unzulängliches Frühstück. Wie dem auch sei, wenn die Baronin geneigt ist, sich aus dem Bett zu quälen und weiterzuziehen, verspreche ich mit Freuden, ein besseres Mahl zu liefern, wenn wir wieder im Exilsitz Marchon angelangt sind.«
    »Schon gut«, grollte Maylien spöttisch. »Schon gut. Ich stehe auf. Siehst du, so sieht es aus, wenn ich aufstehe.«
    Maylien rollte sich unter den Decken hervor. Als ich Anstalten machte, es ihr gleichzutun, legte sie mir die Hand auf den Brustkorb und drückte mich erneut zurück auf mein Lager. »Du bleibst. Du bist noch lange nicht ausgeruht, ganz gleich, was du dazu sagst.«
    Ich hätte gern widersprochen, aber die Tatsache, dass sie sich kaum anstrengen musste, um mich davon abzuhalten, ebenfalls aufzustehen, verlieh ihren Worten zusätzlich Gewicht, also ließ ich mich überzeugen. Sie fing an, in den Kohlen herumzustochern, und legte Holz nach.
    »Schadet nicht, das Brot zu rösten, ehe wir es belegen.« Sie blickte zu Heyin auf. »Ich nehme an, du hast nicht daran gedacht, einen Teekessel mitzubringen?«
    »Nein, aber ich habe einen kleinen Zinntopf und ein paar einigermaßen frische Platten Kadesh-Jade, die ich in den Topf schaben kann.«
    »Oh, das ändert alles. Für einen guten Tee vergebe ich dir das Essen.« Sie deutete zum Hügel. »Gleich da drüben gibt es einen Bach. Was hältst du davon, deinen Topf zu füllen, während ich das Feuer wieder anfache?«
    »Wie meine Baronin weiß, lebe ich, um zu dienen.«
    Heyin nickte mir zu, deutete eine Verbeugung vor Maylien an und machte sich auf den Weg in die angegebene Richtung. Als der Sonnenschein ihn erfasste, sah ich, dass er viel älter war, als ich ihn anhand seiner Stimme eingeschätzt hatte. Weiße Strähnen zierten seinen langen Pferdeschwanz und seinen Schnurrbart, und er hatte etliche, gut erkennbare alte Narben an Händen und Armen.
    Ich wartete noch einige Minuten, bis Maylien das Feuer frisch entfacht hatte, ehe ich mich langsam in eine sitzende Position hochstemmte. Was mühsamer war, als es hätte sein sollen. Ich kam mir vor wie ein Haufen gewolftes Fleisch zweifelhafter Herkunft, bereit, in die Wurst gestopft zu werden. Zugegeben, ich fühlte mich wie eine bessere Sorte Fleisch zweifelhafter Herkunft als am Vorabend, aber das besagte nicht viel. Sacht betastete ich das neue Hämatom an meinen Rippen und fuhr mit den Fingern durch das riesige Loch in meinem Hemd an die Stelle, an der die Axt mich beinahe mit aufgeschlitzt hätte.
    »Ich glaube, du brauchst ein paar neue Kleider.«
    »Du auch. Wir beide.« Maylien zupfte kläglich an dem herausgerissenen linken Knie ihres Hosenrocks. »Darum werden wir uns kümmern müssen, wenn wir im Exilsitz angelangt sind. Diese Kleidung hier hat das Stadium bequemer Tarnung verlassen und fällt jetzt in die Kategorie Putzlumpen, und deine Sachen sehen noch schlimmer aus.«
    Sie hatte recht. Unter all dem Staub, dem Schmutz und den Flecken, die die Reise hinterlassen hatte, war kaum noch zu erkennen, welche Farbe meine Kleidung einmal gehabt hatte. Bedachte ich dann noch die Risse und Löcher und den Gestank,wusste ich nicht, wozu man das Zeug an meinem Leib noch hätte verwenden sollen, es sei denn als Nestpolsterung für eine nicht allzu wählerische Ratte.
    Ich beschloss, dass es an der Zeit war, Triss zu wecken, und stupste sacht meinen Schatten an. »Triss, alles in Ordnung mit dir?«
    Mein Schatten regte sich benebelt und verwandelte sich langsam wieder in einen kleinen Drachen. »Was’n?«
    »Ich habe gefragt, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Oh, klar. Hab mich in meinem ganzen Leben nie besser gefühlt.« Er drehte sich um und leckte am Schultergelenk seines rechten Flügels, knurrte und gab eine ausdauernde Reihe von Finsterlingsbegriffen von sich. Es hörte sich an, als würde man einen ganzen Sack voller wütender Schlangen schütteln, und ich war ziemlich sicher, dass eine Übersetzung alle Arten von Obszönitäten offenbaren würde.
    Endlich verlegte er sich wieder auf Zhani. »Jedenfalls, ich glaube, ich werde es überleben.« Dann wurde seine Stimme leiser und klang überaus besorgt. »Und wie geht es dir?«
    »Genauso. Dank Maylien.« Ich beschloss, jeglichen Hinweis auf den übermäßig hochprozentigen Reis-Whiskey – oder wie immer man das Z eug auch nennen mag – zu

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