Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
einsetzen von dem Moment an, an dem ich meine Absicht bekunde, sie herauszufordern. Sie darf ihre Garde nur nicht vergrößern oder die Hilfe der Krone erbitten.«
    »Musst du dir auch die Arme auf den Rücken fesseln?«, fragte ich.
    »Nein. Der Kampfkodex legt die Bedingungen des Duells selbst fest, und die dürfen nicht geändert werden, allerdings bezweifle ich nicht, dass die nur zu gern täten, was du gerade gesagt hast. Das, oder sie lassen einfach jeden mit magischen Gaben und blauem Blut umbringen.«
    »So ungern ich unterbreche«, ließ sich Heyin vernehmen, »das Brot wechselt bald von geröstet zu verbrannt, wenn ich es nicht tue, und der Tee ist auch beinahe fertig.«
    Heyin verteilte belegte Brote. Kaum hatte ich den ersten Bissen gegessen, wurde mir bewusst, wie hungrig ich war, nachdem ich zwei Nächte und einen Tag lang nichts außer Alkohol in meinen Magen gelassen hatte. Als der Tee fertig war, nahm ich auch den entgegen, da es schlicht keine elegante Art gab, ihn abzulehnen, und trank einen Alibischluck, ehe ich ihn wegstellte. Wie stets erinnerte er mich zu sehr an Efik und an alles, was ich verloren hatte. Heyin hatte seine Mahlzeit rasch beendet und fing sofort an, die Lagerstätte zu säubern und unsere wenige Habe einzusammeln.
    »Also, wie schlimm ist es?«, fragte Maylien Heyin, als der nach unseren Decken griff.
    »Ehrlich, ich weiß es nicht«, sagte er schulterzuckend.
    »Was immer es ist, es bringt meinen Hauptmann dazu, uns sehr höflich, aber auch sehr deutlich zum Aufbruch zu drängen.«
    »Ich dränge nicht, ich helfe uns nur auf den Weg.« Maylien bedachte ihn mit einem harten Blick, und Heyin reckte eine Hand hoch, ehe sie etwas sagen konnte. »Nein, wirklich. Was ich weiß, rechtfertigt kein Drängen. Die Berichte über den Ort sind einerseits vage und andererseits nicht vertrauenswürdig, und wir waren bisher nicht in der Lage, hineinzugelangen. Aber irgendetwas daran beunruhigt mich.«
    »Der Ort?«, hakte Maylien nach.
    »Eine kleine Festung, nicht weit vom Sitz Marchon entfernt«, sagte Heyin. »Es gibt Gerede darüber, dass deine Schwester heimlich dort hingegangen sei, aber niemand weiß, warum, und wir konnten bisher nicht rein. Und wir werden auch nicht reinkommen, nicht ohne Magie oder einen groß angelegten Überfall.«
    »Wozu ihr entweder mich oder meinen Befehl braucht.«
    »Mehr oder weniger«, sagte Heyin. »Aber ehrlich, es wäre besser, wenn du dich morgen zeigen würdest. Nachdem ihr beide ausgeruht, gegessen und gebadet habt.« Heyin kräuselte die Nase. »Vor allem Letzteres.«
    »Heyin!« Maylien musterte ihn finster, aber dagegen war er immun.
    »Das ist von hier aus mehr als ein Tagesritt, und der Exilsitz ist beinahe auf dem Weg. Wir werden nicht viel Zeit verlieren, wenn wir einen Zwischenstopp einlegen, und ich glaube, es wäre besser, wenn du bei deinem Eintreffen mehr an eine Baronin erinnerst als an eine Lumpenhändlerin. Deine Leute erwarten ein gewisses Auftreten von dir.«
    Maylien warf die letzten Schinkenstücke von ihrem Brot Bontrang zu und half Heyin beim Packen. Auch ich erhob mich, um mitzuhelfen, während Triss immer noch schlief und sich nicht rühren mochte. Kaum aber hatte ich mich einige Schritte von Triss entfernt, spürte ich, wie sehr mein Nima über die Verbindung zwischen uns ausgesaugt wurde – so, wie die Entfernung eines Verbands über einer blutenden Wunde den Blutverlust bewusst machen würde. Die Erkenntnis bereitete mir Schwindelgefühle, und ich geriet ins Stolpern. Sofort befahl mir Maylien, mich zu setzen, und schenkte mir den Rest Schnaps ein. Der linderte meine Sorgen und gab mir ein falsches Gefühl von Heiterkeit, aber nur für eine kurze Zeit.
    Als die Zeit zum Aufbruch gekommen war, gelang es mir, Triss zu wecken und lange genug wachzuhalten, um mit ihm in den Sattel zu steigen. Dort verbarg er sich in meinem Schatten und schlief gleich wieder ein. Binnen einer Stunde fing ich erneut an, weiße Flecken zu sehen, und verlor komplett den Überblick, während ich mich darauf konzentrierte, nicht vom Pferd zu fallen. Irgendwann um die Mittagszeit hielten wir an dem Haus eines reichen Bauern an, der Maylien als seine Baronin begrüßte. Mit Freude stattete er uns mit einer Mahlzeit und einem großen Krug mit einem grausam alkoholreichen Getränk aus, das er Reis-Weiß nannte und das im Grunde nichts anderes war als eine etwas aufpolierte Version des Gesöffs der vergangenen Nacht, und ich verbrachte den Rest des Tages

Weitere Kostenlose Bücher