Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
ich mich viel besser ...«
»Du hättest es mir sagen sollen, du Schafskopf.« Ich streckte die Hand aus und fuhr mit einer Fingerspitze über die Unterseite seines Kinns und schwelgte in dem Gefühl schuppiger Festigkeit.
»Ich weiß, tut mir leid. Als wir dich nicht wach bekommen haben, nachdem ich bereits gestern wieder aufgewacht bin, habe ich mir ernste Sorgen gemacht.«
Fragend sah ich mich zu Maylien um.
Sie zuckte mit der Schulter, die Bontrang nicht okkupierte. »Ich weiß nicht recht. Du solltest mit einem Heiler reden, der auf die Versorgung von Magiern spezialisiert ist, um herauszufinden, was da passiert ist. Wenn ich raten soll, dann würde ich sagen, dass Triss den größten Teil der Woche deine magischen Reserven schneller erschöpft hat, als du sie wieder auffüllen konntest. Und als das aufgehört hat, hast du noch Zeit gebraucht, um dich davon zu erholen. Nenn es Seelenerschöpfung, denn schließlich steigt das Nima aus dem Brunnen deiner Seele auf.«
»Klingt scheußlich«, stellte ich fest.
Maylien nickte. »Wir waren nicht ganz sicher, ob ihr beide es schaffen werdet. Hätten die Heiler es nicht geschafft, dich während deiner kurzen Phasen im Wachdelirium dazu zu bringen, etwas klare Suppe und Reiswein zu dir zu nehmen, dann, glaube ich, hättest du das nicht überlebt.«
Triss bedachte mich mit einem kritischen Blick, sagte aber nichts. Ich stemmte mich hoch und rutschte in halb sitzender Position zurück, um mich an die Wand zu lehnen – je länger ich wach war, desto besser fühlte ich mich ... und desto hungriger. Wie ein Monster, das erwachte, als es beim Namen gerufen wurde, fing mein Magen hörbar an zu knurren.
»Also, falls mir plötzlich einfallen sollte, dass ich völlig ausgehungert bin, wie stünden dann meine Chancen, etwas zu essen zu bekommen?«
»Tja, wenn du dich in Bewegung setzen magst, dann könnte ich dich zur Küche bringen, und wir sehen nach, was da ist. Anderenfalls beauftrage ich jemanden, dir etwas herzuholen.«
»Gehen wir!« Ich warf die Decke von mir und zog sie hastig zurück, als mir bewusst wurde, dass ich nackt war.
Maylien errötete anmutig und wandte den Blick ab. »Das habe ich vergessen. Ich besorge dir frische Kleidung.« Sie wich auf den Korridor zurück.
»Unterwegs warst du nicht so schüchtern«, neckte ich sie.
»Äh, was das angeht ... einen Moment mal.« Sie drehte sich um und sprach über die Schulter in den Gang hinein. »Chul, könntest du eine Hose und ein Hemd für unseren Gast suchen?«
»Gewiss, Baronin.« Seinem Ton zufolge war Chul nicht begeistert von der Vorstellung, seine Baronin mit mir allein zu lassen, aber er erhob auch keinen Widerspruch.
Kaum waren die Schritte des davoneilenden Chul leise genug, einen ausreichenden Abstand anzudeuten, sah sich Maylien mit bewusst ausdrucksloser Miene zu mir um. »Ich muss mich für mein Benehmen während unserer Reise entschuldigen, Aral. Wie Heyin nicht müde wird, mir zu predigen, hat eine Baronin andere Pflichten als eine Vagabundin, wie ich es einmal war, und muss sich eines anderen Benehmens befleißigen. Als wir allein unterwegs waren, habe ich dich behandelt, wie ich vielleicht auch einen anderen Vagabunden während meiner Reisejahre behandelt hätte. Ich habe Dinge gesagt und getan, die sich nicht mit meinen derzeitigen Verpflichtungen in Einklang bringen lassen. Es tut mir sehr leid, wenn ich dir einen Eindruck vermittelt habe, den ich nicht hätte vermitteln sollen.«
Mir war, als wäre plötzlich sämtliche Luft aus dem Raum verschwunden oder als hätte ich einen kräftigen Tritt unter die Rippen erhalten. Auf jeden Fall fiel es mir plötzlich überaus schwer, den Atem zu bekommen, den ich brauchte, um ihr zu antworten. Es ging nicht um Sex, obwohl es durchaus nett hätte sein können, hätten die Dinge sich in diese Richtung entwickelt. Es ging darum, dass sie urplötzlich eine Verbindung unterbrach, die noch dabei war, sich herauszubilden, die erste derartige Verbindung, die einzugehen ich in den letzten Jahren versucht hatte.
»Mir tut es auch leid«, sagte ich betrübt. »Ich hätte daran denken sollen, wer du bist, und dich wie die Baronin behandeln sollen, die zu werden ich dir helfen wollte, und ...« Meine Stimme verlor sich, als mir nicht über die Lippen kommen wollte, was ich gern gesagt hätte: »Nicht wie Jax oder eine der anderen Schwertführerinnen.« Das wäre auch unpassend gewesen. Schließlich, als das Schweigen zu lange dauerte, würgte ich
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