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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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sollte. Vielleicht zum letzten Mal.«
    Ich sah über die Schulter zu der Stelle, an der die Flammen allmählich am Rande der Festung emporzüngelten. »Und die Festung?«
    Maylien knabberte an meinem Ohrläppchen. »So, wie die in Flammen aufgeht, wird sie nur ein bisschen zum Abendrot beitragen.«
    »Verrücktes Weib ...«
    »Oh-oh. Soll das heißen, du weist mich ab?«
    »Nein, aber lass uns erst ein wenig weiter weggehen.«
    »Einverstanden.«
    Als wir etwas Abstand zwischen uns und dem Feuer gebracht hatten, zog ich sie in den Schatten einer Pinie und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss in einer Weise, die mir den Atem raubte.
    »Das ist für mich schon furchtbar lange her«, hauchte ich. Mehr als fünf Jahre.
    »Für mich auch.« Und dabei hörte sie sich selbst mehr als nur ein bisschen atemlos an. »Seit ich nach Zhan zurückgekehrt bin. Für eine künftige Baronin mag das in Ordnung sein, aber für die Vagabundin, die ich mal war, ist es nicht leicht.« Wieder küssten wir einander.
    »Oh, wie ich das vermisst habe.« Mit den Fingern strich sie über ihren Unterbauch, um einen Bann zu wirken, der einer Schwangerschaft vorbeugen konnte.
    Vergeudete Mühe, da ich schon vor langer Zeit beschlossen hatte, meine Befähigung, Kinder zu zeugen, aufzugeben. Die meisten Klingen Namaras hatten das getan, um dem Risiko aus dem Weg zu gehen, mehr als nur einer Partei gegenüber zur Loyalität verpflichtet zu sein.

    Ein besorgt aussehender Heyin wartete im Wald auf der anderen Seite des Flusses auf uns, als wir einige Zeit später zurückkehrten.
    »Ich dachte, ihr habt gesagt, ihr wolltet euch nur kurz umsehen.« Anklagend zeigte er in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren und in der sich eine gewaltige Rauchsäule bis zum Mond zu erstrecken schien, während die Flammen nach wie vor aus den Überresten der Festung schlugen.
    »Die Dinge sind ein bisschen problematisch geworden.« Maylien hörte sich reumütig an, bedachte mich aber mit einem verschlagenen Grinsen, als Heyin wieder das Feuer betrachtete.
    Heyin seufzte. »Erzählt.«
    Und so erzählten wir, jedenfalls den größten Teil der Geschichte.
    »Du hattest verdammtes Glück, dass nicht noch mehr von den Dingern im Graben waren, Maylien«, sagte er, als wir zum Ende kamen. »Welcher Wahnsinn hat von dir Besitz ergriffen, dass du so etwas verdammt Dummes getan hast?«
    »Aral bezeichnet mich ständig als verrücktes Weib«, entgegnete sie. »Reicht dir die Antwort? Falls nicht, dann nenn es ein kalkuliertes Risiko. Ich dachte, wenn da mehr wären, dann hätten sie sich bis dahin schon gezeigt.«
    Heyin schüttelte den Kopf und seufzte, erhob aber keine weiteren Einwände. »Was sind das überhaupt für Dinger? Ich dachte, die Auferstandenen sind langsame, schlurfende Kreaturen. Das, was ihr beschrieben habt, hört sich eher nach etwas an, was dabei herauskommen könnte, wenn man einen Ghul mit Carasstaub aufputscht.«
    Ich nickte. »Soweit es ihre Bewegungsabläufe betrifft, ja. Aber es waren definitiv keine Ghuls. Keine Fänge, keine echten Klauen, nur ausgefranste Fingernägel bei dem, der noch genug Fleisch am Körper hatte, um ihnen ein Bett zu bieten. Außerdem waren sie stärker und zäher als Ghuls. Nein, das waren Auferstandene, aber irgendjemand hat irgendetwas mit ihnen angestellt. Ich möchte beinahe behaupten, ich hätte schon einmal irgendwo so etwas gehört oder gelesen, aber ich kann einfach nicht sagen, wo oder wann.«
    »Bei wo und wann fällt mir ein, wir sollten uns auf den Weg machen«, forderte Heyin. »Das Feuer dürfte die Aufmerksamkeit sämtlicher Patrouillen erregen, die Sumey in dieser Gegend ausgeschickt hat, und denen möchte ich lieber nicht begegnen.«

    »Baronin Marchon!« Eine junge Frau rannte herbei und fiel vor Mayliens Stuhl auf die Knie.
    Zwei Wochen waren seit der Zerstörung der Festung vergangen – das Feuer hatte sie bis auf die Grundmauern niedergebrannt und uns jede Möglichkeite genommen, mehr darüber herauszufinden. Noch immer hatten wir keinen Plan ausgearbeitet, um Maylien für ein Duell zu ihrer Schwester zu bringen, aber inzwischen gab es immerhin einen groben Entwurf. Beispielsweise musste die Sache mehr oder weniger im Hause Marchon in Tien steigen. Nun aber saßen wir im offiziellen Speisesaal des Exilsitzes und studierten zum siebenundvierzigsten Mal eine Karte des Sovannhügels.
    »Was gibt es?«, fragte Maylien.
    »Eine Brieftaube ist soeben mit einer magisch versiegelten Botschaft für Euch

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