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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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ihr darum, die Anzahl potentieller Zeugen so klein wie möglich zu halten. Die Gardisten taten uns den Gefallen, sie kurz vor der Querstraße einzuholen – eine breitere Arterie, die hinauf auf den Sovann führte und wichtig genug war, von vereinzelten Straßenlaternen beleuchtet zu werden.
    »Gnädige Frau? Könntet Ihr uns einige Fragen beantworten?«, fragte der Mann in einem extrem höflichen Ton – wie es sein sollte, wenn man es mit offensichtlichen Adelspersonen zu tun hatte.
    Maylien hatte eine kunstvolle und kostbare Duellwaffe angelegt, die einmal ihrer Mutter gehört hatte. Sie kennzeichnete sie als Angehörige des Hochadels, ebenso wie die edle Seide der Kleider, die sie zu tragen beschlossen hatte. Und nun spielte sie ihre Rolle ebenfalls überzeugend, als sie sich umdrehte, um den Soldaten mit einem scharfen, ärgerlichen Blick zu messen.
    »Warum?«, fragte sie. »Was willst du wissen?«
    »Wir suchen einen gefährlichen Verbrecher«, antwortete er, immer noch äußerst höflich. »Einen Anhänger des Namarakults, den die wahren Götter vor einigen Jahren geächtet haben. Die Assassinen.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätten mich derartige Bemerkungen so sehr in Rage versetzt, dass es mir schwergefallen wäre, mich zu beherrschen. Aber nach fünf Jahren auf der Flucht war ich sehr gut darin geworden, meine Reaktionen auf die bösen Äußerungen über mich und die meinen unter Kontrolle zu halten. Wäre ich das nicht, so wäre ich längst tot gewesen. Nun biss ich lediglich die Zähne zusammen und schlich ein wenig näher heran.
    »Ich dachte, die Schwertführer sind alle tot«, sagte Maylien.
    »Wir arbeiten daran«, antwortete der Gardist. »Aber ein paar sind noch übrig, und einer von ihnen ist gerade jetzt in dieser Gegend ...«
    Er hatte noch mehr zu sagen, aber ich hörte nicht mehr hin, da seine Begleiterin plötzlich meine ganze Aufmerksamkeit verlangte. Getarnt durch die regnerische Dunkelheit und ihren Partner hatte die Gardistin sehr vorsichtig und für Maylien unsichtbar ihre Tasche geöffnet. Als sie hineingriff, beschloss ich, ein Risiko einzugehen, und rief, in der Hoffnung, dass kein Magier in der Nähe war, eine kleine Ladung eines magischen Blitzes herbei und konzentrierte ihn in meiner rechten Hand.
    Als sie ein kleines Stück Papier mit einer Strichzeichnung von Maylien und einer winzigen, trübe glühenden Rune hervorzog, dehnte ich den Schatten, der mich umgab, um ihren Nacken zu berühren, wo ich den Blitz unter gleißender Helligkeit freisetzte. Ich wusste nicht, wozu die Rune diente, aber ich wusste, ich durfte nicht zulassen, dass sie sie aktivierte.
    Sie brach zusammen, tot oder bewusstlos. Ihr Partner wirbelte herum, überrascht von dem Blitz, und hatte sein Schwert schon halb aus der Scheide gezogen. Ich rief eine zweite Ladung herbei und berührte seine Brust, und auch er ging zu Boden und ließ die Laterne fallen. Sie zerbrach, und ihr Lichtstein rollte auf die Straße. Nun ließ ich Triss los und ging in die Knie, um den Puls der Person zu fühlen, die mir näher lag.
    Maylien trat das Licht in den Rost über einem nahen Abwasserkanal, und als es darin verschwand, blieben wir in beinahe vollkommener Finsternis zurück. Niemand öffnete irgendwelche Fensterläden, um nachzusehen, was los war. Also nahm ich an, dass wir leise genug gewesen waren, um jegliche Aufmerksamkeit zu meiden. Was trotz des Knisterns und des grellen Lichtscheins magischer Blitze in Anbetracht der Tageszeit und dem Tosen des Sturms keine allzu große Überraschung war, aber auch nicht selbstverständlich.
    »Ich nehme an, das bedeutet, dass die uns Ärger gemacht hätten?«, fragte Maylien.
    Ich nickte. Der Mann war bewusstlos, aber am Leben. Ich ging zu der Frau, nahm ihr den nassen Fetzen Papier ab und reichte ihn Maylien, um sie einen Blick darauf werfen zu lassen, während ich den Puls der Gardistin prüfte. Auch sie war bewusstlos, aber nicht tot – eine angenehme Überraschung. Ich hatte angenommen, ich würde mindestens einen von ihnen umbringen. Wahrscheinlich hatte das etwas mit dem Regen und den nassen Straßen zu tun. Mir war aufgefallen, dass so etwas die Kraft magischer Blitze anscheinend etwas minderte. Bei dem Gedanken ging mir auf, dass das auch der Grund sein könnte, warum der Todesfunke der Kadeshi mich nicht umgebracht hatte.
    Maylien stieß einen Pfiff aus. »Das ist eine Rufrune. Wenn man sie berührt, alarmiert sie, wer immer am anderen Ende sitzt, und liefert ihm

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