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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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körperlicher Anstrengung drohte, den Kampf gegen Kälte und Nässe zu verlieren.
    »Maylien?« Ich mühte mich aus dem Schlamm.
    »Ja.«
    »Wie wäre es, wenn du mit Bontrang hierbleibst, während ich uns ein paar Kleider zum Wechseln beschaffe. Allein bin ich schneller.« Ich streifte meine nasse Wollkapuze und die Weste ab und legte sie über Maylien und Bontrang. Das war nicht viel, aber es war alles, was ich zu bieten hatte.
    Maylien zog die Kleidung dankbar über sich. »Danke. Bontrang friert, und mir wird auch allmählich kalt.«
    Ich nickte. »Mir ist aufgefallen, dass sein Gurren von Zittern unterbrochen wird. Wir müssen alle wieder trocken werden und in Bewegung kommen, und das fängt mit neuer Kleidung an. Und du brauchst außerdem etwas, worin du Bontrang mitnehmen kannst. Der Beutel taugt nichts mehr.«
    Im Allgemeinen bin ich kein großer Freund von Diebstählen, aber wenn es unbedingt nötig ist, nehme ich es in Kauf. Also versprach ich mir, ein paar von Mayliens Silberriels am Boden des Kleiderschranks von welchem untergeordneten Adligen auchimmer zurückzulassen, wenn ich ihn um seine trockene Kleidung erleichterte. Außerdem zog ich es vor, niemanden zu Tode zu erschrecken, der es nicht verdient hatte. Aus diesem Grunde beabsichtigte ich, einen Kleiderschrank in einem leeren Schlafgemach zu wählen.
    Hier, im unteren Teil des Sovannhügels, konnten die Leute sich keine kostspieligen magischen Schutzmaßnahmen und Alarmsysteme leisten, wie ich sie im Haus Marchon vorgefunden hätte. Es war relativ einfach, ein großes Haus zu finden, das sich weitgehend leer anfühlte, und die Tür des Lieferanteneingangs, der in eine dunkle Küche führte, mit der Hilfe von Triss und etwas Magie zu öffnen.
    Von dort aus war es nur ein kurzer Spaziergang über die Dienstbotentreppe ins Obergeschoss, wo Triss mir ein leeres Gästezimmer suchte.
    Da es sich um ein altes Haus handelte, war ein gewisses Maß an Knarrlauten auf meinem Weg natürlich unvermeidbar, ganz gleich, wie vorsichtig ich mich auch bewegte. Aber der Wind und der Sturm schienen mehr als ausreichend zu sein, um die Geräusche zu überdecken, und da sich niemand zeigte, der mich eines Besseren belehrt hätte, widmete ich mich ganz meiner Aufgabe.
    Wie es in den kleineren Adelshäusern so häufig im Zuge des Frühjahrs und des Wechsels von Winter- zu Sommergarderobe der Fall ist, war auch hier ein Gästezimmer als temporärer Lagerraum missbraucht worden. Er enthielt die Winterbekleidung, die für den Fall eines plötzlichen Kälteeinbruchs noch für ein paar Wochen bereitgehalten werden sollte, angereichert mit kleinen Beuteln voller Feinstrahl und Mottenkraut.
    Während ich in den Kleidern wühlte, die auf dem Bett ausgebreitet waren, fand ich einen Moment Zeit, um dankbar dafür zu sein, dass ich in Tien war. Hier waren weite Kleider aus Seide und Baumwolle die angemessene Wahl für die Oberklasse. Eindeutlicher Kontrast gegenüber Orten wie Aven, wo jedermann maßgeschneiderte Gewänder aus Wolle und Leder mit haufenweise Korsettstäben und Bändern bevorzugte. Die hiesige Mode erlaubte es mir, mit Klamotten zurechtzukommen, die mir nur annähernd passten, und was für mich galt, galt vermutlich auch für Maylien. Ich achtete darauf, nur Damenkleidung aus den besten Materialien für sie herauszusuchen, schließlich bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie sie zum Duell würde tragen müssen. Die Hosenröcke waren weiter als die Hosen, die ich für mich mitgehen ließ, aber nicht sehr viel.
    Als ich meine Kleidung gewechselt hatte, packte ich ein Bündel für sie zusammen und benutzte das Bettlaken als Transportbeutel. Ich war beinahe fertig, als Triss mir einen heftigen Stoß in die Rippen versetzte. Ich hatte ihn beauftragt, den Korridor im Auge zu behalten, und das war das übliche Signal dafür, dass jemand in der Nähe war. Ich löschte meine Diebeslampe.
    »Fenster«, zischte Triss, und ich setzte mich in Bewegung. »Sofort! Es ist der Diener, und er hat eine Axt. Ich nehme an, er hat etwas gehört.«
    In diesem Moment platzte die Tür zum Gästezimmer auf. Zum Henker mit all den alten Häusern mit ihren knarrenden Böden! Und zum Henker mit tüchtigen Dienern, dem Fluch eines jeden Einbrechers! Zunächst wollte ich das Fenster öffnen, aber dafür blieb mir keine Zeit, also hielt ich mir Mayliens Kleiderbündel vor das Gesicht und krachte geradewegs durch die Fensterläden.
    Im Laufschritt kam ich auf dem Boden auf, und da Triss mich in

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