Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
gegangen? Ich habe nie gehört, dass irgendjemand Details erzählt hat.«
    »Nein. Die Kanäle, die zum Palast führen, sind ein Albtraum für jeden, der versucht, über sie zum König zu gelangen. Voller Sackgassen und Fallen – viele davon in der Machart der Durkoth –, und dazu unzählige Patrouillen und Kontrollpunkte.
    In meinem Schatten nickte Triss. »Was auch der Grund ist, warum Meister Urayal und Patiss dort unten gestorben sind. Scheußlicher Ort.«
    »Also gut, aber der Palast ist auf der anderen Seite des Flusses. Warum kennst du dann die Kanäle hier drüben so gut?«
    »Weil wir dort gewohnt haben und ich es so gelernt habe. Aber ich kenne im Grunde nur die Hauptkanäle. Ich bin überzeugt, es gibt mindestens noch ein Dutzend anderer, die vom Hügel herabführen und für jemanden, der bereit ist, auf dem Bauch durch das Abwasser zu kriechen, genug Platz böten. Je nachdem, wie sie an die Regenkanäle angebunden sind, könnte uns einer davon eine bessere und sicherere Route bieten, aber ich könnte dir nicht sagen, welcher, selbst wenn mein Leben davon abhinge.«
    »Ach, wie schade, und dabei dachte ich gerade, wie viel Spaß es doch machen würde, auf dem Bauch durch Abwasser zu kriechen. Jetzt hast du all meine Hoffnungen zunichtegemacht. Schätze, wir ertrinken stattdessen lieber.«
    »Wenn du eine bessere Idee hast, bin ich sofort dabei«, gab ich zurück und beschloss, die mögliche Anwesenheit ruheloser Toter in den Tunnels gar nicht erst zu erwähnen.
    Maylien schüttelte nur den Kopf.
    Elende zwei Stunden brauchten wir, um unterirdisch die fünf Blocks weiterzukommen, die wir nach meinem Gefühl schaffen mussten, um den Kordon hinter uns zu lassen. Ein DutzendMal wären wir beinahe ertrunken, doch schließlich erreichten wir mit Seilen und Magie und Triss’ Hilfe unser Ziel. Die einzig positiven Dinge, die ich über diesen Ausflug zu sagen habe, sind: Erstens, die Regenwassermassen hatten den schlimmsten Gestank und sämtliche Scheiße, die nicht fest und dauerhaft an den Mauerziegeln klebte, fortgespült. Und zweitens, wir begegneten keinen ruhelosen Toten, ob Auferstandene oder was immer.
    In einer schmalen Straße, gesäumt von ummauerten Häusern der nicht ganz so gut Gestellten, kamen wir wieder aus dem Kanalsystem heraus. Von dort aus schleppten wir uns in eine noch schmalere Gasse, in der wir an der Rückwand irgendeines reichen Händlers oder eines untergeordneten Adligen kollabierten. Schlamm von unaussprechlicher Zusammensetzung bedeckte die Pflastersteine unter uns, doch er konnte kaum schlimmer sein als der Schlamm nicht minder unaussprechlicher Zusammensetzung, in dem wir uns hatten suhlen müssen, um überhaupt hierherzukommen, also glich sich das wohl aus.
    Neben mir stocherte Maylien in ihrer ruinierten Kleidung herum und seufzte reumütig. »So viel zu der Idee, auszusehen wie die rechtmäßige Baronin, wenn ich ins Duell ziehe.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Wir können unterwegs immer noch die Gemächer deiner Schwester aufsuchen und dir etwas Passenderes klauen.«
    »Leider könnte jemand die Kleider erkennen. Sosehr ich es hasse, doch die Art, wie ich den Sieg über Sumey erringe, hat beinahe genauso viel Einfluss darauf, ob ich die Baronie erfolgreich übernehmen kann, wie der Sieg selbst. Was bedeutet, wir werden wegen meiner Kleider etwas tun müssen . Ich weiß nur noch nicht, was oder wann. Vielleicht finde ich noch Kleider von meiner Mutter im Hause Marchon, aber das löst das augenblickliche Problem auch nicht.«
    Ehe ich etwas sagen konnte, fiel ein vollends durchnässter Bontrang vom Himmel und in Mayliens Schoß. Dieses Malmachte er sich nicht einmal die Mühe, sich über das Wetter zu beklagen. Als sie ihn hochhob, steckte er einfach den Schnabel unter ihr Kinn und gurrte aufgeregt. Der kleine Kerl war mehr oder weniger durchgedreht, da Maylien darauf beharrt hatte, dass er oben blieb, als wir in die Kanalisation hinabgestiegen waren, aber so war es für beide sicherer gewesen.
    In der dunklen Gasse konnte ich Triss nicht sehen, aber er musste Bontrang und Maylien das gleiche Mitgefühl entgegengebracht haben wie ich. Er nahm seine Drachengestalt an und drapierte liebevoll den Kopf auf meinem Schoß. Ich kraulte ihn hinter den unsichtbaren Ohren und wünschte, wir könnten einfach die nächste Stunde so hier sitzen bleiben. Oder die nächsten fünfhundert Jahre. Bedauerlicherweise kam das nicht in Frage. Schon jetzt fühlte ich, wie die Wärme

Weitere Kostenlose Bücher