Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
kämpfte die Übelkeit nieder. Neben mir und was immer das war, woran ich hing, enthielt der Kerker diverse Folterwerkzeuge – von denen ich viele als Waffen benutzen könnte, wenn ich sie nur in die Finger bekäme. Ein Quartett grob aussehender Männer saß in einer Ecke beim Würfelspiel. Einer von ihnen war in einen schwachen magischen Schimmer gehüllt – wahrscheinlich schlecht ausgeführte Banne. Über ihnen befand sich ein verriegeltes Fenster, über dem ein Schleier eines unbedeutenden Zaubers lag, der den Blick auf das trübte, was hinter ihm lag. Das Fenster und die Tür zu meiner Linken waren die einzigen Ausgänge, die ich sehen konnte, ohne mich zu rühren.
    An dem Ort stank es nach Moder, Pisse und altem Blut. Vor allem nach altem Blut. In diesem Raum war eine Menge Blut vergossen worden, und das nicht nur durch Folterungen. Das verriet mir der Ausblutungstisch, der wenige Fuß links von mir stand. In die schräge Marmorplatte waren tiefe Abflussrinnen eingeritzt worden, die das Blut zu einer Schale am Fuß des Tisches leiteten. Ein Exsanguinationstisch war zwar selbst kein magischer Gegenstand, wohl aber ein nützliches Werkzeug bei einigen Anwendungen finsterer Magie und ein weiterer Grund, so schnell wie nur möglich von hier zu verschwinden.
    Teste deine Fesseln.
    Momentan blickte keiner der Männer in meine Richtung, was entweder mit ihrer Dummheit zu tun hatte, oder sie waren sehr von der Effektivität meiner ... woran hing ich eigentlich? Es fühlte sich nicht nach der Art von Handschellen an, die abzustreifen ich schon als Kind gelernt hatte. Zum einen waren da viel zu viele Befestigungspunkte ... Fußgelenke, Knie, Brust, Kehle, Ellbogen, Handgelenke. Alles mollig verpackt.
    Sehr vorsichtig und sehr langsam drehte ich den Kopf nachrechts. Der Geschmack von Blau kehrte zurück, aber ich achtete nicht darauf. Als ich an meinem nackten Arm entlangblickte, konnte ich einen soliden Lederriemen erkennen, der knapp über dem Ellbogen um meinen Arm geschnallt war. Ein zweiter befand sich am Handgelenk. Die Schnallen waren aus Messing. In Anbetracht meines Blickwinkels und meiner durchgequirlten Sinne war es schwer zu sagen, aber mir schien, dass sie auf irgendeiner Art magisch aktivem Holzrahmen saßen. Ich stemmte mich ein wenig gegen die Fesseln, doch sie rührten sich nicht, und die Anstrengung brachte die Übelkeit zurück, also hörte ich damit auf und widmete mich wieder dem Bemühen, dem Gerüst, das mich hielt, einen Sinn abzuringen. Die Form schien für den Zweck viel zu verästelt zu sein.
    »Das ist eine Sheuthglyphe, Schwertführer«, sagte eine raue Stimme.
    Ich blickte auf und stellte fest, dass sich einer der Würfelspieler zu mir umgedreht hatte. Der mit den schwachen Magiebruchstücken am Leib.
    »Ich glaube nicht, dass mir die bekannt ist«, entgegnete ich.
    »Nicht verwunderlich.« Er stand auf und trat von der Seite auf mich zu. »Das gehört nicht zu den Dingen, die dir und deinesgleichen vertraut sein sollten. Kommt direkt von Tangara, dem Gott der Glyphen.« Nun kicherte er, und das war ein böser Laut. »Er hat sie speziell für solche Gelegenheiten wie die Zerstörung des Tempels dieses Miststücks Namara geschaffen.«
    Wie konnte Devin nur solch einen Mann beschäftigen? Ich nahm mir einen Moment Zeit, um ihn dauerhaft in meinem Gedächtnis zu speichern. Ich wollte ganz sicher sein, dass ich ihn überall wiedererkennen würde. Sollte ich ihn nicht auf dem Weg hier heraus töten, würde ich es mir zur Aufgabe machen, ihn später wieder aufzuspüren.
    Mittelgroß und mitteldunkel, schmale Schultern, kleiner Wanst, hätte gut in jede tienisische Menschenmenge gepasst,ohne im Mindesten aufzufallen. Er war aber besser gekleidet als seine Kumpane, trug bauschige Hosen aus roher Seide und eine bestickte Lederweste, während die anderen sich mit Baumwolle und mies gegerbten Häuten begnügen mussten. Außerdem hatte er sich eine dünne Speinatter dreimal um den Hals gewickelt.
    Die hob den Kopf und zischte mich an, als er sich bis auf wenige Fuß genähert hatte. Ihre Haltung spiegelte die ihres Magiers wider, denn das war es, was dieser Mann ganz offensichtlich war, wenn auch einer von so geringer Art, dass ich nicht zu sagen wusste, welcher Schule er angehörte. Der Anblick des Vertrauten brachte mir allerdings zu Bewusstsein, dass Triss bisher noch keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich bei mir zu melden. Obwohl ich ihn an meinem Rücken spüren konnte, schien er nicht so

Weitere Kostenlose Bücher