Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Schattengewerbe nicht eben an der Tagesordnung, und ich bezweifelte sehr, dass er den Begriff im üblichen Sinne des Wortes gebraucht hatte.
»Es ist folgendermaßen: Siehst du die drei Herren am zweiten Tisch hinter der Tür? Der Tisch gleich rechts in der Ecke neben dem Tresen? Sie haben vor, dir Ärger zu machen, und sie haben vor, schnell zur Tat zu schreiten. Ich kann es wirklich nicht leiden, wenn dergleichen innerhalb des Propellerfischs stattfindet, daher wüsste ich es wirklich zu schätzen, wenn du hinausgingst, ehe du sie auslöschst.«
Rasch warf ich einen Blick in die angegebene Richtung, darauf bedacht, das Auge nicht übermäßig lang beim fraglichen Tisch verweilen zu lassen. Nicht einen Moment zweifelte ich an Erks Worten, dennoch fragte ich mich, woher er sein Wissen nahm. Das besagte Trio erinnerte mich eher an Söldner aus Kadesh, weniger an die Art von Maulhelden, mit denen ich gerechnet hätte. Sie teilten sich zwei Schwerter, eine Axt, ein Kettenhemd und ein paar Brustharnische. Sie waren mir aufgefallen, als ich hereingekommen war, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich ihnen kaum Beachtung geschenkt.
Offenbar hatte Devin beschlossen, mir nicht die ganzen zwei Tage zu lassen, warum er aber nicht selbst in Erscheinung trat, war mir unklar. Aber diesem Rätsel konnte ich mich später nochwidmen. Inzwischen hatte ich dringendere Sorgen, zwei, um genau zu sein. Erks Bitte hatte einen kleinen Wurm eisiger Kälte freigesetzt, der sich nun in meiner Magengrube rührte.
»Wie kommt es«, fragte ich, so beiläufig ich nur konnte, »dass du so überzeugt bist, ich würde sie auslöschen? Ich bin nur ein Löhner und nicht gerade für einen Kampf gerüstet.« Ich tippte auf einen der langen Dolche, die einzigen Waffen, die ich sichtbar am Leib trug, ehe ich den Kragen meines leichten Lederwamses zurechtrückte. »Und das sind harte Männer, ausreichend bewaffnet und gepanzert für einen Krieg.«
Ein Mann mit einem Messer gegen ein Trio altgedienter Söldner deutet weniger auf einen Kampf hin als auf ein Massaker. Wer mir den Löhner abkaufte, konnte mir im Grunde keine reelle Chance einräumen.
Erk lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich war gerade zu einem Skip am Hof des Erzmagiers, als Lord Baskin sein hochverdientes und überaus zeitgerechtes Ende fand.«
»Oh.« Triss quetschte brutal meine Schulter, ließ sich aber darüber hinaus zu keinerlei offenkundiger Bewegung hinreißen.
Nicht dass das wichtig gewesen wäre. Baskin gehörte zu den ausgesprochen wenigen Aufträgen, die ich vor Zeugen auszuführen gezwungen gewesen war. Mein erster Schlag war von einem magischen Harnisch abgeprallt, von dessen Existenz ich nichts gewusst hatte. Er hatte aus seinen Räumlichkeiten flüchten können und es halb zum Rittersaal geschafft, ehe ich ihn einholen und ihm ein Ende machen konnte.
»Verdammt guter Läufer, dieser Baskin«, bemerkte Erk.
»Das war er, allerdings dachte ich, sämtliche Augen auf dem Korridor hätten zur Dienerschaft gehört.«
»Als solcher habe ich mich seinerzeit gesichtet.«
»Du weißt, was mein Kopf wert ist?«
»Gewiss«, entgegnete Erk. »Aber das ist nicht mein Problem. Als ich Oen hinter mir gelassen habe, habe ich auch all diesekleinen Spielchen zurückgelassen. Meine Welt ist diese Bar, und solange hier drin nichts Schlimmes geschieht, sind die Angelegenheiten meiner Auftraggeber ganz deren eigene Sache.«
Viel netter war mir gegenüber noch keine Drohung formuliert worden. Selbst wenn Erk mich nicht direkt verkaufen würde, besaß er doch etwas, für das ein ganzer Haufen Leute einen hohen Preis zu zahlen bereit wäre: Er kannte mein Postgöttingesicht. In jenen Tagen, in denen Namara am Leben gewesen war, hatte sie die Herstellung von Abbildern ihrer Schwertführer stets verhindert, hatte Künstler angerempelt, die versuchten, unsere Züge einzufangen, und die Zungen und Erinnerungen jener verdreht, die uns anderenfalls hätten beschreiben können. Nun, da sie fort war und Erk seine Erinnerung an mich aufgefrischt hatte, könnte er ein hübsches Sümmchen allein dafür einstreichen, eine ordentliche Zeichnung von mir fertigen zu lassen.
»Dann kümmere ich mich wohl besser draußen um mein kleines Problem, nicht wahr?«, sagte ich.
»Das wüsste ich wahrlich zu schätzen.«
Ich kippte den Rest meines zweiten Glases hinunter und warf einen bedauernden Blick auf die kleine Flasche, die enthielt, was mein drittes und viertes Glas hätte füllen sollen, ehe ich die
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