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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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»Es wird mir eine Freude sein, dir Schmerzen zu bereiten. Wann immer ihr bereit seid, Männer.«
    Die beiden traten vor und stellten sich rechts und links von mir an die Wand. Wenn ich den Kopf drehte, konnte ich entweder den einen oder den anderen sehen, aber nie beide zugleich.Ich musterte gerade den auf der linken Seite, Narbe, als Wiesel mir von rechts einen Hieb kurz unter dem Brustkorb auf die nackte Haut meines Bauches versetzte – sie hatten mich ausgezogen. Der Kerl schwang einen frisch abgeschälten Weidenzweig, ungefähr so dick wie das Heft eines Dolches, gleichermaßen schwer wie elastisch. Verdammt! Das tat so weh wie ein Fausthieb oder ein Tritt, war aber nicht annähernd so sehr dazu angetan, bleibenden Schaden zu verursachen.
    Ich drehte mich um und wollte nach ihm spucken, nur um von der anderen Seite einen Schlag auf den Wangenknochen zu kassieren – Narbe benutzte einen viel dünneren Zweig, passend für die Feinarbeiten. Verdammt! Immerhin war meine Wange nicht aufgeplatzt. So gerade nicht. Wiesel schlug erneut zu, ungefähr auf halber Höhe meines Oberschenkels. Und dann wurde es ziemlich hässlich, als die beiden mich eine Weile von Kopf bis Fuß bearbeiteten. Sie waren wirklich gut. Nie schlugen sie hart genug zu, um mir irgendetwas zu brechen, und sie führten die Schläge mit genug Abstand, dass ich jeden einzelnen gut abgegrenzt zu spüren bekam, ohne dass die Empfindungen ineinander hätten übergehen können. Aber die Weidenruten taten mir nicht halb so sehr weh wie meine Angst um Triss.
    Beherrsche den Schmerz, lass dich nie von ihm beherrschen.
    Ich zwang mich, aus dem Schmerz hinauszutreten, wie man es mich gelehrt hatte, ihr Tun auf einer taktischen Ebene zu erfassen, statt es ganz nach Gefühl wahrzunehmen. Auf der persönlichen Ebene war dies eine höchst professionelle Abreibung, aber wozu? Es gelang mir einfach nicht, das Ganze auf sinnvolle Weise in einen größeren Rahmen einzufügen.
    Sie konnten nicht auf Informationen aus sein, denn sie hatten keine Fragen gestellt, ehe sie angefangen hatten, auf mich einzudreschen, und Schläge waren so oder so eine beschissene Methode, wenn es darum ging, echte Informationen herauszukitzeln. Die meisten Leute würden alles sagen, was ihre Peinigerihrer Meinung nach hören wollten, nur um sie zum Aufhören zu bewegen. Noch wichtiger war, dass ich gar nichts wusste. Seit dem Sturz des Tempels hatte ich nichts Bedeutendes getan. Devin kannte sämtliche Geheimnisse, die ich kannte, noch aus der Zeit vor dem Tod der Göttin, und selbst wenn er sie nicht kennen würde, Namara war in ihr Grab gefahren. Nichts von all dem war heute noch wichtig.
    Als Rekrutierungstaktik ergab es auch keinen Sinn. Hätte ich auch nur die mindeste Neigung verspürt, mich mit Devin und den anderen Verrätern an Namaras Gedächtnis zusammenzutun, wäre dies wie ein Dolchstoß für alle derartigen Pläne gewesen. Devin kannte mich gut genug, um das zu wissen. Aber es war auch keine gute Methode, um den übrigen flüchtigen Klingen – Jax, Siri, Loris – eine Botschaft zu senden, denn sie alle waren so wenig wie ich davon angetan, bedrängt zu werden.
    Das Einzige, was mir in den Sinn kam, war, dass Lok und seine Jungs freischaffend waren und mich auf eine Weise, die keine Spuren hinterließ, schlugen, weil es ihnen ganz einfach Spaß machte, einer Klinge Namaras die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Devin war ein inkompetenter Mistkerl. Erneut ertappte ich mich bei dem Wunsch, ich hätte auf dem Marchon-Anwesen nicht gezögert. Hätte ich Devin gleich getötet, als ich sah, wie er die Schwerter entehrte, die Namara ihm gegeben hatte, dann wäre all das nie passiert. Aber das hätte auch Zass das Leben gekostet, und trotz all der Schläge wusste ich auch in diesem Moment, dass ich keines Finsterlings Tod auf mein Gewissen laden wollte, wenn ich es nur irgendwie vermeiden konnte.
    Was mich wieder zu der Sorge um Triss zurückbrachte. Zu diesem Zeitpunkt verlor ich die Kontrolle, wurde vielleicht sogar ein bisschen verrückt, schrie und fluchte und warf mich eine unbestimmbare Zeit lang hin und her. Ein Schlag mit der flachen Hand holte mich von diesem Abgrund zurück, auch wenn vor allem das abweichende Geräusch in mein Bewusstsein drang,weniger der Schmerz des Hiebes, der meine Lippen gegen meine Zähne presste.
    »Was?« Ich schüttelte den Kopf, um die Welt wieder in korrekte Dimensionen zu rücken. Der Teil von mir, der den Schlag gehört hatte, erinnerte

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