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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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eine darunter. Wieder spürte ich eine Art elektrischer Entladung, als er starb.
    Das waren zwei.
    Die Hefte, die aus seinem Rücken emporragten, benutzte ich wie die Griffe eines Pauschenpferds, um herumzukreiseln und mich mit den Füßen voran durch die Luft zu befördern. Den letzten Mann traf ich seitlich am Knie und zertrümmerte ihm das Gelenk. Es war ein kalkuliertes Risiko, aber notwendig in Anbetracht unserer relativen Positionen. Der war verdammt gut und schneller wieder kampfbereit, als ich gehofft hatte.
    Zweieinhalb.
    Im Stürzen führte er einen kraftvollen Hieb gegen mich. Ich wehrte seine Klinge mit der Innenseite meines linken Unterarms ab, wo ich eine zweite Scheide trug. Sein Schwert zerbrach das Messer und riss die Scheide los. Die Riemen brannten auf meiner Haut und forderten Blut. Dann rollte ich mich fort, und der zweite Hieb des Schwerts krachte hinter mir auf das nasse Kopfsteinpflaster.
    »So muss das nicht enden«, sagte er verzweifelt. »Sag mir nur, was du willst. Ganz gleich, was es ist, ich tue es.«
    Ich klappte die Laterne mit einem Tritt zu und stürzte so die ganze Straße in tiefe Dunkelheit. Dann kehrte ich meinen Griff um, sodass ich den Dolch an der Klinge hielt.
    »Das glaube ich nicht«, gab ich zurück.
    Mein Arm zuckte voran und abwärts, schleuderte das Messer. Meister Kelos hätte das nicht gebilligt, und damit läge er vermutlich richtig – ein Messer zu werfen war stets eine riskante Geschichte und üblicherweise ein äußerst dummer Zug im Kampf gegen einen besser bewaffneten Gegner, ganz gleich, was die Schankstubenhelden behaupten mochten. Aber natürlich war das Risiko in diesem Fall überschaubar. Mein Feind konnte sich weder weit noch schnell bewegen. Außerdem zahlte sich ein Risiko bisweilen auf erfreuliche Weise aus, wie die Klinge,die sich soeben tief in die Kehle des Kadeshi grub, anschaulich bewies.
    Und manchmal auch nicht.
    Als er starb, blitzte der Dolch gleißend hell auf – ein magischer Blitz zog sich vom Knauf zu meiner rechten Hand. Weitere Blitze schossen von dort zu den beiden anderen Leichen und hielten mich in einem Netz aus Licht und Schmerz fest. Meine Wahrnehmung der Welt zerfiel zu einem wilden, kunterbunten Wasserfall unsinniger Formen, und ich konnte – nur für eine Sekunde – Farben sowohl kosten als auch hören.
    Ich hatte mir einen Todesfunken eingefangen, und ich war ein Idiot.
    In einer schmutzigen Pfütze fiel ich auf die Knie. Ich hatte es nicht kommen sehen, denn Klingen sind immun gegen Todesfunken. Die Göttin beschützt uns. Aber die Göttin war tot. Wenn ich noch einen Beweis dafür gebraucht hatte, dann hatte ich ihn nun.
    Das tat mehr weh als der Todesfunke, und der Schmerz trug mich davon in die Finsternis.

5
    D ie Welt schmeckte blau, was wiederum ziemlich ähnlich schmeckte wie übel verbrannter Schinken, und sie roch wie ein magischer Blitz. Die Welt tat außerdem weh, vor allem in meinem Kopf. Oh, und ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben. Das Traurige an der Sache war, dass das Aufwachgefühl in diesem Moment nichts anderes war als eine seltsame, neue Variation eines alten, vertrauten Themas. Also griff ich automatisch nach dem Schlauch Dünnbier, der stets am oberen Ende meiner Pritsche lag. Oder genauer, ich versuchte es.
    Denn nun stellte ich fest, dass ich meine Arme nicht bewegen konnte und auch sonst nicht viel. Ich war gefesselt. Dann erinnerte ich mich an den Todesfunken, und der erklärte die Schmerzen und meine Lage und das Farbschmecken. Danke, Devin, du scheißefressender Bastard . Statt gegen meine Fesseln anzukämpfen, hörte ich vollständig auf, mich zu bewegen, kaum dass die tief in mir verwurzelten Verhaltensweisen wieder zum Vorschein kamen. Beinahe konnte ich Meister Kelos hören, wie er mir einpaukte, was ich im Falle der Gefangenschaft zu tun hatte.
    Verbirg deine Stärke .
    Ich öffnete ein Auge einen winzigen Spalt weit und erkannte ... dass ich absolut orientierungslos war und erneut schwer gegen den dringenden Impuls ankämpfen musste, mich zu übergeben. Was zum Teil an dem ins Auge stechenden, gleißenden Licht der Magierlampe lag, die wenige Fuß vor meinem Gesicht hing. Aber auch an dem plötzlichen, mentalen Haltungswechsel. Statt, wie ich ursprünglich angenommen hatte,auf dem Rücken zu liegen, befand ich mich aufrecht und stierte in einen Kellerraum, der das Wort Kerker einfach hinausbrüllte.
    Gegner zählen, Fluchtwege lokalisieren, Aktiva auflisten.
    Ich

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