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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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sich auch, dass irgendwann zwischendurch eine Frage gestellt worden oder ein Befehl gefallen war. »Könntet ihr das bitte wiederholen?«
    Lok packte mein Kinn und drehte meinen Kopf nach rechts, sodass ich ihn direkt anblickte. Vor dem blendenden Weiß der Magierlampe, die nur wenige Fuß weit entfernt war, sah er alles andere als menschlich aus. Sein halbes Gesicht lag in solch einem tiefen Schatten, dass es eigentlich gar nicht mehr da war, und die andere Hälfte war verschwommen und so fahl wie ein durch die Nacht wandernder Untoter.
    Er beugte sich so nahe heran, dass wir uns mehr oder weniger küssten und ich seinen fauligen Atem roch. »Ich sagte, Schwertführer , ich will, dass du mir alles erzählst, was du über einen Mann weißt, der sich selbst Devin Nachtklinge nennt.«
    »Warte mal, was?« Ich kniff die Augen zu und blinzelte dann mehrmals, während ich versuchte, seinen Worten einen Sinn abzuringen.
    Was er gerade gesagt hatte, wich so weit von dem Blatt ab, auf dem meine Lesart der Dinge verzeichnet war, dass ich seine Worte kaum fassen konnte. Gehörten sie etwa nicht zu Devins dressierten Ratten? Welchen Grund konnten sie haben, mich zu prügeln, um Informationen über Devin zu erhalten?
    Lok ließ mich los, trat zurück und sprach sehr langsam und sehr deutlich: »Devin Nachtklinge, dein ehemaliger Waffenbruder, erzähl uns von ihm, oder das, was du bisher erlitten hast, wird dir bald vorkommen wie die Liebkosungen deiner toten Göttin.«
    Ich setzte einen weiteren Punkt auf Loks Toter-Mann-Strichliste und klappte den Mund zu einer Antwort auf, doch es kamnichts heraus. Nachtklinge. Nachtklinge? Wirklich? Wann hatte Devin Urslan gegen einen sprechenden Namen eingetauscht, der förmlich auf das Grab der Göttin spuckte? Wichtiger noch: Wenn diese beiden nicht zu Devin gehörten, dann hatte mein Ausgangspunkt zur Abbildung des größeren Ganzen nicht nur höchst verschwommene Ergebnisse gezeitigt, sondern zu weiter nichts als einem Durcheinander verspritzter Farbe in einem finsteren Atelier geführt.
    »Schlagt ihn weiter«, sagte Lok.
    Narbe verpasste mir einen an die Seite des Halses, knapp über dem ledernen Kragen. Es brannte wie Gottes eigene Hummel. Und es half mir aus meiner Benommenheit heraus. Was mehr an der Bedrohung als am Schmerz selbst lag. Ein Zoll weiter vorn, und er hätte mir den Kehlkopf zerschmettert. Ich konnte es mir nicht leisten, jetzt zu sterben, vor allem um Triss’ willen. Außerdem wollte ich doch zu gern ein paar ernste Worte mit diesen Burschen und meinem lieben alten Freund Nachtklinge wechseln, ehe ich meiner Göttin folgte.
    »Wartet«, sagte ich. »Angenommen, euer Devin und meiner sind ein und dieselbe Person, dann erzähle ich euch mit Freuden alles, was ich weiß.« Zur Hölle, wenn Zass nicht wäre, wäre ich mehr als nur ein bisschen in Versuchung geraten, ihnen dabei zu helfen, ihn an meiner Stelle hier festzuschnüren.
    Lok starrte mich ungläubig an. »Angenommen, es ist dieselbe Person? Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, es könnte mehr als einen Exschwertführer namens Devin geben, der sich in dieser Stadt herumtreibt, oder?«
    »Das ist ein Argument.« Ich nickte so entschlossen, wie es meine Fesseln erlaubten. »Was wollt ihr wissen?«
    »Fangen wir mit seinen langfristigen Plänen für die Baronin an.«
    Ich sagte nicht »Woher verdammt noch mal soll ich das wissen«, aber ich dachte es. »Das könnte ein Problem sein. Ich habeDevin seit fünf Jahren nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung, welche Pläne er derzeit verfolgt.«
    Lok schüttelte bekümmert den Kopf. »Willst du uns weismachen, du wärest nicht der Mann, mit dem diese Nachtklinge vor zwei Nächten auf dem Marchon-Anwesen gesprochen hat? Denn ich glaube dir nicht. Denk also genau nach, ehe du antwortest, anderenfalls könnte ich auf die Idee kommen, die Jungs zu bitten, dich noch eine Weile zu bearbeiten, ehe ich dir weitere Fragen stelle, dieses Mal aber weniger zurückhaltend.«
    Ich hätte Lok gern gesagt, dass ich ihn auslöschen werde. Ich hätte ihm gern verständlich gemacht, was für eine wirklich dumme Idee das alles war, ganz besonders das, was er mit meinem Vertrauten gemacht hatte. Doch das würde Triss auf kurze Sicht nur noch mehr in Gefahr bringen. Aber auf lange Sicht war Lok ein toter Mann.
    »Nein«, sagte ich. »Das war ich, aber es war meine erste und einzige Begegnung mit Devin. Davor habe ich ihn zum letzten Mal ungefähr einen Monat vor dem Sturz des Tempels

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