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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Schnittwunden und Blutergüsse, lauthals nach meiner Aufmerksamkeit zu verlangen. In einer Nische mit steilen Wänden, die zwischen zwei Dachgauben auf der Leeseite eines Daches lag, fand ich eine vorübergehende Molle. Das Gebäude, ein ehemaliger Tempel Calrens, des Erzählers erster und ehemaliger inzwischen verstorbener Herrscher des Himmels, war solider erbaut als die meisten anderen Häuser dieser Gegend.
    Ich klemmte mich in die Lücke und ließ mich nieder, um über meinen nächsten Zug nachzudenken. Fisch stand für die nächsten Tage eindeutig nicht auf meiner Speisekarte, und ichwar auch nicht geneigt, den Greifen aufzusuchen, und sei es auch nur für kurze Zeit, bestand doch immerhin die Möglichkeit, dass meine Feinde ihn bisher noch nicht bemerkt hatten. Es gab noch ein paar andere Tavernen, in denen ich mein Glück versuchen konnte, wollte ich noch etwas mehr von meinem Blut durch das Wasser ziehen. Aber nach meiner Unterhaltung mit Fei und dem anschließenden Tanz mit Deem hatte ich das Gefühl, dass für solch ein Unterfangen derzeit viel zu viele Haie darin herumschwammen.
    Ich brauchte zuverlässige Informationen über Maylien und das Haus Marchon, umso mehr, sollte es sich bei der Baronin, die Deem auf Feis Hintern angesetzt hatte, um die Marchon handeln. Ich konnte mich nicht erinnern, dass Marchon Verbindungen zum Königshaus unterhielt, abgesehen davon, dass die Schwester des alten Barons seinerzeit auf Ashviks Bedürfnis nach gerade halb so alten Bettgenossinnen eingegangen war. Aber vielleicht hatten sich die Dinge inzwischen geändert. Ich musste herausfinden, was da passiert war.
    Falls es mir gelang, die Informationen an einem verschwiegenen Ort zu erhalten, der weit genug von meinen gewöhnlichen Unterschlupfen entfernt war, so könnte ich die Gelegenheit wahrnehmen, um selbst zu verschwinden, und der Geschichte so doppelten Nutzen abringen. Und ich kannte einen passenden Ort, doch den konnte ich nicht aufsuchen, ohne vorher einen kurzen Abstecher zu meiner Hauptmolle im Stall des Greifen zu unternehmen. Das war ein Problem einerseits, weil ich den Greifen unter Verschluss halten wollte, andererseits, weil ich meine Feinde nicht zu meinem nächsten Bestimmungsort führen wollte.Wenn ich wirklich abtauchen wollte, musste ich eine Möglichkeit finden, meine Spur zum und vom Greifen zu verwischen, was erheblich einfacher wäre, wenn ich wüsste, wo sie mich erstmals aufgespürt hatten ... Moment. Konnte es wirklich so einfach sein?
    Ich drehte mich zum Dach um, wo mein Schatten auf den Schindeln lag und im Zwielicht kaum mehr zu sehen war. »Triss, du kannst doch ... ich weiß nicht, ist ›wittern‹ der richtige Ausdruck für das, was du mit Zass in den Alten Stallungen gemacht hast?«
    Triss nahm seine Drachenform an und sprach mit leiser Stimme: »Nein. Wir würden es ...«, hier verfiel er in seine Muttersprache und gab eine Art gutturales Zischen, vermengt mit flüssigen Untertönen, von sich. »›Kosten‹ käme der Sache schon näher, aber die menschliche Sprache kennt eigentlich kein passendes Wort dafür. Ihr habt die entsprechenden Sinne einfach nicht. Es hat was mit dem Zusammenspiel von Licht und Schatten und der Natur des Immerfinsters zu tun.« Er zuckte mit den Schwingen. »Das Gefühl zu erklären ist ausgesprochen schwer.«
    »Also gut ... schätze, wir nennen es einfach kosten. Wenn du kosten konntest, wo Zass war, kannst du das dann auch mit dir selbst machen?«
    »Natürlich.«
    »Warum habe ich früher noch nie etwas davon gehört?«
    Triss ließ die Flügel sinken und schaute beschämt drein. »Die Ältesten der Finsterlinge und die Hohen Meister haben uns angewiesen, nicht mit unseren Gefährten darüber zu sprechen. Sie sagten, das sei ein Geheimnis der Namara. Mir hat das nie gefallen, aber ich konnte mich den Ältesten nicht widersetzen, nicht, solange ...« Seine Stimme verklang. Er wollte den Tod der Göttin nicht erwähnen, aber ich wusste auch so, was er meinte. »Dann, nach dem Untergang des Tempels, habe ich nie daran gedacht, da wir keinen anderen Finsterlingen begegnet sind.«
    »Wie funktioniert es?«
    »Wenn ein Schatten auf etwas fällt, hinterlässt er eine Art ...« Weitere Zischlaute. »Nenn es ein Nacharoma seiner selbst, das für eine Weile an der Oberfläche haftet. Je dunkler der Schatten, desto stärker sein Aroma .« Er breitete die Flügel aus undschwang die Spitzen auf eine Weise vor und zurück, in der ich eine Geste zu erkennen

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