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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er sein Ziel traf –, blies ich, so kräftig ich nur konnte. Kaum hatte der Pfeil das Rohr verlassen, griff ich zu meinen Schwertern.
    Im gleichen Moment verwandelte Triss sich wieder in einen Drachen und drückte sich flach auf die Bohlen unter mir und fing an zu pressen. Genau wie an dem Tag, als er mich aus Loks Kerker befreit hatte, schob er die Flügel voran, während er sich gleichzeitig auf Stecknadelkopfgröße zusammenzog. Und dann fiel ich durch ein drachenförmiges Loch in der Decke, die Schwerter in den Händen. Ich landete auf den Füßen und rollte mich rückwärts ab. Noch im Hochkommen drehte ich mich um und stürzte voran, um dem Wachmann die Hand am Gelenk abzutrennen, ehe er das Seil von dem Pfeil befreien konnte, der es derzeit am Tisch festnagelte.
    Der Wachmann umklammerte seine Hand und fing an zu schreien, aber nur kurz. Dann brachte ich ihn mit einem Hieb mit dem zweiten Schwert zum Schweigen. Als ich gerade die Handabhackklinge aus dem Tisch befreien wollte, kreischte Maylien ein mir fremdes Wort mit einer Stimme, die nicht nur lauter war als die des Wachmanns, sondern auch angstvoller.
    Als ich mich umdrehte, sah ich sie über meine Schulter hinwegdeuten in die Richtung des Fallbeils, und ich wusste, ohne überhaupt hinzusehen, dass sich im toten Winkel des Gucklochs ein weiterer Wachmann verborgen hatte. Ich ließ das eine Schwert im Tisch stecken, wirbelte auf den Fußballen herum, ließ mich zu Boden fallen und glitt auf dem Bauch auf das herabsausende Fallbeil zu. Die Entfernung war kurz, die Zeit, die mir blieb, aber auch.
    Alles, was ich noch tun konnte, war, dem kleinen Weidenkäfig mit der leeren Hand einen kräftigen Stoß zu versetzen und zu hoffen, dass ich schnell genug dort war. Der Käfig holperte davon, einen winzigen Moment, bevor die Klinge an der Stelle ankam, die er besetzt gehalten hatte. Dabei hätte ich eine Handverloren, wenn Triss es nicht geschafft hätte, die Klinge ein paar Zoll über dem Boden abzufangen.
    Das erforderte all seine Kraft und Konzentrationsfähigkeit, zumindest für ein paar Sekunden. Und trotz Triss’ Eingreifen hatte das Fallbeil mein Handgelenk eingeklemmt, womit ich gefährlich hilflos dalag. Nach Kräften bemüht, nicht darüber nachzudenken, wie es sich anfühlen würde, wenn der andere Wachmann seine Waffe tief in meinen Rücken rammte. Schnell schob ich mein Schwert unter die Schneide der größeren Klinge und benutzte es als Hebel.
    Kaum hatte ich meine Hand befreit, rollte ich mich herum und zielte auf die Stelle, an der ich den Wachmann zuletzt gesehen hatte – den Wachmann, der so zuvorkommend gewesen war, mich nicht rücklings zu erdolchen. Was vermutlich etwas mit seinen Schreien und dem Kreischen und Fauchen von Mayliens Vertrautem zu tun hatte, denn beides ertönte aus der gleichen Richtung. Aber ich hatte keine Zeit, nachzusehen.
    Meine Reflexe oder pures Glück führten mich direkt zu den Schienbeinen des Wachmanns, der sogleich zu Boden ging. Ich machte mir nicht die Mühe, aufzustehen, sondern wechselte nur vom Obergriff zum Untergriff und bohrte ihm das Schwert tief in die Seite, drehte es in der Wunde und hebelte auf der Suche nach etwas Lebenswichtigem in seinem Körper herum. Irgendwann im Verlauf meiner Bemühungen hörte der Mann auf, sich zu bewegen. Maylien verstummte, und ihr Vertrauter hörte auf zu knurren. Für ein paar kurze Sekunden herrschte gesegnete Stille, und ich hatte genug Muße, um zu sehen, dass der Käfig auseinandergefallen sein musste, nachdem ich ihm den Stoß versetzt hatte. Der Vertraute Mayliens war freigekommen und hatte mir so das Leben retten können. Dann hörte ich Applaus.
    »Wirklich gut gemacht, Aral. Ja, wirklich gut. Hättest du das ein paar Minuten früher getan, dann wärest du jetzt schon zur Tür heraus.«
    Das war Devins Stimme.
    Scheiße.
    Ich drehte mich auf den Rücken und hob abwehrend das Schwert. Als Schild taugte es nicht viel, aber es war alles, was ich hatte.
    »Kein Grund, so ein Drama zu veranstalten«, sagte er. »Hätte ich dich töten wollen, hätte ich den Mund gehalten und den Abzug durchgezogen.«
    Devin stand mit einer Armbrust in der Tür, deren Pfeil direkt auf mein linkes Auge zeigte. Ich zweifelte nicht daran, dass er noch einen Moment zuvor exakt auf die Stelle gezielt hatte, an der mein Rückgrat mit dem Schädel verbunden war. Ebenso wenig bezweifelte ich, dass der dunkle Schmierfleck an der Spitze mich binnen Minuten

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