Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
uns unseren Weg leichter machen, wenn ich dich überzeugen könnte, dich dem Rest von uns anzuschließen.« Vermutlich aufgrund eines Hinweises, den ich ihm unbeabsichtigt geliefert hatte, trat Devin nun weiter in den Raum hinein und entfernte sich seitlich von der Tür, sodass er eine Mauer im Rücken hatte. »Zum Henker auch, du müsstest dich nicht einmal an der Mittelbeschaffung beteiligen, wenn du nicht willst.«
»Auftragsmorde, meinst du?«, fragte ich. »Kein Interesse.«
Triss gab ein zustimmendes Zischen von sich.
»Ich ziehe ›bezahlte Assassinierung‹ vor, wenn es recht ist.« Devin bewegte sich wieder, trat ein Stück weiter zur Seite und lehnte sich mit einem Bein an den Tisch, auf dem noch immer die Hand seines Schergen neben dem Schwert lag, mit dem ich sie abgetrennt hatte – dabei zielte die Armbrust die ganze Zeit unverwandt auf mein linkes Auge. »Aber das ist nicht alles, was wir tun. Wir heuern dieser Tage eine Menge unabhängiger Leute an. Die Arbeit unterscheidet sich nicht so sehr von der, die du als Löhner hier in Tien leistest. Aber das Spiel müsstest du nicht mitspielen.
Nach unserer letzten Begegnung habe ich Rücksprache mit unserem Obersten Rat gehalten, und wir sind übereingekommen, dass du ein ausreichend wichtiger Fang bist, um dir ein neues Angebot zu unterbreiten. Du und Triss, ihr könnt euch uns in beratender Funktion anschließen und die nächste Generation in den Fertigkeiten unterweisen, die du so trefflich beherrschst. Es wäre dir nicht gestattet, den Rat zu wählen, aber an deinen Händen würde nicht ein Tropfen Blut kleben.«
»Dieser Rat, von dem du dauernd sprichst, wer soll das sein?« Und wo zum Henker blieb die Krongarde? Hatten sie Devins Ankunft verpasst?
»Tut mir leid, aber solange du nicht dazugehörst, ist es nicht nötig, dass du außer meinem noch andere Namen kennst. Um genau zu sein, hättest du auch meinen nicht erfahren, würdest du mich nicht so oder so kennen.« Dann schüttelte er bekümmert den Kopf. »Du wirst keine Vernunft annehmen, oder?«
»Vernunft? Ist das dein Ernst? Immerhin bittest du mich hiernicht darum, eine neue Generation Klingen auszubilden. Namara ist tot. Nein, du willst, dass ich dir dabei helfe, ein Assassinenheer zu schaffen, das frei ist von jeglichen ethischen Beschränkungen. Einen Mörderorden, der niemandem außer sich selbst gegenüber in Form dieses Rats verantwortlich wäre. Und dann erzählst du mir, an meinen Händen würde kein Blut kleben, wenn ich das täte? Indirektes Blut ist auch Blut.«
»Bist du sicher, dass du nicht noch einmal darüber nachdenken willst? Nein, ich sehe dir an, dass du das nicht tun wirst. Ich schätze ...«
Abrupt verstummte er, wirbelte um die eigene Achse und schoss mit der Armbrust in schiefem Winkel durch die Türöffnung. Im Gegenzug ertönte ein ersticktes Gurgeln von draußen – das unverkennbare Geräusch von jemandem, dem ein Pfeil in die Kehle gefahren war.
Die Krongarde war da. Jetzt musste ich nur noch lange genug überleben, um Maylien zu befreien und das Weite zu suchen.
15
D evin verschwand in einem Pfuhl von Schatten. Als der erste Krongardist zur Tür hereinplatzte, züngelte der Schatten auf ihn zu, und der Soldat verlor seinen Kopf. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits in Bewegung, rollte mich auf die Schultern ab und schnellte gleich darauf vorwärts auf die Beine.
»Erwischt!« Der Schatten regte sich wieder, und das Schwert, das ich in dem Tisch hatte stecken lassen, schoss kreiselnd auf mich zu. Der Feind meines Feindes und so weiter.
Ich streckte die rechte Hand aus, und das Heft klatschte direkt hinein, ein perfekter Wurf von Devins Seite. Ich stürzte zu Maylien, als zwei weitere Krongardisten auf der Schwelle starben. Ehe ich noch irgendetwas tun konnte, um sie von den Ketten zu befreien, explodierte, angetrieben von Magie, die Rückwand des Saals in den Raum hinein. Ein Dutzend weiterer Krongardisten stürmte durch eine erstickende Wolke aus Holz- und Putzstaub auf uns zu.
Die erste Angreiferin versuchte, mich mit ihrem Woldo aufzuspießen, einer Stangenwaffe, deren Ende die Form eines Schwerts hatte, und ich musste Maylien sich selbst überlassen, um den Hieb abzuwehren. Staub drang mir in Nase und Kehle, und ich hustete heftig, blieb aber in Bewegung. Ehe die Gardistin sich von ihrem eigenen Vorstoß erholen konnte, war ich schon dort und öffnete ihre Kehle mit einem Rückhandschnitt.
Als ich einen weiteren Hieb abwehrte, krächzte ich
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