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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Maylien über die Schulter zu: »Halt aus. Ich befreie dich in einer Sekunde.«
    »Scheiß drauf!«, gab Maylien in einer Hustenpause zurück.»Ich befreie mich selbst. Kümmer du dich um die Krongardisten. Bontrang!«
    Der kleine Gryphinx schoss an meinem Kopf vorüber, als ich zwischen zwei Gardisten rutschte und dabei einen mit einem aufwärtsgerichteten Schwertstoß unter die Rippen tötete und dem anderen mit einem rückwärtsgerichteten Tritt das Knie brach. Letzterem riss Triss die Kehle heraus, als mein Schatten auf ihn fiel. Während ich an dem toten Gardisten vorbeihuschte, schoss ein Pfeil hinter meinem Kopf durch die Luft. Ich drehte mich um, um nach dem Schützen Ausschau zu halten, doch Devins Schatten verbarg ihn plötzlich vor meinen Blicken, also hörte ich auf, mir den Kopf über ihn zu zerbrechen.
    In rascher Folge tötete ich drei weitere Gardisten und wollte mir gerade einen vierten vornehmen, als Triss plötzlich schrie: »Runter!«, worauf ich mich zu Boden fallen ließ. Sämtliche Haare auf meinem Rücken richteten sich auf, als ein magischer Blitz bogenförmig die Stelle passierte, an der ich gerade noch gestanden hatte. Hastig rollte ich mich nach links ab und entging knapp einer Wurfaxt, ehe ich wieder auf die Füße sprang, gerade noch rechtzeitig, um eine weitere Axt mit dem Schwert abzufangen.
    Dann war der Elitehauptmann über mir, eine kurze Streitaxt in jeder Hand, und ich musste feststellen, dass ich arg schnell vor ihm zurückweichen musste, während er massiv auf mich eindrang. Die nächsten Sekunden vergingen wie unter einem Schleier, als wir Dutzende von Hieben und Kontern austauschten, und zwar in einem Tempo, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr hatte durchhalten müssen. Er war besser als ich, jedenfalls besser, als ich zu diesem Zeitpunkt noch war, und ich kam nicht an ihn heran. Ich konnte ihn daran hindern, mich aufzuschlitzen, aber nur knapp und bedrängt von der beständigen Sorge, sein Steinhund könnte mich jeden Moment von hinten anfallen.
    Dann kam mir Triss zu Hilfe, ummantelte mich binnen eines Augenblicks und überließ mir seine Sinne. Der Hauptmann hätte mich in diesem Moment der Wandlung, ehe ich Triss’ Bewusstsein vollständig in mein eigenes aufgenommen hatte, beinahe erwischt. Die Klinge seiner linken Axt riss mir zwischen Achselhöhle und Lende einen großen Streifen Stoff aus dem Hemd, wobei die Rückseite schmerzhaft über meine Rippen donnerte.
    Ich konterte mit einem Hieb auf die Leiste des Hauptmanns. Mit einem Sprung nach hinten wich er im letzten Moment aus, klug genug, dem Schwert, das er innerhalb des herumwirbelnden Schattens nicht sehen konnte, zu entgehen. Ich folgte ihm, drängte ihn immer weiter zurück. Triss’ Gegenwart schenkte mir nicht nur den Vorzug des unsichtbaren Angriffs, sie gestattete mir auch, alles um mich herum in drei Dimensionen durch sein Nichtsehen zu »sehen«.
    Das wiederum offenbarte mir, warum der Steinhund mich nicht angegriffen hatte. Der Hund und ein halbes Dutzend Krongardisten waren mit einem Schatten beschäftigt, in dem sich Devin verbarg – sie waren nicht darauf gefasst gewesen, es mit zwei Schwertführern zu tun zu bekommen. Das Nichtsehen verriet mir auch, dass Maylien und Bontrang daran arbeiteten, sie zu befreien, indem sie wiederholt eine Art gering ausgeprägter magischer Energieentladungen in den Schlössern an ihren Ketten auslösten. Eine mühselige Arbeit, die viel mehr Zeit erforderte, als die Schlösser einfach zu knacken, aber das war unumgänglich, wollte sie sich nicht versehentlich die Hand abreißen. Das Wichtigste aber war, dass mir das Nichtsehen eine kaum wahrnehmbare Bewegung auf dem Korridor jenseits der Tür aufzeigte, durch die der erste Gardist hereingekommen war. Wahrscheinlich weitere Bogenschützen.
    »Devin, pass auf die Tür auf, wir bekommen Gesellschaft!« Für einen Moment war es beinahe wie in alten Zeiten, und ichmusste mir gewaltsam bewusst machen, dass wir bestenfalls vorübergehend als Verbündete gelten konnten.
    »Bin beschäftigt! Kümmer du dich darum!«
    Aber auch aus der anderen Richtung tauchten weitere vier Gardisten auf, um ihrem Hauptmann zu Hilfe zu kommen, und gemeinsam drängten sie mich erneut in die Defensive. In dieser Gruppe hatten alle Woldos, und sie benutzten die Schwertspeere dazu, wieder und wieder blind in meine Schattenhülle hineinzustechen. Auf individueller Basis war dem leicht auszuweichen, doch es war deutlich schwerer, wenn die Hiebe aus

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