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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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verschiedenen Richtungen kamen, zumal ich den Hauptmann mit seinen Äxten und den Bannen, die er vermutlich in der Hinterhand hatte, nicht aus den Augen lassen durfte. So war die Lage, als der erste Pfeil sich zu meinen Fersen in den Boden bohrte.
    Die Bogenschützen konnten nicht direkt auf mich anlegen, ohne dass ihnen der Hauptmann und seine Speerkämpfer in die Schussbahn gerieten, aber sie konnten durchaus in die grobe Richtung meiner Füße schießen und hoffen, dass sie Glück hatten. Ich überlegte gerade, ob ich es mir erlauben könnte, kehrtzumachen und die Bogenschützen anzugreifen, als Maylien einen wahrhaft krassen magischen Feuerstoß auf sie losließ.
    In diesem Moment brach die Welt auseinander. Das magische Feuer entzündete die immer noch in der Luft hängende Staubwolke und löste so eine heftige Explosion aus. Die Detonation zerstörte, was noch von der Wand zwischen Audienzsaal und Korridor übrig gewesen war, woraufhin die Decke einbrach.
    Zumindest glaubte ich, dass es so war, als ich mich zu den Folgen umschaute. In diesem Augenblick aber hörte ich einen lauten, donnergleichen Krach von drinnen und wurde auf den Hauptmann und seine Leute zugeschleudert. Irgendwie gelang es mir, mich nicht umbringen zu lassen, als wir gemeinsam in den großen Speisesaal hinter dem Audienzsaal purzelten.
    Inzwischen hatte ich meine Schwerter fallen lassen, mich zusammengekrümmt und rollte nun mit der Macht der Explosion davon, ganz wie man es mich gelehrt hatte. Die Wucht trug mich durch den halben Saal und schleuderte mich mit markerschütternder Gewalt gegen und durch die Beine der mir am nächsten stehenden Stuhlreihe. Als ich unter dem Tisch zum Halten kam, glaubte ich mit absoluter Gewissheit, mein Glück hätte mich im Stich gelassen. Ich lag in einem Wirrwarr aus den Überresten zweier oder dreier zerschmetterter Stühle, war unbewaffnet und leichte Beute für jeden, der noch auf den Beinen war. Und da brach die Decke ein und brachte diverses Gerümpel vom Speicher und einen Teil des Daches mit und kehrte die Richtung um, die mein Glück genommen hatte.
    Der Tisch, der mir zunächst wie eine Falle vorgekommen war, hatte sich plötzlich in einen schützenden Unterschlupf verwandelt. Gewiss, ich musste mich immer noch von den Stuhltrümmern befreien, aber das war schnell genug erledigt. Über der alten lag nun natürlich eine neue Sammlung aus offenen Wunden und Blutergüssen, aber keine der Verletzungen war allzu ernst und nicht ansatzweise vergleichbar mit dem, was ich erlitten hätte, wäre die Decke auf mir gelandet. So rasch wie nur möglich glitt ich mit steifen Gliedern unter dem Tisch hervor und sah mir den Schaden an.
    Diverse Schreie und kaum wahrnehmbare Regungen in dem Schutt zeigten mir andeutungsweise andere Überlebende des Kampfes und des Deckeneinbruchs, doch wie es schien, hatte noch niemand es geschafft, sich selbst auszubuddeln. Das schien mir ein perfekter Zeitpunkt für einen abrupten Abgang zu sein, also machte ich mich in die Richtung auf, in der ich Maylien zuletzt gesehen hatte, in der Hoffnung, sie lebendig und reisebereit vorzufinden.
    In diesem Moment hörte ich Devin rufen: »Aral, hilf mir! Der Hund hat mich erwischt!« Er sprach keuchend, und in seiner Stimme schlugen sich Schmerz und Panik nieder.
    Als ich seinen Schreien folgte, entdeckte ich den Steinhund, ein monströses Etwas nahe der Stelle, an der einmal eine Außenwand gestanden hatte, die Pfoten in einen niedrigen Pfuhl aus Schatten gedrückt. Die gewaltige Bestie war mit Staub und Schutt bedeckt, was auch der Grund dafür war, dass ich sie zuvor nicht gesehen hatte, doch sie schien unverletzt zu sein. Wieder drehte ich mich in Mayliens Richtung um, doch ich konnte nicht umhin, mir Devin – meinen einstigen Freund – vorzustellen, festgenagelt unter der gewaltigen Last der steinernen Pfoten, die ihm langsam die Rippen brachen.
    So konnte ich ihn nicht sterben lassen. Verdammt sollte ich sein, doch ich konnte es einfach nicht, und das, obwohl ich wusste, dass er das Ansehen unserer Göttin beschmutzt hatte. Ich konnte der Elite keinen Schwertführer in die Hände fallen lassen.
    Das Komische ist, dass der alte Aral genau das binnen eines Herzschlags getan hätte. Aral Königsmörder hätte sich angesehen, was Devin getan hatte, und er hätte nur Schwarz und Weiß gesehen und Devin ohne Zögern zum Tode verurteilt. Aber der neue Aral hatte diesen klaren Blick auf seine Bestimmung verloren. Er wusste zu viel

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