Die Zerbrechlichkeit des Gluecks
McHenry. Er und Davis klatschten sich gegenseitig ab.
Dann folgten sie Arthur und seiner verrückten Meute zu den Cavanaughs.
Daisy Cavanaughs Zuhause gehörte zu den größten Häusern in Riverdale. Es war weiß, modern, die drei verglasten Ebenen erhoben sich jeweils in einem anderen Winkel, um so den Blick auf den Hudson noch besser einzufangen. Es war fast, als hätte jemand es aus Kalifornien an die Ostküste verfrachtet, so wenig hatte es gemein mit den umliegenden Häusern im Tudor- oder neogeorgianischen Stil. Das Haus machte für sich selbst Reklame.
Obwohl die Straße gar nicht so steil bergauf ging, schlug sich McHenry immer wieder hustend an die Brust und wiederholte beim Gehen ständig: »Muss das Gepaffe endlich stecken«, was Jake für bloßes Getue hielt, aber vielleicht war es das gar nicht. Vielleicht hatte McHenry seine Lunge ja mit siebzehn tatsächlich schon ruiniert. Man konnte die Musik, wirklich laute Musik, schon wummern hören, und aus der ersten Ebene des Hauses leuchtete blaues Licht, als wäre drinnen ein Swimmingpool, obwohl alle behaupteten, der Swimmingpool sei hinten im Garten. Die Party fand im Untergeschoss statt. Der Haupteingang des Hauses befand sich etwas weiter oben an der Straße. Auf dieser untersten Ebene waren die Garage, das von Arthur erwähnte kleine Kino, der Spieleraum und die Hausbar mit Theke. Und die Sauna. Und der Umkleideraum mit Zugang zum Pool. Das alles bekam Jake von Henry erklärt. Er sei schon mal dort gewesen, sagte Henry, als die Cavanaughs für eine Vorschultante, die in Rente ging, eine Abschiedsparty ausrichteten. Unter der hatten er und Daisy in unterschiedlichen Jahrgängen gelitten, und zu ihrer Abschiedsfeier waren alle ehemaligen Schüler und deren Familien eingeladen gewesen.
McHenry ging als Erster rein, um die Lage zu peilen, während sich die Jungs auf der Straße dicht zusammendrängten und Arthur einen Joint rumgehen ließ. Obwohl es Mai war, wurde es draußen allmählich kalt. Der Wind peitschte über den Fluss, und Jake wünschte fast, er wäre zu Hause und würde sich einen Film anschauen. Arthur und seine Freunde waren nicht gerade berauschende Gesprächspartner, und die übrigen Jungs wussten inzwischen auch nicht mehr so recht, was sie noch verzapfen sollten. Also standen sie da, die Hände in den Hosentaschen, traten auf den Zehen wippend von einem Fuß auf den anderen und beäugten sich gegenseitig. Davis textete auf seinem Handy herum auf der Suche nach Action, für den Fall, dass diese Party offiziell gelaufen war.
»Maya und Chloe sind bei Chloe zu Hause und machen sich Strähnchen. Cantor und ein paar andere sind im Blue and Gold im East Village, aber wie zum Teufel kommen wir da hin? Josh sagt, auf der Park Avenue hängen auch noch ein paar ab. Hatten wir aber schon.« Und dann, an Django gewandt: »Wir hätten vielleicht in der Stadt bleiben sollen, keine Ahnung.« Er war echt schnell mit dem Ding.
»Okay, dann gehen wir eben wieder«, sagte Django, ein ziemlicher Nerd, der kaum mal den Mund aufmachte, außer er redete mit Davis. »Für mich war’s das hier.«
Jake hatte sich gerade an Henry gewandt und ihm zugeflüstert: »Ich fahr dann nach Hause«, als eine Lexus-Limousine hinter ihnen heranfuhr. Luke, der Scheißkerl, saß am Steuer, Audrey auf dem Fensterrahmen des Beifahrersitzes, ihren Hintern in der engen kleinen Hängematte ihrer schwarzen Jeans, und schlug mit den Fäusten den Takt auf dem Auto. »Aloha, Jungs«, sagte sie, als Luke grinsend an ihnen vorbei in die Einfahrt bog.
Da kam McHenry, den Daumen aufmunternd in die Höhe gereckt, heraus. »Drinnen gibt’s Bier«, sagte er. Als er an Luke vorbeiging, der gerade ausstieg, boxten sie die Fäuste aneinander. (Die beiden hingen manchmal zusammen ab, eine Tatsache, die McHenry Extrapunkte an Respekt verschaffte, was ihm sehr wohl bewusst war.) Dann ging Luke auf Audreys Seite hinüber und schwang sie quasi aus dem Fenster. Sie schlang wie ein Koalababy Arme und Beine um ihn, und so trug er sie ins Haus.
Henry bemerkte Jakes Blick auf Audrey.
»Vergiss es, Alter«, sagte Henry.
»Halt die Klappe«, gab Jake zurück.
Einen Augenblick herrschte dicke Luft zwischen ihnen. Das hatte es vorher noch nie gegeben.
Dann meinte Henry: »Mann, ey, der sagt, drinnen gibt’s Bier.« Er klopfte Jake auf die Schulter, und sie folgten den anderen, die hinter McHenry bereits ins Haus trotteten.
Die geräumige, helle Eingangshalle hatte doppelte Deckenhöhe, und rechts
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