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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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herunter.
    »Ho, ho.« Als Daisy schwankte, ergriff Audrey ihren linken Arm.
    »Jake«, sagte Daisy.
    »Tut mir leid, Daisy«, sagte Jake, dem es tatsächlich leidtat. »Das hätte ich nicht machen sollen, das alles. Ich glaub, ich bin betrunken. Ich bin zu schnell aufgestanden. Alles okay? Mann, tut mir echt leid.«
    »Schon gut.« Daisy wurde ein bisschen rot. »Wieso redest du so?«
    »Ich bin betrunken.« Er schaute umher. »Wo ist Henry?«, wandte er sich über ihre Schulter hinweg an McHenry.
    »Ich glaub, der ist gegangen«, sagte McHenry.
    »Gegangen?«
    Jake konnte es nicht fassen, dass Henry ohne ihn abgehauen war.
    »Der konnte bei jemand mitfahren, glaub ich, oder sie haben sich ein Taxi geteilt. Keine Ahnung, der hat Leine gezogen.«
    »Und James?«
    »Rate mal.« McHenry schüttelte den Kopf über Jake, diesen Trottel. »Es sind Zwillinge, Mann.«
    »Na, dann hast du deine Mitfahrgelegenheit eben verpasst.« Daisy zupfte Jake an der Hand. »Komm, wir gehen rauf. Meine Eltern kommen erst morgen Nachmittag wieder. Du könntest hier übernachten.«
    »Ein richtiges Date mit Übernachten«, sagte Luke. »Na dann los, Kumpel.« Er kam Jake richtig betrunken vor, viel betrunkener als er selbst. Luke zog die Wörter beim Sprechen so komisch in die Länge. Hatte er vielleicht was eingenommen?
    Audrey musterte Luke mit kühlem Blick. Man konnte nicht erraten, was sie dachte. Dass er ein Arschloch war oder dass das hier ein blöder Witz war – eins von beiden oder etwas ganz anderes. Audrey sagte gar nichts, vielleicht dachte sie auch überhaupt nichts. Vielleicht war das, was Jake für geheimnisvoll hielt, einfach Leere, ein großes, leeres Banner aus gedehntem Nichts. Oder vielleicht sollte es ein Wundverband sein, für innere Qualen. Vielleicht tat ihr alles im Inneren so weh wie ihm. Sie war ihm ein Rätsel. Sie war ein Orakel. Eine Sphinx.
    »Die sieht nach minderjährig aus, Mann«, sagte McHenry, den Blick auf Daisy gerichtet. »Andrerseits, du bist ja selber auch noch nicht alt genug, oder? Luke hat recht, nur los. Wenn ihr beide noch nicht volljährig seid, was soll’s?« Er zuckte lässig die Achseln.
    Der beifallheischende Blick, den er Luke dabei zuwarf, war nicht cool, sondern eher unterwürfig, aber Luke war anscheinend so abgefuckt, dass er nichts schnallte. Er nickte McHenry beipflichtend zu. Diese Scheißkinnpartie. Mit so einer Kinnpartie konnte er alle Weiber dieser Welt kriegen. Ganz egal, wie stockbesoffen Luke war – dass er gut aussah, ließ sich nicht leugnen. Je abgefuckter er war, desto besser sah er aus, mit seinen rosigen Wangen und den leuchtenden blauen Augen, dem blonden Haar und den rötlich gelben Bartstoppeln.
    Audrey schälte sich Lukes Arme von der Taille. Als eine seiner Riesenpranken frei war, fuhr er sich damit unter die Nase und schniefte kräftig. Ein durchsichtiges Schleimfädchen blieb kurz an seinen Fingerknöcheln haften, bevor er es abwischte. Vielleicht waren sie alle auf Kokain.
    »Daisy.« Audrey stand auf und streckte sich. Mit ihren Armen hob sich auch ihr schwarzes T-Shirt, und Jake konnte sehen, dass ihr Bauchnabel mit einem kleinen goldenen Ring gepierct war. Oh Mann, wie er sie hasste! Es war, als hätte sie ihren Nabel bloß gepierct, um ihm eins draufzugeben. »Ich muss mal aufs Klo. Willst du mit?«, fragte sie.
    Sie war also doch ein menschliches Wesen: Sie musste aufs Klo. Heiße, goldene Pisse kam aus ihr herausgeströmt, und er stellte sich vor, wie er sich hinkniete und sie in den hohlen Händen auffing. Audrey konnte auch nett sein. Nett zu Daisy. Netter als Jake.
    Er liebte sie wieder. Plötzlich liebte er Audrey von ganzem Herzen. Er würde alles tun, bloß um sie berühren, an ihrer Haut riechen zu können.
    »Oh ja, geh mit Audrey aufs Klo«, sagte Luke, der sein Entzücken kaum verhehlen konnte. »Ich liebe es, mit Audrey aufs Klo zu gehen. Manchmal hält sie mein Ding …«
    »Du bist ein Arschloch«, sagte Audrey.
    Wieder schlang er die Arme um sie, packte sie noch fester um Brustkorb und Taille und fing an, ihren Hals mit Küssen zu bedecken.
    »Aber ich bin dein Arschloch«, erwiderte Luke.
    Audrey versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, dann kicherte sie plötzlich, und er hielt ihr Kinn mit einer Hand fest und drehte ihr Gesicht zu sich her für einen langen, zu langen Filmstarkuss.
    Sie zogen eine Show ab. So viel war klar. Extra für ihn. Um ihn zu quälen.
    »Komm, Jake.« Daisy zupfte an ihm.
    »Nein«, sagte Jake.
    »Na komm

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