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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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eigentlich dein Problem, Alter?« Henry lief tiefrot an. »Ich will dir bloß helfen. Verdammte Kacke.« Er wandte sich ab und ging zu dem Film hinüber.
    Jake nahm wieder einen Schluck aus der Bierflasche, die nun fast leer war.
    »Willst du noch ein Bier, Jake? Ich hol dir eins.« Daisy lächelte ihn an.
    Jake spürte auf einmal, wie die Wut in ihm hochstieg. Scheiß auf Henry. Scheiß auf Audrey. War ihm doch egal, wenn sie oben war, um Luke einen zu blasen! War ihm doch scheißegal.
    »Das wär toll, Daisy«, sagte er. »Ich kann’s mir aber auch selber holen …«
    »Wir können ja zusammen gehen.« Als sie seine Hand leicht drückte, schaute Jake verwundert hinunter – er hatte nicht damit gerechnet, ihre Hand da zu finden. Ihr Nagellack war abgeblättert, und das Nagelbett sah noch eckig aus, wie bei einem kleinen Kind. In welchem Alter wurden bei einem Mädchen eigentlich die Fingernägel länger?, überlegte er. Hatte es mit der Pubertät zu tun? Oder kam es danach, so wie der Bartwuchs bei manchen Jungs? So sahen Cocos Nägel aus, wie kleine altmodische Fernsehapparate, wie winzige Kästchen. Daisys Hand fühlte sich sogar so an wie die von einem Baby. Von einem Bärenjungen, kam es ihm in den Sinn. Er sagte es in Gedanken: »Ihre Hand fühlt sich an wie eine kleine Pfote, wie eine Teddybärenpfote.« Er war echt bescheuert, manchmal konnte er sich selber nicht ausstehen.
    Scheiß drauf, was soll’s! Jake erwiderte ihren Händedruck. Daisy lächelte ihn an, ein großes, breites Lächeln, als ob ihr der Händedruck besondere Kräfte verliehen hätte, wie ein übersinnlicher Proteindrink. Schon weil sie so reagierte, kam er sich toll vor. Er bekam einen Ständer. Sie zupfte sanft an seiner Hand und führte ihn durchs Gedränge auf die Wanne mit dem Bier zu. Na, dann konnte er sich ja auch gleich betrinken, dachte er. Schließlich war es eine Party.
    Sie knutschten hinten im Filmvorführraum herum, Jake auf einem Platz am Mittelgang mit Daisy auf dem Schoß, die mit den Füßen nicht ganz bis zum Boden reichte. Er hatte eine Hand unter ihr ärmelloses Top geschoben, über ihren spitzenbesetzten BH, der sich kratzig anfühlte. Ihre ganze Brust passte in seine Handfläche, wie ein Gummiball. Der Film war längst vorbei, der Bildschirm aber immer noch hell erleuchtet. Sie waren nicht das einzige Pärchen im Raum, außer ihnen gab es noch drei andere, alle in dieses bläuliche Nachfilmleuchten getaucht. Von Zeit zu Zeit, wenn er Luft holte oder sich den Mund abwischte, zählte Jake seine Gefährten nach, denn irgendwie wollte er mit Daisy nicht allein sein. Es war, als ob die anderen ihn davon abhielten, zu weit zu gehen. Er hatte einen ziemlichen Ständer, und Daisy rutschte ständig auf seinem Schoß hin und her. Sie hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und streichelte ihm ab und zu über Schultern und Rücken.
    »Mmmm«, machte sie. »Du fühlst dich so gut an. Deine Muskeln sind so stark«, flüsterte sie ihm ins Ohr und ließ ihre Zunge heiß und feucht um den Rand schnellen.
    Jake hatte eine ganze Menge getrunken; ihm war schwindlig. Er hatte überhaupt keine starken Muskeln und fand es deshalb widerlich, als sie es sagte. Außerdem war ihm irgendwie schlecht, so dass er sich vielleicht noch, bevor der Abend vorbei war, übergeben musste.
    »Jacobyyy.« McHenrys Stimme hörte sich komisch an, irgendwie spießig. »Jacobyyy und Meyers, verdammt …«
    Jake schaute an Daisys Blondkopf vorbei, die Lippen immer noch fest auf ihre gepresst. Da waren sie, Luke und McHenry, und lachten ihn aus.
    Luke sagte: »He, Alter, kleine Mädchen vernaschen, was?« Audrey stand ein Stückchen hinter Luke, doch dann legte er den Arm um ihre Taille und schwang sie vor sich wie einen Schutzschild oder wie das Opfer bei einer Geiselnahme. Luke sah dabei ziemlich besoffen aus und ging so grob mit ihr um, dass ihre Füße kurz vom Boden abhoben, bevor sie wieder aufkamen.
    »Whooaa.« Audrey verdrehte gekünstelt die Augen.
    »Komm.« Daisy sah zu den beiden hinüber, ihr Blick hatte etwas Hungriges. »Sie sind raus aus meinem Zimmer, Jake. Wir können raufgehen …«
    Jake schaute in ihr Babygesicht. Es war wie ein heller, runder Mond, leuchtend und offen. Er sah Luke und Audrey und McHenry nacheinander an.
    »Nöö, Daisy«, sagte er. »Es ist schon spät. Ich geh jetzt lieber nach Hause …«
    »Warum so eilig, Mann«, sagte McHenry. »Gib doch der Lady, was sie will.«
    Als Jake aufstand, rutschte Daisy von seinem Schoß

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