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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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davon im Wohnzimmer konnte Jake großformatige Kunstwerke hängen sehen. Im Esszimmer zur Linken sah er leuchtende Kupferwände, und eine lange, anmutig geschwungene Treppe führte hinauf zu den Schlafzimmern.
    »Nach unten«, sagte Henry inzwischen wieder besänftigt und zeigte ihm den Weg.
    McHenry war bereits die Treppe hinunter verschwunden. Die Holzfußböden waren weiß gebeizt. Wie schafften die es bloß, das Haus so blitzsauber zu halten?, fragte sich Jake und hasste sich im selben Moment dafür. Typisch Sohn seiner Mutter! Er folgte Arthur, hinter ihm kamen Davis, Jonas und Django. Henry und James bildeten die Nachhut und traten im Zwillingsmodus auf, so wie sie es manchmal taten, wenn sie, die Köpfe zusammengesteckt, alle anderen außen vor ließen. Und wahrscheinlich redeten sie über ihn, dachte Jake, verwarf den Gedanken aber gleich wieder, weil er dumm war und zu nichts führte. Auf der Treppe kamen ihnen einige Pärchen auf dem Weg hinauf in die Schlafzimmer entgegen: hatten sich gerade getroffen und Lust auf Sex. Jake wollte schon nach vorn rufen und McHenry fragen, ob er Audrey gesehen habe, ob er sie und Luke auf der Treppe nach oben gesehen habe, aber er würde sich hüten, mit dem Scheiß anzufangen.
    Im Untergeschoss sah es aus wie im Film. Wie in einem von diesen Filmen aus den Achtzigern, die er und Henry sich manchmal so zum Gag reinzogen: Pretty in Pink oder der andere, Ist sie nicht wunderbar? , den er auf einer Party bei einem Mädchen in Ithaca mal über sich hatte ergehen lassen müssen. Hier roch einfach alles schwer nach Geld, ein komplettes Unterhaltungssystem war das hier unten. Live Snake röhrte gerade aus einer sagenhaften Musikanlage, und das Mobiliar sah zum Sitzen viel zu teuer und modisch unbequem aus, ganz in Leder und Chrom, dazu flauschige weiße Teppiche. Auf den Beistelltischchen aus Glas und Metall standen aber wie bei jeder Party Schälchen mit Chips und Salsa und M&Ms und Coladosen. Arthur und seine Entourage zogen in Richtung Billardtisch ab, aber McHenry bedeutete seiner Gang, ihm über den Flur zu folgen. Im japanischen Sprudelbad neben der Sauna sei Bier – hatte er ihnen draußen gesagt –, was auch stimmte. Wie Smaragde ragten die grünen Flaschenhälse nebeneinander aus dem Eis. Jeder Junge griff sich eine Flasche. In der Hautfalte zwischen Jakes Daumen und Zeigefinger fühlte sich das Glas kühl und glatt an.
    Ein paar andere Kids aus der Schule saßen auf Ledersofas, und durch eine offene Tür konnte Jake den separaten Filmvorführraum erkennen. Dort fummelten einige Pärchen aneinander herum, und ein paar Jungs, deren Namen er nicht kannte, brüllten etwas in Richtung Bildschirm. Scarface . Soeben war Al Pacino mit dem Gesicht voraus in einen Kokainhaufen gefallen, und die Kerle klatschten johlend Beifall.
    »Ey, Daisy«, sagte Henry. »Danke, dass du die Party hierherverlegt hast.«
    Jake wandte sich um und lernte ihre Gastgeberin kennen, ein kleines, dralles, eigentlich recht hübsches Mädchen mit Babygesicht und knallengen Jeans, die sie in ihre UGGs gesteckt hatte. Ihr blondes Haar war weiß gefärbt. Sie trug es offen, einige Strähnen waren hinter die Ohren geschoben, an denen jede Menge kleine Ohrreifen übereinander befestigt waren. Sie sah aus wie eine übertrieben geschminkte Elfjährige. Knopfaugen, aber leuchtend blau. Kleine Brüste, ein schwarzer, durch ihr ärmelloses Oberteil sichtbarer Spitzen-BH. Wenn sie die ganze Schmiere abwaschen würde, dachte er sich, wäre sie bestimmt hübscher.
    »Ey, Henry«, sagte sie. »Ey, Jake.«
    Er war überrascht, dass Daisy seinen Namen wusste. Er konnte sich nicht erinnern, sie in der Schule schon mal irgendwo gesehen zu haben.
    »Will einer von euch ein Freundschaftsband?« Sie hielt ihnen eine Handvoll rote Schnüre mit Perlen entgegen.
    »Klar«, sagte Henry, und sie band ihm eins ums Handgelenk. »Gleich zwei davon, eins für meinen Freund da.« Henry deutete mit dem Kopf zu Jake hinüber, der ihr gehorsam seinen Arm hinhielt.
    Daisy lächelte ihn an, während sie ihm das Armband befestigte.
    »Es gibt Bier.« Sie sagte es in einem Ton, der Jake zusammenzucken ließ, so erwartungsvoll klang es. Er zeigte mit der Flasche in ihre Richtung und sagte: »Danke. Wir haben uns schon bedient.« Dann reckte er den Hals und schaute hoch und an Daisy vorbei. Er konnte Audrey nirgends entdecken. Sein Blick begegnete dem von Henry, der aber den Kopf schüttelte.
    »Leck mich am Arsch«, sagte Jake.
    »Was ist

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